Griesenbergertobel und Gesslerbrücke


Publiziert von Fico , 22. April 2012 um 15:14.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:21 April 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TG 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 420 m
Abstieg: 430 m
Strecke:Eschikofen-Griesenbergertobel-Griesenberg-Gesslerbrücke-Lustdorf-Wachbüel-Mettendorf
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Müllheim-Wigoltingen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Hüttlingen-Mettendorf
Kartennummer:1053 (Frauenfeld)

So bescheiden diese Tour auch aussieht, sie reiht sich in ein die Thurgauer Superlative. Angeblich ist das Griesenberger Tobel das tiefste Thurgauertobel und die Gesslerbrücke hat ihren Namen vom legendären, gleichnamigen Landvogt, der vor 700 Jahren auf Griesenberg gelebt habe, was historisch zwar nicht belegt werden kann und daher mehr Legende als feststehende Tatsache ist. Wie auch immer, die Wanderung hat ihren besondern Reiz. Nicht allein wegen der Hängebrücke, die über das Griesenbergertobel führt. Wer das Abenteuer liebt, geht zuerst durchs Tobel und erst anschliessend über die Hängebrücke. Einmal mehr beginnt die Wildnis gleich hinter der Zivilisation, kaum eine Viertelstunde zu Fuss, dort wo die Wege enden und umgestürzte Bäume das Weiterkommen erschweren. Bären hat es im Griesenbergertobel mit Sicherheit (noch?) keine, dafür Wildschweine, die sich allerdings nicht blicken lassen. Nur deren Spuren sind kaum zu übersehen. 

Vom Ausgangspunkt der Tour, dem Bahnhof Müllheim-Wigoltingen, gelangt man auf dem gelb markierten Wanderweg in 20 Minuten bequem nach Eschikofen. Diesem folgt man bis zum Waldrand, wo er rechts ansteigt. Um das Griesenbergertobel zu erkunden, verlässt man hier den offiziellen Wanderweg und folgt einer Forststrasse, die etwa 600 Meter weit ins Tobel hineinführt. Dort endet der Weg unmittelbar am Bachufer. Nun beginnt das Abenteuer: Der hintere Teil des Griesenbergertobels ist Wildnis pur. Nach dem Durchqueren des Bachbettes versperrt ein umgestürzter, moosbewachsener Baum das Weiterkommen. Dieser Baum muss überklettert werden, man lasse sich nicht - wie ich bei einer ersten Erkundung im Vorfrühling - von den Tierspuren verleiten, die bald einmal in die steile Tobelflanke hinaufführen! (Dafür bekam ich bei jener Gelegenheit die Reste des "Griesenberger-Gletschers" aus nächster Nähe zu Gesicht.) Solche Hindernisse, natürliche Schranken, die wie "Schlagbäume der Natur" aussehen, hat es noch mehrere. Ebenfalls muss mehrmals wieder der Bach durchquert werden und zudem ein kleines Seitentobel. Bevor das tiefe Haupttobel in einer scharfen Kurve in südöstlicher Richtung abbiegt, sieht man weit oben bereits einen Dachgiebel von Griesenberg. Doch wie kommt man hinauf? 

Meine Hoffnung konzentrierte sich auf einen alten Weg, der auf der 25'000er-Karte von 1990 noch eingezeichnet war. Alte Landkarten sollte man nie wegwerfen, sie verraten den Zugang zu verborgenen Schätzen... Irgendwo müsste dieser Weg noch liegen, wenn vielleicht auch verfallen und zugewachsen, unter Efeu und Dornen versteckt, vermutete ich. Wie lange ich gesucht habe, verrät meine GPS-Spur. (Ja, ich habe mir auch ein solches Spielzeug zugelegt und es auf dieser Tour erstmals ausprobiert, nachdem ich zuerst nur gestaunt über das technische Wunderding und zu Hause stundenlang an den Knöpfen herumgedrückt hatte wie ein Kind an der ersten Spielkonsole. Fortan muss ich meine Routen nicht mehr nachträglich mühsam von Hand einzeichnen und mir überlegen, wo genau ich abgezweigt bin. Meine Spur ist auf Schritt und Tritt unauslöschlich aufgezeichnet, nichts bleibt verborgen, jede Odyssee kann genauestens nachverfolgt werden!) Entweder habe ich nicht an der richtigen Stelle gesucht oder der Weg ist tatsächlich verschwunden, weil die Natur ihn im rutschigen Hang unter sich begraben hat. Jedenfalls habe ihn nicht gefunden. Zur Illustration und als Beweis, dass er einmal existierte, habe ich den Kartenausschnitt extra eingesannt. Vielleicht sind andere die besseren "Schatzsucher" als ich...

