Kleiner Waxenstein (2136 m) - Kernige Bergtour hoch über Garmisch


Publiziert von Imeyen , 17. September 2011 um 19:35.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:17 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m

Um halb 8 mit meinen Bergkumpels D und S  vom Parkplatz in Hammersbach aufgebrochen, gemeinsam mit zahlreichen Zugspitzaspiranten zum Hammersbach - wir sind dann durch den netten" Sagenwald" aufgestiegen, dann entlang einer Forststraße (nicht ganz eindeutig - Karte beim 1. mal sicher hilreich, Waxenstein und Mittagsreisse sind nicht ausgeschildert), und dann bei einem großen Steinmann mit weiß-blauer Markierung rechts hoch. Irgendwann kommt man logisch in der großen Mittagsreisse heraus, dort sind wir links des trockenen Bachs aufgestiegen, im oberen Drittel auf der rechten Bachseite - bis zu einer Stahlstange mit Evian-Flasche... Hier, auf etwas über 1.500m wieder nach links (ja, so ist das...), und in die schroffige Wand unter der Ostwand des Berges. Der Aufstieg zum Mannl ist mühsam, nicht immer logisch. In Führern steht immer etwas von "an  Latschen halten" - in Praxi gestaltet sich das etwas schwieriger, und auch heute haben wir - wie bei den letzten Besteigungen - einigermaßen gesucht, haben uns von sinnlos gesetzten Steinmännern verführen lassen ("wer war das?!"), und haben dann aber doch, nach einigen luftigen Stücken rechts über einem alten, umgefallenen Baumstamm (nicht hudeln, nicht stolpern), den Weg in die Scharte zwischen Waxenstein und Mannl gefunden (GROSSE Steinmänner). Dort (ca. 1.880m) Pause, und Beratung. Das Wetter, das entgegen der Wetterberichte morgens schlecht und nieselig war, hatte sich deutlich verbessert - blauer Himmel, also auf den Gipfel!

Von hier kurz zu zwei auffälligen Felsen, über denen man in eine Rinne nach rechts oben steigt. Achtung - hier ist inzwischen nichts mehr eindeutig, es gibt verschiedene halbwegs effektive Möglichkeiten, hinaufzukommen - keine ist einfach, alle T5-T6 / 2. Grad, und bröselig. Wir haben uns mal mehr, mal weniger logisch direkt zum Grat hochgewühlt - klare Regel hier: Wenn man auf dem richtigen Weg ist, ist es einfach, ansonsten wird es unmittelbar spannend bis kribbelig (Auf keinen Fall stolpern). Irgendwann erreicht man den Grat bei einer Gedächtnistafel und turnt ab dort hoch über der Mittagsreisse nach oben. Der Weg ist hier klar - am Grat entlang, mal im 1., mal im 2. Grad, immer anregend, mit schönem Blick zum Eibsee, zur Alpspitze/ den 3-Torspitzen/ ins Karwendel, und hinab nach Hammersbach ("da ist unser Auto"). Kurz vor dem Gipfel steilt der Grat nocheinmal auf (ein Paar alte Bohrhaken und grüne Markierungsstängelchen?), und man muss von hier etwa 10 oder 15m in Richtung Höllental ("nach links") in eine kleine Scharte hinab steigen (d.h. nicht versuchen, ohne Höhenverlust in die Wand zu queren, bringt gar nichts, außer einem flauen Gefühl), um dort an den Gipfelaufschwung zu gelangen. Hier evtl. Rucksack zurücklassen - siehe unten. Kleiner Steinmann. Dann durch zwei schmale Rinnen und ein etwa mannsgroßes Loch zwischen zwei Felsen(max. Fassungs-/Durchlassvermögen vermutlich irgendwo bei 120 Kg, kein Witz)  hinauf in Richtung Gipfel. Ein Paar luftige Meter hoch über dem Höllental, und dann waren wir nach etwa 4 Stunden oben - kein Berg, an dem man die Führerzeit easy halbieren kann (wir zumindest nicht). Schöner Blick, insbesondere auf den Großen Waxenstein (auch eine super Tour!) und in den Wetterstein. Ungewohnt "lauter" Berg, aus Hammersbach dringen Hundegebell, Zuggeräusche, Verkehrslärm herauf, war aber alles gut. Rast auf dem Vorgipfel, und dann entspannt am Grat zurück zum Aus- bzw. Einstieg in die Rinne hinab zum Mannl. Ja, es ist peinlich, aber auch heute habe ich mich hier zwei mal verstiegen, bin jeweils zu früh nach rechts hinunter, so fanden wir uns dann einmal in tiefen Latschen, ein anderes mal unangenehm (eher: uuuunangenehm...) exponiert in lockeren Steilschrofen über dem Höllental wieder - jeweils wieder hoch (inzwischen völlig verschwitzt, zerkratzt), und dann endlich wieder durch eine schotterige Rinne hinab zum Mannl. Hier haben wir ausgiebig Pause gemacht, bevor wir das unangenehme Stück zur Mittagsreisse angegangen sind. Im Abstieg war der "Hauptweg" besser zu finden, weiter unten aber auch wieder bröselige Schroffen, harzige Latschen und ständige Aufmerksamkeit, bis man das große Bachbett erreicht. Orographisch links weit abgefahren (etwas brockig, ging aber gut, und vor allem schnell), bis hier übrigens bis auf uns kein Mensch unterwegs...,  und dann zügig durch den Wald auf Forstwegen hinab nach Hammersbach, Am Parkplatz aus ein gutes Gefühl, als wir hinauf zum Waxenstein gesehen haben, "gut, oben gewesen zu sein - und heile wieder runtergekommen zu sein".
.

