Über den Hundskopf auf die Hohe Fürleg


Publiziert von maxl , 3. Juli 2012 um 12:45. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:28 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch das Straßengewirr nördlich überm Inntal nach Gnadenwald. Dort auf die Mautstraße (früh dran sein, sonst 4,50€) zur Hinterhornalm.
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Der Schnee verabschiedet sich nun schön langsam auch aus den höheren Regionen, so kann man die Tourenplanung wieder etwas optimistischer gestalten. Trotzdem wählten wir für die Tour eine südseitige Exposition, man weiß ja nie. Das, gepaart mit einem nicht allzu weitem Anstiegs/-fahrtsweg ist im schönen Karwendel nicht allzuoft anzutreffen - gottseidank, denn es muss ja nicht alles übertrieben erschlossen werden. Die eigene Faulheit gepaart mit der zu erwartenden Hitze ließen dann aber die Recherchearbeiten intensivieren, und dass mit Erfolg. Auf der Südseite des Karwendels gibt es tatsächlich eine Möglichkeit, bis gut 1500m mit dem Auto hinaufzufahren und so die Anzahl der zu absolvierenden Höhenmeter doch entscheidend zu reduzieren. So fiel die Wahl also auf die tolle Grattour über den Hundskopf auf Tratenspitz, Walderkampspitz und die Hohe Fürleg, eine ungemein aussichtsreiche, aber (zumindest für meine bescheidenen Verhältnisse) keine allzu triviale Unternehmung.

Start um halb neun an der schön gelegenen Hinterhornalm, die man über eine Mautstraße von Gnadenwald her erreicht. Direkt von der Alm führt ein breiter Steig den Hang hinauf. An den Söllböden gelangt man an einen Abzweig, dort links und bald recht steil in die (um diese Tageszeit noch nicht zu heißen) Latschen. Der Steig gelangt nun bald in ein kleines Geröllkar, danach in die Schrofenzone und schließlich auf den Rücken, den man bei gut 1900m erreicht. Schon dort hat man neben dem stets grandiosen Inntalblick auch einen instruktiven Einblick auf die wilden Karwendelberge vis a vis, mitunter freilich Spritz- und Eiskarlspitz, Hochglück oder die Huderbank. Genußvoll wandert man den Rücken entlang (bis hierher max. T3), bis man - schon recht kanpp vor'm Gipfelaufschwung des Hundskopfes - an eine Verzweigung gerät. Der rechte Steig führt "rechts", also nördlich, um den Hundskopf herum, der linke steil und versichert eine Schulter hinauf direkt zum Gipfel. Da wir einen Aufwärmgipfel brauchen, nehmen wir den linken, klettern also recht ausgesetzt die Schulter hinauf, dann, ebenso ausgesetzt, aber einfach, über einen kleinen Grat und schließlich durch gutmütiges Gelände auf den Hundskopf mit seinem riesigen Kreuz. Das Gipfelbuch ist rappelvoll, viel los hier, aber wir sind früh genug dran und so alleine. Knappe zwei Stunden nach Aufbruch kommen wir oben an, die obere Passage ist wohl mit T4 und I zu bewerten.

Neben der phantastischen Aussicht (für die Hitze ist die Fernsicht tatsächlich ausgezeichnet) haben wir hier oben auch noch einen instruktiven Blick auf den weiteren Tourenverlauf zur Tratenspitz, deren Gipfelaufbau samt Kreuz schon gut zu erkennen ist. Nach einer kurzen Pause geht's also weiter. Um in die westlich vom Hundskopf gelegene Mannl-und-Weibele-Scharte zu kommen, steigen wir den Felix-Kuen-Klettersteig ab. Auch dieser scheint erst kürzlich renoviert - die allerorts photographierte Leiter treffen wir zusammengelegt am Gipfel an, stattdessen führen einige Tritthilfen steil am bombenfesten Fels die Westflanke hinab in die Scharte. Mit der Klettersteigbewertung tue ich mich schwer, vielleicht WS+.......

