Piz Surparé (3078 m) à ma façon


Publiziert von rkroebl , 10. August 2012 um 11:32.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum: 8 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1380 m
Abstieg: 1380 m
Strecke:Bivio - Radons - Plang Tguils - P. 2586 - Gratrücken - Piz Surparé - Plang Tguils - Radons - Bivio (18 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto oder ÖV nach Bivio
Unterkunftmöglichkeiten:Verschiedene Hotels in Bivio. Ich war im Hotel Post vollumfänglich zufrieden mit Preis/Leistung und der freundlichen Bewirtung.
Kartennummer:1256 Bivio / Ausschnitt map.geo.admin.ch / GPS etrex 30

Skiberge im Sommer. Gar keine schlechte Idee, hatte mir schon vor einigen Tagen die schöne Tour zum Piz Surgonda bewiesen. Die Liste der potenziellen Kandidaten für neuerliches Vergnügen  hatte zwei Berge drauf, die sich ganz gut von Bivio an der Julierpassstrasse angehen liessen. Meine Wahl für heute fiel auf den Piz Surparé, einen Gipfel dem man durchaus nachsagen könnte, er sei ein wenig obskur, denn von weitem sehen tut man ihn selten - und wenn man ihn besteigt, sieht man den Gipfel auch erst im letzten Moment. Was die Routenwahl angeht, hatte ich freie Hand, denn ich kam ohne Ski daher und was ich über den Piz Surparé schon wusste, basierte auf Ski oder einer Route, von Juf im Avers her. Dass aus dieser gewissen 'Unbescholtenheit' heraus eine etwas skurrile, aber durchaus sinnvolle Route in Form einer '8' entstanden ist, wollen wir dem Zufall zuschreiben.

Vom Hauptwegweiser bei der Brücke in Bivio schlug ich den Bergwanderweg in Richtung Radons und Stallerberg ein. Man gewinnt da schnell an Höhe. In Anlehnung an die Skiroute, verliess ich auf einer Höhe von etwa 2300 m  Plang Tguils und stieg weglos auf die nächste höhere Stufe um oberhalb eines Felsbands  vom P. 2586 weitergehen zu können. Hier zeigte sich auch bald, was die Skifahrer wohl im Winter machen. Sie steigen über ein riesiges , stellenweise sehr steiles Schuttfeld hinauf unter den fast genau N/S  verlaufenden Gipfelgrat und die nach S orientierte Mulde unter dem Gipfel. Ich war viel zu unternehmungslustig um dem im Sommer auf diese Art nachzugehen und entschied vor Ort, dass dann meine Abstiegsroute durch diese Halde gehen würde. 

Mich immer möglichst hoch am Hang haltend ging ich weiter unter einem nach S in Richtung Stallerberg verlaufenden Felsband. Die Idee war, eine Stelle zu finden, an der ich das Band überwinden konnte, um so auf den gemäss Karte breiten Bergrücken zu gelangen. Dort wollte ich dann von S nach N zum Gipfelgrat aufsteigen. Das war der Plan. Er hat auch funktioniert, denn eine durchsteigbare Lücke in der Felsbarriere fand ich recht schnell nach ein paar hundert Metern, ungefähr in der Mitte zwischen P. 2835 und P. 2742. Spannend daran war, dass die Lücke nichts anderes offenbarte, als den Blick auf ein nächstes Felsband! Gut, auch dieses war zu überwinden, was allerdings mit etwas Gekraxel (I) in einem Couloir mit zerbröselndem Schiefer verbunden war, wo ich mir auch eine Schrecksekunde einhandelte. Ein klar im Berg feststeckender Block von der Grösse eines Reisekoffers verabschiedete sich unter meiner Hand talwärts als ich vermessenerweise meinte, ich könne mich ein wenig dran hochziehen. Er hat mir noch einen Abschiedskuss ans rechte Schienbein gegeben, immerhin. "Grüsse aus Bivio", sagt das Bein jetzt in rotblau.