Nachdem der alte Weg unauffindbar war, suchte ich nach einer andern Möglichkeit um hinaufzukommen - und vor allem nach Halt im steilen und vom Regen der vergangenen Tage aufgeweichten Gelände. Nach einer längeren Trockenperiode wäre der weglose Aufstieg bestimmt leichter zu bewältigen. Unter den gegebenen Umständen boten einzig Äste, Stämme, Wurzeln und Grasbüschel Halt, so dass einige Stellen als T3 (oder sogar T4) zu bewerten sind, mit einer schönen Wurzelkraxelei zum Abschluss. Andernfalls würde sich dieser Abschnitt des Griesenbergertobels vermutlich innerhalb von T2 bewegen, insbesondere bei einem Aufstieg über den alten Weg - sofern es ihn noch gäbe und er gefunden würde... Einmal in Griesenberg angekommen, ist der ganze Rest der Tour ohnehin wieder T1.

Von Griesenberg aus braucht man nur den Wegweisern zu folgen, die Gesslerbrücke ist mehrmals gross angeschrieben. Ein ausgesprochen konfortabler, gut gestufter und mit Holzspänen ausgelegter Weg, mit einem Handlauf aus Holz an der Seite, führt hinab zur 25 Meter langen und anderthalb Meter breiten Hängebrücke, die seitlich mit Maschendrahtzaun gesichert ist. Welch ein Kontrast zum vorherigen Teil der Tour im naturbelassenen Tobel und dem abenteuerlichen Aufstieg im steilen und rutschigen Hang! (Nebenbei bemerkt, wer das Abenteuer nicht mag und die Tour dennoch machen möchte, kann auf dem Weg, der am östlichen Rand von Eschikofen hinaufführt, bequem nach Griesenberg wandern.) Nach der Gesslerbrücke bleibt man stets auf dem gelb markierten Wanderweg, der an einem idyllischen Waldweiher vorbei bis nach Lustdorf führt. Dort findet man bereits wieder Anschluss an den ÖV. Von Lustdorf aus bin ich auf der hier beschriebenen Route über Wachbüel nach Mettendorf gewandert, von wo aus man mit der Bahn im Halbstundentakt nach Hause fahren kann. Wer mag, kann von Lustdorf auch über den Immenberg/Imbebärg weiter nach Weingarten, und von dort weiter nach Münchwilen, und von dort weiter nach... Das ÖV-Wandernetz kennt keine Grenzen. Und wer partout nicht aufs Auto verzichten will, kann vor der Kiesgrube und dem idyllischen Waldweiher rechts abzweigen und über Grueb und Held zurück nach Eschikofen gehen. ;-)

Tourengänger: Fico


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Geodaten
 10456.gpx Griesenbergertobel

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Kommentare (1)


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wam55 hat gesagt: Tolle Erkundungen...
Gesendet am 23. April 2012 um 16:18
...machst du da fast direkt vor meiner Haustüre ;-)
Ich bin mit meinem Hund schon öfters bis zum Wegende am Bachufer gelaufen. Allerdings noch nie weiter.
Mein Weg führt normalerweise am Rastplatz/Grillplatz oberhalb Eschikofen vorbei, dann auf normalem Wanderweg bis Griesenberg.
Es hat in der Gegend aber noch mehrere Wege, die einfach irgendwo aufhören.

Gruss vom Werner


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