 


Tourengänger: Imeyen


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Kommentare (6)


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trainman hat gesagt:
Gesendet am 17. September 2011 um 20:06
Sehr informativer Bericht über diesen widerspenstigen Gesellen,vor allem das Bild Nr.6 ist sehr aussagekräftig.Leider zu schwierig für mich.
Grüsse trainman

Imeyen hat gesagt: Bild 6
Gesendet am 18. September 2011 um 19:34
Hallo Trainman, danke für das freundliche Feedback. Das ursprüngliche Bild Nr. 6 ist nun Nr. 10. Bild Nr. 12 zeigt den Weg nochmal deutlicher.

gero hat gesagt:
Gesendet am 14. Oktober 2011 um 11:23
Servus IME,

ich schließe mich Trainman in jeder Hinsicht an .. zu schwer für mich, ich hab das mal versucht, bin allerdings gleich zu Beginn 30m über der Mittagsreiße wieder umgekehrt. Möglicherweise hatte ich auch den falschen Zustieg, war viel zu tief eingestiegen: dort gab es nur Steigspuren, es wurde sofort SEHR ausgesetzt in lauter IIer-Schrofen, die auch noch brüchig waren. Ich hätte wahrscheinlich noch höher im Geröll hinaufgemußt und dann Richtung Mandlscharte queren. Die von Dir angesprochene Stahlstange hab ich jedenfalls nicht gesehen.

Vielen Dank bei der Gelegenheit für Dein Interesse an meinem Bericht zur Schusterlahn - und viel Spaß in den Dolomiten! Hoffentlich hast noch ein anständiges Wetter dort - man weiß ja um diese Jahreszeit nie, wann der finale Schnee kommt und die Berg-Sommersaison beendet.

Beste Berggrüße vom Georg

Imeyen hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Oktober 2011 um 15:50
Danke Georg,
der Aufstieg aus der Mittagsreisse bis zum Mannl ist tatsächlich ausgesetzt/ steiles und unangenehmes/ objektiv nicht ungefährliches Schrofengelände (Bild 3, rechts...). Wenn man es aber hinter sich hat, ist die Tour lohnend! Falls Du es nochmal versuchts - Viel Erfolg!
Ime

Maxe hat gesagt: Top Bericht!
Gesendet am 20. Dezember 2011 um 07:41
Hallo Irme, gratuliere zum sehr schön geschriebenen Bericht! Für mich ist der Kl. Waxenstein ein richtiges Schmankerl im Wetterstein, da ist alles dabei was das Bergsteigerherz begehrt!
Nur noch eine Anmerkung: Wir sind im September direkt von der letzten Scharte über einen luftigen Gratabbruch nach links oben geklettert und dachten das wäre der Normalweg. Wie es scheint, kann man das ganze auch im Süden umgehen, wobei deine Bilder auch sehr luftig aussehen...

Viele Grüße, Max

Imeyen hat gesagt: RE:Top Bericht!
Gesendet am 26. Dezember 2011 um 12:51
Danke! Zu Eurem Weg - den habe ich letztes Jahr mal probiert und fand das s e h r luftig ;-) Unser Weg ist völlig unproblematisch - 10 oder 15 m durch eine Rinne herunter und auf der anderen Seite durch eine weitere, enge, gut zu kletternde Rinne wieder hoch.
Beste Grüße
Imeyen


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