Der Plan ging aber auf, ich fand mir auf dem breiten Rücken wieder und marschierte, teilweise in distanzierter Begleitung von zwei jungen Steinböcken nach N. Der Rücken wird langsam schmaler und zum Grat. Er endet abrupt an einem etwa 15 m hohen Felsturm, der den Weiterweg versperrt. Um auf dem Grat weiter zu kommen boten sich die Varianten 'drüber', 'links' und 'rechts' an. Ich rekognoszierte kurz und entschied mich klar für 'rechts', denn 'drüber' wäre vielleicht möglich gewesen, hätte aber aber nichts gebracht und 'links' war viel zu gefährlich. Ich umrundete den Pfeiler also mittels kurzem Abstieg in die Südmulde und stieg dann dort direkt zum Gipfel auf. Ein paar Fussspuren kamen mir entgegen, ich nehme an, sie stammten von StefanP und Familie, die ein paar Tage zuvor das gleiche Ausweichmanöver gemacht haben müssen. Meine Tour auf den Piz Surparé war längst geplant, ich schon auf dem Weg nach Bivio, als ich den Hikr-Tourenbericht von StefanP zu Gesicht bekam. Meine Route war eine ganz andere, aber immerhin verdanke ich dem Bericht, dass ich das gut versteckte Gipfelbuch gefunden habe. Wer die Fotografie des Büchleins mit dem Eintrag der Vorbesteiger ansieht und den Berg bestiegen hat, wird wie ich Chapeau! sagen, zu Jan's Leistung, die er als "nicht so streng" beschrieb. Übrigens, bei mir war das Wetter auch 'olala'!  

Nach ausgiebiger Pause am Gipfel, der eigentlich nur aus dem Steinmanndli besteht, machte ich mich mehr oder weniger auf der Diretissima durch die Südmulde und den langen Schuttkegel auf den Weg ins Tal. Es war eine gute Idee, da ab- und nicht aufzusteigen, denn zumindest im oberen Teil liess sich der Schutt streckenweise ganz gut 'besurfen'.  Ich entschied mich, dann gleich bis zum Bergwanderweg Stallerberg - Bivio abzusteigen, wodurch die '8' im Routenprofil entstanden ist.

Ein toller Berg, ich will noch mehr 'sottige'. Einen habe ich für den folgenden Tag im Visier, den Piz Turba. Davon aber an geeigneter, separater Stelle.

Tourengänger: rkroebl


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Geodaten
 12315.gpx Piz Surparé

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Kommentare (3)


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Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 10. August 2012 um 19:58
Hallo Ray,
da haben wir ja Gemeinsamkeiten ... - denn auch ich möchte mehr "sottige" Schuttberge besteigen ;-)) Allerdings wird dies für mich erst nächstes Jahr wieder möglich sein.

Habe erst jetzt festgestellt, dass ich genau 1 Tag vor Dir auf dem Piz Surgonda war; wir haben uns also knapp verpasst ...
LG, Richard

rkroebl hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. August 2012 um 23:29
Hoi Richard
Ja, der Surgonda, das war eine schöne Tour in ausserordentlicher Landschaft. Die Felsfarben! Ha, schon das zweite Mal, dass wir uns fast über die Füsse getrampelt sind. :-) Ja, Oberhalbstein und Oberengadin, da hat's noch einige Schuttperlen zu geniessen. Ich mach' mal vorwärts, damit Du was zu lesen hast für Deine Pläne im nächsten Jahr. :-)
LG, Ray

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. August 2012 um 15:13
super, dann schon mal danke für's "Rekognoszieren" ;-)).
Ich habe zwar noch viele Projekte im Köcher; aber gerne werde ich auch weiterhin Deine Berichte studieren ... - und wer weiss, vielleicht stolpern wir uns ja wirklich mal noch über die Füsse! LG


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