Großer Widderstein


Publiziert von schimi , 8. August 2011 um 12:58.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 1 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Widdersteinhütte - Widderstein - Widdersteinhütte - Mindelheimer Hütte

Um die Mittagszeit des 31. August 2011 treffen wir mit der Buslinie 1 in Baad am Ende des Kleinwalsertals ein. Eben beginnt die Siegerehrung des Widdersteinlaufs, während wir uns noch mit einer kleinen Stärkung auf den bevorstehenden Aufstieg zur Widdersteinhütte vorbereiten.

Wer es mal versuchen möchte; der Lauf geht einmal rund um den Berg und hat fast 1000 Höhenmeter: http://www.tri-team-kleinwalsertal.com/widdersteinlauf/wettkampfstrecke.html
 
Das Wetter ist bewölkt und recht warm. Der Samstag war noch nass, wie die ganze letzte Woche auch schon. Deshalb haben wir den Start unserer Tour auch in aller Ruhe auf den Sonntag verlegt; wie sich im Nachhinein herausstellte, eine sehr gute Wahl.

Beim Aufstieg durch das Bärgunttal nimmt die Bewölkung langsam aber stetig zu, und als der Weg im Talende beim Anstieg zum Hochalppass steiler wird, erreichen wir auch schon die ersten Nebel, in die wir langsam aber stetig hineinsteigen. Kurz vor der Passhöhe sind wir von dichtem Nebel umgeben.

Auf der Passhöhe geht es dann scharf links ab und geradewegs den Berg hoch. Im dichten Nebel meint man sogleich, dass dies kaum der richtige Weg sein kann. Doch schnell dreht der Weg wieder in östliche Richtung ab und man ist mit dem Gefühl und auch tatsächlich wieder auf der richtigen Peilung in Richtung Hütte.

Wanderer kommen uns entgegen und fragen leicht besorgt, ob sie noch auf dem rechten Weg seien. Später treffen wir auf Pferde, die wie in Trance scheinen. Offensichtlich stehen die schon länger hier in der Nebelsuppe. Ihr Gesichtsausdruck vermittelt uns „Lass es endlich vorbeigehen!“ Kein Pferdeschweif regt sich. Natürlich müssen die bei diesem Nebel auch keine Mücken vertreiben.
 
Wie geplant treffen wir nach einer weiteren halben Stunde im Nebel auf die Widdersteinhütte. Nicht jedoch, ohne immer wieder auf seltsame Skulpturen im Nebel zu stoßen, eine fast schon gespenstische Szenerie.


Zitat aus der Website des Kunstwerks:
Das Kunsthaus Bregenz hat mit dem britischen Künstler Antony Gormley ein einzigartiges Landschaftsprojekt in Vorarlberg realisiert, das bis April 2012 in den Bergen zu sehen ist. Horizon Field besteht aus einhundert lebensgrossen Abgüssen eines menschlichen Körpers aus massivem Gusseisen, die, über ein Gebiet von 150 Quadratkilometern verteilt, eine horizontale Linie auf 2.039 Metern über dem Meeresspiegel bilden. Die spezifische Platzierung hat keine metaphorische oder inhaltliche Bedeutung. Sie resultiert aus der Erfahrung des Künstlers vor Ort, dass es sich hierbei um eine gut zugängliche und dennoch dem Alltag enthobene
Höhe handelt. Es ist die bis heute größte künstlerische und landschaftliche Intervention in Österreich. Mit dem im Bregenzerwald und im Arlberggebiet, in den Gemeinden Mellau, Schoppernau, Schröcken, Warth, Mittelberg, Lech, Klösterle und Dalaas angesiedeltem Horizon Field ist erstmals ein derartiges Kunstprojekt im Gebirge, noch dazu in großer Höhe, umgesetzt worden.

