Der Schatz im Griesenberger Tobel, Eschikofen
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Von Märstetten komme ich über Bonau nach Eschikofen.
Kaum habe ich die Häuser des Dorfs hinter mir gelassen, sehe ich einen frisch benagten Obstbaum auf einer Koppel nahe dem Bach. Da war der Biber am Werk. Wenig oberhalb ist ein Stauweiher, in dem der Biber mit Ästen eine Burg unter Wasser gebaut hat.
Entlang des Unterlaufs des Bachs sind zahlreiche Nagespuren zu sehen.
An der Stelle, wo ich das Velo links des Bachs abstelle, kreuzt der breite Weg einen Witzpfad, der von links durch den bewaldeten Hang nach rechts an den Bach führt. Dort gehe ich lang und erreiche einen breiten Kiesweg auf der Gegenseite des Bachs.
Der Kiesweg ist durch umgestürzte Bäume, Buchen und Eschen, mehrfach versperrt, aber man kommt durch.
Der Weg endet dann im Bachbett.
Hier kreuzt sich mein Weg mit dem, den Fico beschrieben hat /Wanderung vom 22.04.2012/:
https://www.hikr.org/tour/post49058.html
Eine Querung des Bachs beim aktuellen Wasserstand würde mir hier nasse Füsse bescheren. Ich folge Wildspuren rechts die Böschung hoch. Es ist sehr rutschig und gutes Schuhwerk ist angebracht. Zwei Buchenholzsplitter benutze ich, um sie in die Böschung einzustechen und mich daran hochzuziehen, während ich mich mit den Schuhen abstosse. Auch hier immer wieder geborstene Bäume, eine halbierte Esche mit wunderschöner Maserung.
Hier oben gabelt sich die Wildspur. Ich nehme die obere Route. Das war nicht die schlauste Entscheidung. Denn oben stelle ich fest, dass die obere Route durch ein Mergelband läuft, an einer Stelle schon ausgebrochen ist und ein Ausrutschen unweigerlich zum Sturz über das Felsband unterhalb führt, von wo es in der Böschung haltlos weiter abwärts geht. Aber da ich die heikelste Stelle mit einem Sprung überwunden hatte, war eine Umkehr auch nicht mehr sinnvoll. Der Weg führte dann um die Ecke, und bald sah ich eine laubgefüllte Rinne nach unten, die über das Felsband führte. Ich näherte mich dem Übergang vorsichtig und sprang dann runter. Jetzt nach links, zum Felsband mit seinen Farnen und der knallgelben Flechte auf dem Sandstein, die man von unten und von der Gegenseite im Winter schon von weitem sieht. Auch hier gibt es überhängende Felsen, wo man im Zweifelsfall Schutz vor Regen finden würde.
Dann Abstieg zum Tobelbach. Mehrere Sandsteinbrocken verteilen sich malerisch im Bachbett, von prächtigen Farnen bewachsen.
Ich quere den Tobelbach und steige entlang eines kleinen Zuflusses auf der rechten Seite /in Fliessrichtung gesehen / auf. Da höre ich ein tiefes, verärgertes Geräusch. Ein Rudel von Wildschweinen läuft davon, den Tobel aufwärts. Es sind viele Jungtiere dabei, die zwar kein Weiss mehr im Fell haben, aber nur halb so gross wie die erwachsenen Tiere sind. Es sind mindestens zehn. Ich warte, bis sie gegangen sind, und folge dem Nebenbach noch ein kurzes Stück aufwärts. Da ein schöner Farnenfels, und weiter aufwärts, ganze Felswände die grün sind von Lebermoos, Hirschzunge und Schildfarn.
Unterhalb der grünen Felsen hat der Bach eine aufgeweichte Schwemmebene gebildet. In ihr liegen vermoderte Baumstämme, wohl Eschen. Eine ist von einer interessanten Flechte bewachsen, die mir so bislang noch nicht aufgefallen ist.
Dann folge ich Wildspuren, die in der rechten Böschung aufsteigen, bis ich an der Oberkante auf den Wanderweg wechseln kann, der dort vom Schloss Griesenberg nach Eschikofen abwärts führt.
Ich gehe nur wenige Meter, als mich ein Einheimischer begrüsst. Er und seine Frau waren mir im April 2019 unten am Tobeleingang begegnet. Und er erinnerte sich noch daran!
Damals hatte er mir eine markierte Fichte gezeigt. Dort in der Nähe hatten zwei Männer mit Metalldetektoren Silbermünzen gefunden.
Wir unterhielten uns über den Biber, der schon im Vorjahr das erste Mal aufgetaucht war, über die Wildschweine im Tobel, die das ganze Jahr über bejagt werden dürfen, aber doch ganz gut im Tobel überleben, und über einen Luchs, dessen Spur im Tobel im Schnee gesichtet und fotografiert worden war, wie er mir berichtete.
Zu dem Münzfund war seinerzeit ein Artikel im Tagblatt der Ostschweiz erschienen:
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/frauenfeld-munchwilen/sensationsfund-im-thurgau-141-mittelalterliche-silbermuenzen-entdeckt-ld.774503
30.10.2015, 10:51 Uhr
Christof Widmer
Sensationsfund im Thurgau: 141 mittelalterliche Silbermünzen entdeckt
(...) Auf 141 Silbermünzen sind sie dieses Jahr im Griesenberger Tobel bei Eschikofen gestossen.
(...) Die Münzen stammen aus der Zeit um 1330. Es handelt sich zu einem grossen Teil um sogenannte Bodenseebrakteaten, die in verschiedenen Münzstätten rund um den See geprägt worden sind. Dabei handelt es sich um dünne, runde Silberplättchen. Eingeprägt sind zum Beispiel das Brustbild des Bischofs von Konstanz oder die Linde von Lindau. Bei weiteren Münzen handelt es sich um sogenannte vierzipflige Pfennige aus der Nordwestschweiz.
Dem vorausgegangen war ein grosser Münzfund im Jahr 1911, wie das Amt für Archäologie Thurgau berichtet:
https://archaeologie.tg.ch/public/upload/assets/58121/AiTG_16_PDF_A_indexiert_verkleinert.pdf
Archäologie im Thurgau 16
Herausgegeben vom Amt für Archäologie Thurgau
2010 Verlag Huber Frauenfeld
S.303
178 Eschikofen - Griesenberger Tobel, Münzschatzfund
1911 fanden Jugendliche am Eingang des Griesenberger Tobels eine grosse Zahl mittelalterlicher Pfennige. Der genaue Fundort ist heute nicht mehr auszumachen. Der damalige Präsident des Historischen Vereins, Gustav Büeler, wurde zwei Jahre später auf diesen Schatzfund aufmerksam gemacht. Es gelang ihm noch, 700 Fundstücke für die historische Sammlung sicherzustellen. Über 160 Stück waren vorgängig schon in den Besitz des Rosgartenmuseums Konstanz gelangt. Insgesamt dürfte der Schatz über 1000 Münzen umfasst haben . Die Silberpfennige stammen aus verschiedenen Münzstätten und wurden in der zweiten Hälfte des 13 . Jh. und im ersten Drittel des 14 . Jh. geprägt. Der Münzschatz wurde wahrscheinlich um 1330 verborgen.
Literatur: Schmutz 1998, 132-216

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