Zwölferkopf direkter N-Grat - den Klassiker um einen direkten Einstieg bereichert
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Als ich vor ein paar Wochen bei der Begehung des NO-Wegs auf den gr. Waxenstein am Einstieg des N-Grates zum Zwölferkopf vorbeigekommen bin, wunderte ich mich etwas, da mit dieser Tour nur die halbe Wandhöhe ausgenutzt wurde. Denn unterhalb des Sockels vom Elferkopf befindet sich eine ca. 250 m hohe Wandflucht die m.E. den logischen Direkteinstieg zum N-Grat darstellt. Selbstverständlich habe ich meine verfügbaren Bilder genau analysiert und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ein neuer Direkteinstieg im Schwierigkeitsbereich III – IV über diese Wand möglich sein müsste.
Der Tag beginnt ziemlich bescheiden, nach 20 Min. auf der Autobahn schießt es mir durch den Kopf, dass ich meine Wanderschuhe vor der Haustüre stehen gelassen habe. Kreizkruzifix, also nochmal retour und 45 Min. Zeit verloren. Am Parkplatz in Hammersbach habe ich natürlich nicht das nötige Kleingeld für die Parkgebühr und der Parkautomat mag meine EC-Karte auch nicht, also einen Parkplatz in Richtung Grainau suchen. Nach einer halben Stunde Zustieg fällt mir auf, dass ich wegen dem Parkplatzstress auch noch die Kamera im Auto vergessen habe. Ich war kurz davor das Unternehmen abzubrechen, da es offenbar unter keinem guten Stern stand, ach was, solche Kleinigkeiten sind doch nur eine zusätzliche Herausforderung, die gemeistert werden will.
Der Wanderweg ( Blau Weiß-Markierung ) führt mich heute zur Waxensteinhütte, und von dort aus über einen alten Steig in den westl. Teil der Mittagsreiße, die direkt zu des östl. Ausläufern der Brandlahnschlucht und somit zum Einstieg empor leitet. Das war jetzt nicht gerade der Hit, da der Aufstieg in der sonnenbeschienenen Geröllflanke ohne Weg sehr mühsam ist. Besser ist es, den direkten Weg über den östl. gelegenen Graben hinauf zur Zwölferkante bzw. zum Manndl zu nehmen, und dann unterhalb des markanten großen Grasflecks nach Westen hinüber zu queren. Über eine kurze Steilstufe empor und nun der Brandlahnschlucht kurz nach Westen bis zu einer plattigen verschneidungsartigen Rinne auf der linken Seite folgen. Die Rinne ca. 20 m empor bis zu einem Schrofenband, auf diesem ca. 30 m bis zu einer markanten plattigen Stelle nach rechts queren. Hier befindet sich der Einstieg.
Oberhalb der plattigen Stelle setzt eine Rampe an, die nach links emporzieht und sich nach 30 – 40 m wieder verliert. Nun geradeaus weiter bis sich das Gelände immer weiter aufsteilt, dieser Steilaufschwung ist mir ohne Sicherung zu schwierig und gefährlich, ein Blick um die Kante auf der rechten Seite, das sieht schon viel besser aus. Der grasdurchsetzte Fels, in halbwegs vernünftiger Qualität, zieht, nun wieder steiler werdend, bis auf Höhe des großen Daches empor. Hier nun luftige Querung nach rechts in eine Rinne, damit ist auch die Vegetationszone nahezu überwunden. In der Rinne, unterbrochen von einigen schwierigen Steilstufen, aufwärts bis unter die plattige Wandzone. Ein Band führt unterhalb der Wand nach links zu einem Kamin oder einen kleinen Schlucht, da der Fels in diesem Bereich auf den Fotos gelb und brüchig aussieht, habe ich diese Alternative nur als Notlösung vorgesehen. Rechts werden die Platten von rissartigen Strukturen begrenzt, hier will ich mein Glück probieren, also ausgesetzte Querung nach rechts zu einem schmalen Band.