In der Scharte angekommen steht man vor einem sperrenden Felsriegel. Trittspuren und Markierungen führen leicht nach Süden an diesen heran und überlisten ihn durch ein rostiges Drahtseil versichert in einer kleinen Rinne (T4). Nun ist man auf dem aussichtsreichen Rücken angekommen, den man nun zunächst genußvoll erwandern kann. Nach einem zweiten Steilaufschwung wird das Gelände felsiger und der Rücken schnürt sich oben gelegentlich etwas enger zusammen, trotz einer gewissen Exponiertheit bleibt's aber leicht (nach wie vor T4). Man hält auf den Gipfelaufbau sowie den nördlich davon gelegenen super-brüchigen Bockkarlturm zu. In dem Schärtchen zwischen beiden kommt die technische Schlüsselstelle auf dem Weg zur Tratenspitz: eine kleine, gut 2m hohe glatte Platte muss überwunden werden. Eigentlich einfach, da ein Tritt in der Mitte ist, doch dieser ist klein und etwas schmierig, also gerade II. Danach geht's steil in durchgängigem I-er-Gelände den Gipfelaufbau direkt hinauf, bis man am schönen Kreuz angelangt ist, 1,5h ab Scharte, T4+ und II.

Andrea hat nun genug und genießt eine ausführlich Rast, ich sehe mir den Weiterweg zur Fürleg an. Zunächst gilt es, die Walderkampspitze zu gewinnen. Dazu in leichter Kletterei von der Tratenspitze hinab, dann scharf am plattigen Grat  über Gehgelände, schließlich leicht durch Schutt querend und am Schluss steil durch eine Rinne hinauf zur Walderkampspitze (T4+,I) Dort Steinmann und Buch - und endlich auch die Aussicht auf den letzten Gipfel, die Fürleg. Der Grat dort hinüber zeigt sich nicht eben freundlich, so weicht der Pfad meist in die schuttige, manchmal abschüssige Südflanke aus.

Die klettertechnische Schlüsselstelle liegt m.E. im Abstieg von der Walderkampspitze. Gerade hinunter ist das, denke ich, ein, zwar moderat ausgesetzter und fester, aber nicht ganz einfacher II-er. Danach hat man's abwechselnd mit südseitigen schuttigen Querungen auf spärlichen Tritten und gutmütiger I-er-Kletterei zu tun. Insbesondere die Schlussquerung direkt vor dem Gipfelaufbau der Fürleg fand ich recht unangenehm, da die Tritte dort extra-klein und rutschig sind, und Griffe nahezu nicht vorhanden, ich denke, T5 ist gerade dort vertretbar. Am Gipfel angekommen (eine gute 3/4h ab Tratenspitz) schieße ich ein paar Photos, stärke mich ein wenig, breche dann aber doch bald auf, man will ja die Begleitung nicht unnötig warten lassen.

Mit der gebotenen Konzentration gehe ich also zurück auf die Tratenspitze, und dann den aussichtsreichen Grat wieder hinab. Im Gras treffe ich auf Andrea, die sich's dort gutgehen hat lassen. Wir rasten noch ein wenig und steigen dann zurück in die Mannl-und-Weibele-Scharte. Nochmal auf den Hundskopf, das muss nun wirklich nicht sein. So wählen wir die nordseitige Umgehung, eigentlich den Zugangsweg zum Klettersteig. Dieser ist erstaunlich exponiert, aber mit (manchmal ziemlich schepsen) Drahtseilen versichert (T3+).  Zurück an der Ostseite des Hundskopfes muss nun noch der Abstieg gemeistert werden, der sich ob der Hitze leider wie Kaugummi in die Länge zieht. Doch für die tolle Tour ist das ein wirklich geringer Preis.....

Nach etwa 8 ein halb Stunden (samt reichlicher Pausen) kommen wir zurück am Auto an. Die Strecke ist zwar deutlich schneller zu schaffen, doch etwa die Angabe im Bruckmann Tourenführer (6h) halte ich für utopisch, zumal die Beschreibung dort suggeriert, dass die Tour auch für Gelegenheitswanderer geeignet sei. Ich halte diese Angaben im (sonst gelungen) Buch für fahrlässig. Treffender sind freilich die mitunter Berichte von Max und ADI. Wie sie zurecht darauf hinweisen, ist es nicht nur wegen der zeitweiligen Exponiertheit, sondern vor allem ob der Schönheit der Ausblicke ratsam, sich gut Zeit zu lassen, um die Tour auch wirklich genießen zu können. Und mindestens das haben wir auch geschafft....

Tourengänger: andl, maxl


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