Schloss Griesenberg - Eishöhle im Tümpflertobel?


Publiziert von konschtanz , 4. Januar 2024 um 14:42.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:31 Dezember 2023
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TG 

Der Einheimische aus Eschikofen hatte mir seinerzeit erzählt, dass es in dem Seitentobel des Griesenberger Tobels, der nach Tümpfel abzweigt, eine Höhle gebe, in der früher Eis eingelagert wurde und an eine oder mehrere Brauereien im Thurtal geliefert wurde. Das Eis sei im Winter aus dem nahegelegenen Weiher in Weierhaus gewonnen worden. Er war sich nicht sicher, ob die Höhle inzwischen zugemauert oder zubetoniert sei, aber es könnte noch einen Entlüftungsschacht im Wald oberhalb der Höhle zu finden sein. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, sprach er von einer Sandsteinhöhle ...
Der Zugang zum Tobel ist am einfachsten, wenn man dem Wanderweg folgt, der über die Gesslerbrücke führt. Der Name, über den sich schon Fico gewundert hatte, wird von Martin Knoepfel im ostschweizer Tagblatt so erklärt:

https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/appenzellerland/wo-gessler-seine-bruecke-erhielt-ld.510685

Wo Gessler seine Brücke erhielt
Wilhelm Tell hat den tyrannischen Landvogt Gessler in der Hohlen Gasse erschossen. So lautet die Sage und so beschreibt es Friedrich Schiller. Gessler hiess eigentlich Griesler und stammte aus der Thurgauer Adelsfamilie von Griesenberg. So lautet eine andere Sage. /.../
Martin Knoepfel 04.08.2016, 02.40 Uhr

Im Historischen Lexikon der Schweiz https://hls-dhs-dss.ch/ kann man online Artikel zu Eschikofen, Griesenberg, Wilhelm Tell und Gessler finden, nichts zum Stichwort Griesler. Eigentlich sollte die Brücke dann Griesler-Brücke heissen.
Was für ein Glück, dass die Brücke nicht auf so windigen Konstruktionen beruht wie die Namensgebung.

Zuerst habe ich mir den Wasserfall unterhalb der Brücke angeschaut, dann bin ich am linken Ufer - mal tiefer, mal höher - entlang des Bachs aufwärts gegangen, auf der Suche nach der mutmasslich zugemauerten oder zubetonierten Höhle.

Die Stationen, die während des Gangs in Frage zu kommen schienen, habe ich mit 1 bis 7 nummeriert und so in der beiliegenden Karte eingetragen.

1: Auf der südlichen Gegenseite, unterhalb des Geländers des Wanderwegs, der von der Gessler-Brücke hochführt, sah ich eine Sandsteinwand. Relativ weit oben, im steilen Gelände. Im Nachhinein glaube ich, dass das kein geeigneter Ort wäre, um schwere Eisbrocken zu transportieren.
2: Auf meiner Seite, dem nördlichen Ufer. Es sah aus wie ein Halbrund im Gelände, nicht viel Vegetation, da könnte schon was verdeckt sein. Aber drei Dinge passten nicht: Sandstein stand nur in einer schmalen Schicht hervor, darunter war Mergel. Und der Zugang zu dieser Stelle sah für Transporte auch nicht geeignet aus.
3. Die nächste Stelle am linken Ufer sah sehr zergraben aus. Ich sah auch Höhlen. Aber da würden eher Dachse reinpassen. Reiner Sand war das auch nicht. Und vor allem. Die Baumstämme hatten scheinbar keine Wurzeln. Das muss ein Hangrutsch gewesen sein, dessen Erdreich so locker war, dass Tiere sich da Bauten graben konnten.
4. Die vierte Stelle am linken Ufer sah schon wie ein Treffer aus: Etwas vom Fluss zurücktretend war ein viereckiger Bau mit Tür zu sehen, verschlossen, ein Abzug auf dem Flachdach, mit Motorgeräusch aus dem Innern, dahinter direkt die Felswand aus Sandstein, und ein Mast mit Stromleitung. Es gab sogar einen Zufahrtsweg, der direkt beim oberhalb gelegenen Bauernhof in Tümpfel startete, aber schon mit Wacholderststräuchern zuzuwachsen begonnen hat. Das Motorgeräusch und die Stromleitung sprechen dafür, dass diese Höhle, falls sich eine solche hinter dem Vorbau befindet, noch aktiv ist. Die geologische Karte verzeichnet da eine Quelle, also handelt es sich vielleicht um einen noch heute genutzten Brunnen.
Unterhalb dieser Stelle lagen in der Böschung Nagelfluhbrocken, so als seien die beiseite geräumt worden, um dem Bau Platz zu machen. An der gegenüberliegenden Böschung war in zwei bis drei Metern Höhe die erste Nagelfluh dieses Tobels zu sehen.
5. Ebenfalls auf der linken Seite, nur wenig nach dem zuwachsenden Zufahrtsweg war eine Buche umgefallen. Ihr Wurzelbereich legte eine Sandsteinwand frei. Eine so große Buche spricht eher dagegen, dass hier die Höhle war, dann müsste die schon lange zu sein.
6. Auf der Gegenseite war auf gleicher Höhe unter dem überhängenden Wurzelgeflecht eines Baums ebenfalls Sandstein zu sehen, aber nicht so groß, als dass ich dort die Höhle vermuten würde.
7. Ganz am Ende des heutigen Ausflugs erreichte ich einen Wasserfall über Nagelfluh, und direkt davor, rechts in der Böschung, das dunkle Loch einer Höhle! Da war sie. Ich ging zum Eingang und sah, dass ich da nicht trockenen Fusses reinkäme. Am Boden hatte sich Wasser gesammelt. Es gab auch rechts und links im Inneren zwei Fassungsmauern aus weißen Ziegeln, die einmal eine Tür getragen haben mochten. Ein Blitzlichtfoto verrät mir, dass der Höhlenboden hinter der Mauer wieder etwas ansteigt, so dass er weiter hinten sogar trocken liegt.
Die geologische Karte verzeichnet hier ebenfalls einen Brunnen, aber ich weiß ja nicht, wann die Höhle welche Funktionen hatte. Sie ist in der Nagelfluh angelegt, nicht im Sandstein, aber von der Größe wäre sie geeignet, um Eis aus dem Teich zu lagern. Und auf der Nordseite ist die Böschung wie angeschnitten, so als wäre da das Auflager einer Holzbrücke gewesen. Direkt anschließend eine noch erkennbare Zufahrtsroute von einer Wiese, die an das Ostende von Tümpfel grenzt. Ja, das könnte die Eishöhle gewesen sein, aber ganz sicher bin ich nicht. 
Die Nagelfluh liegt hier auf einer Höhe von ca. 540 m. Die Schicht ist mindestens 3 Meter hoch.
 


Tourengänger: konschtanz


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