Den ersten Riss, den ich präferiert hatte, ist leider total vergrast, kannste absolut vergessen. Noch ein Stückchen weiter rechts kann man von einem vorgelagerten Block in die Wand einsteigen um nun linkshaltend zu einer Verschneidung zu gelangen. Das Gelände ist steiler als erwartet, vom Vorblock gelangt man über einen leicht überhängenden Quergang mit kleinen aber brauchbaren Griffen auf ein abschüssiges Gesims, dabei bricht mir gleich ein kopfgroßer Block aus, glücklicherweise habe ich das Ding nicht richtig belastet. Noch ein paar Meter hochtänzeln, dann folgt die schöne Verschneidung. Die darüberliegende steile Wandstufe bereitet mir zunächst Kopfzerbrechen, knapp links des Verschneidungskopfes entdecke ich jedoch eine Schwachstelle, über die man schließlich wieder in leichteres Gelände gelangt. Puh, viel schwerer hätte es nicht mehr sein müssen. Nun über Rinnen aufwärts bis zum Sockel des Elferkopfes ( Band des NO-Weges ). 30 – 40 m dem Band nach rechts folgen und man befindet sich am Original-Einstieg des N-Grates.
Die plattige Verschneidung führt empor in die Scharte zwischen Elfer- und Zwölferkopf ( beeindruckender Tiefblick in die Schlucht die die Zwölferkante vom Elferkopf trennt). Der Aufstieg zum Elferkopf sieht aus der Nähe betrachtet dann doch relativ zahm aus ( schrofige Rinne links des rechten abstehenden Turms aufwärts und von hier die letzten gut 10 m in Kletterei auf den Hauptturm mit dem Kreuz ). Ich schätze mal nicht schwerer als III, ein Seil zum Abseilen ist mir Sicherheit nicht verkehrt. Sehr gerne wäre ich noch hinaufgeklettert, aber die schwüle gewittrige Stimmung trieb mich zur Eile an. Von der Scharte über eine Wiese bis zum neuerlichen Ansatz der Felsen. Nun zunächst immer direkt am Grat oder in der rechten Flanke aufwärts ( ist lange nicht so brüchig wie es von unten aussieht ) bis sich der Grat zurücklegt und man linkerhand auf ein Schrofenband gelangt, über das man den oberhalb liegenden steileren Aufschwung umgeht. Nun einer Rinne linkshaltend aufwärts folgen bis man wieder die Gratschneide erreicht. Kurzer Quergang nach links ( quasi in die Nordwand hinein ) über eine glatte Platte, und die folgende Verschneidung aufwärts zu einem Felskopf. Nun mittels einiger Risse die Gipfelwand anfangs recht anspruchsvoll empor ( III+, knackige Old School-Bewertung ), zuletzt rechtshaltend in leichteres Gelände, über das man schließlich den Gipfel erreicht.
Mein Abstieg führt mich zunächst in die Scharte zwischen kl. Waxenstein und Zwölferkopf, über die Kante mit der markanten Verschneidung erreiche ich wenig später den kl. Waxenstein. Kaum habe ich die letzten Meter der Verschneidung hinter mich gelassen, fängt es zu tröpfeln an und 10 Min. später ziehen die Ausläufer eines Ammergauer Gewitters über die Waxensteine hinweg. Bin danach zwar fast tropfnass, aber es hätte viel schlimmer kommen können. Mit 2 Wegbegleitern die auch gerade den kl. Waxenstein besucht haben, kämpfen wir uns den „Kamin-Weg“ nach unten, auf dem Wiesensattel unter dem Kamin scheint schon wieder die Sonne und die Klamotten können trocknen.
Fazit: der direkte N-Grat ist mit gut 500 Hm mit Abstand die längste Klettertour auf den Zwölferkopf. Für eine Wiederholung sollte man mit alpinem Gelände vertraut sein. Selbstverständlich empfehle ich eine Begehung nur in der Seilschaft, ein Klemmkeil-/Friend-Set und auch ein paar Haken sind kein Luxus.
Schwierigkeit: eine Seillänge IV, sonst III und II
Viele Grüße
Albert
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