Weitere Informationen dazu unter: http://www.kunsthaus-bregenz.at/horizonfield/html/projekt.htm

 
In der Widdersteinhütte werden wir sehr herzlich empfangen. Nach dem Abendessen können wir vor der Hütte noch ein paar Lichtblicke unseres morgigen Ziels im Nebel erhaschen. Der Gipfel des Widdersteins sieht, wenn er aus dem Nebel ragt zumindest für den Wanderer unerreichbar aus.
 
Der Aufenthalt in der kleinen Hütte ist spartanisch. Die Übernachtung dort ist unangenehm, weil am laufenden Band jemand mit der Stirnlampe rumfuchtelt und irgendwo hin muss. Sehr früh schon kruschteln ein paar Übereifrige ewig lang mit ihren Plastiktüten und Rucksäcken um auch ja alles fein säuberlich am rechten Platz zu haben. Als könnte man das nicht schon abends machen. So vertreiben wir uns das Morgengrauen mit warten auf das Frühstück. Das Frühstück ist wie meist reichlich aber kulinarisch spärlich. Dass gute Essen am Abend und das freundliche Personal sind aber immer einen neuerlichen Besuch auf der Widdersteinhütte wert.
 
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Widderstein. Nach einigen Minuten durch die Wiesen steigt das Gelände schon steil an. In der steilen Aufstiegsrinne klettert oder wandert man anhaltend im ersten Schwierigkeitsgrad. Erst im oberen Drittel wird das Gelände flacher und es gibt die eine oder andere Stelle an der man normal gehen kann.
 
Die Route ist sehr gut weiß-blau-weiß markiert. Dabei weisen die Richtungen der Wegweiser immer genau in Kletterrichtung (sehr praktisch und vorbildlich). Im oberen Bereich holt die Route nach links aus und macht dann eine große Rechtskurve auf das nun schon sichtbare Gipfelkreuz zu. In diesem Bereich ist die Markierung dann auch rot. Wir erreichen den Gipfel ohne Schwierigkeiten und genießen eine fabelhafte Aussicht, da weit und breit nichts Höheres den schweifenden Blick verdeckt.
 
Der Abstieg erfolgt auf der Aufstiegsroute.
 
Folgendes sei dringend empfohlen: Auf jeden Fall einen Steinschlaghelm und wenn möglich der Aufstieg am frühen Morgen (wenn man sich Zeit nehmen möchte) oder am späten Nachmittag (wenn man sicher und zügig im ersten Grad unterwegs ist). Am späteren Vormittag strömen (zumindest heute) ganze Heerscharen von der Passhöhe des Hochtannbergpasses kommend auf den Gipfel. Nur wenige haben an diesem Tag die Sensibilität für Steinschlag und andere alpine Gefahren. Wir wünschen allen in Gedanken „viel Glück!“ Derweil entfernen wir uns schnellstmöglich aus dem Gefahrenbereich.

Wer sich die Route am Bildschirm anschauen möchte, hier gibt es einen schönen Filmchen vom Helikopter aufgenommen:
http://www.vorarlbergvonoben.at/video/DE/222/Widderstein

Zurück bei der Widdersteinhütte machen wir eine gemütliche Rast, bevor wir uns auf den weiteren Weg zur Mindelheimer Hütte machen.
Schon wenige Minuten nach der Hütte erreichen wir den Abzweig am Gemstelpass links hinab ins Kleinwalsertal. Wir gehen dort auf der Höhe aber geradewegs weiter in Richtung Koblat. In diesem Bereich zieht sich der Weg immer auf etwa gleicher Höhe in vielfältiger Art über diesen hübschen Höhenzug. Kleine Hügelchen und eine Scharte machen die Strecke sehr abwechslungsreich.

Vorbei an der Ostseite des Geißhorn (2366m) geht es dann langsam hinab in Richtung Mindelheimer Hütte nicht ohne ein paar anspruchsvollere Stellen im Fels. Wenn man sich am Widderstein etwas viel Zeit lässt so wie wir, dann ist man am Ende der Tour doch bei einem beachtlichen Stundenpensum angekommen.

Tourengänger: schimi


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