Rund um den Widderstein


Publiziert von Tuppie , 20. Juli 2022 um 12:39.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:18 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Aufstieg: 2075 m
Abstieg: 2075 m
Strecke:29 km (Strecke und Hm laut Basecampimport meiner gpx)

Vorgestern im Urlaubsdomizil angekommen und nun gleich die erste Tour: einige Gipfel des hintersten Bärgunttales bleiben nur erfahrenen Gehern im weglosen Schrofengelände vorbehalten, aber die Höferspitze ist auch für „Normalgeher“ wie mich erreichbar: zuletzt über einen schmalen Steig in durchaus abschüssigem Gelände geht es auf den 2131 m hohen Aussichtsgipfel im Schatten des übermächtigen Widdersteins.

Es geht kurz vor 6 Uhr los: die kurze Strecke nach Baad spaziere ich gemütlich zu Fuß und sammle so monoton die ersten Kilometer. Am Ortsende zweige ich linkerhand ins Bärgunttal ab: hier kann man sich auf breitem, nur sehr mäßig ansteigendem Weg einlaufen und die ersten Blicke auf den Widderstein genießen. Der Weg verläuft im Schatten und so habe ich die Bärgunthütte auf 1394 m nach 45 Gehminuten erreicht. Hier wird gerade das Vieh zum Melken in den Stall gebracht.
Es geht weiter bergan und bald habe ich die Materialseilbahn der Stierlochalpe erreicht, über die ich 2019 nach meiner Begehung der Baader Bergumrandung (Bericht hier)  ins Bärgunttal abgestiegen bin: meiner Meinung nach kein lohnender Abstiegsweg: ab dem Üntschenpass (1854 m) gestaltet sich der Abstieg weglos, man findet bestenfalls noch Pfadspuren. Da ist so manche Kennzeichnung in der Wanderkarte irreführend.
Nun denn, über einen guten Bergpfad gewinnt man zügig an Höhe, zumal sich die Sonne noch hinter dem Widderstein versteckt, und im weiteren Aufstieg öffnet sich das Gelände.
Um 7:30 Uhr stehe ich erstmals in der Sonne, habe nun den letzten Anstieg zum Hochalppass (1938 m) vor mir, den ich eine Viertelstunde später erreiche. Linkerhand geht es weiter Richtung Widderstein und gleichnamiger Hütte, rechts sieht man den Grat, der in einer weiten Schleife zur Höferspitze zieht. Ich steige die Wiese jedoch gleich weglos rechts bergan und halte auf einen Weidezaun zu. Am Grat angekommen geht es nach rechts auf schmalem Pfad weiter bergan, das Vieh weidet weiter unten. Der Pfad wird im Verlaufe des Anstieges noch ein wenig schmäler, ist aber stets vorhanden. Die Hänge brechen mitunter doch sehr steil zu beiden Seiten ab, so dass sich auf diesem Stück Trittsicherheit und eine gewisse Schwindelfreiheit empfiehlt. Ich lasse mir Zeit mit dem Grat, bin beeindruckt von den Ausblicken und erreiche um 8:30 Uhr die Höferspitze (2131 m).
Völlig alleine genieße ich die Aussicht auf die Gipfel des Kleinwalsertals und natürlich auch ins Lechquellengebirge, ins Verwall und in die Lechtaler Alpen. Prominente Gipfel wie Braunarlspitze, Hochkünzelspitze, Mohnenfluh, das Schadona Rothorn und Karspitze domieren hier die Aussicht, aber auch Dreitausender wie z.B. die anspruchsvolle Kuchenspitze sind markante Panoramapunkte.
Nach einer halbstündigen Pause steige ich den Grat wieder zum Hochalppass ab, versorge mich hier mit Sonnenmilch und steige mäßig Richtung Seekopf: ein unscheinbarer Gupf, nur wenige Meter oberhalb des Weges, an dem die allermeisten Wanderer vorbeilaufen, ohne ihm Beachtung zu schenken. Nun gut, ein unscheinbares Gipfelchen, aber eben in den Karten verzeichnet. So gönne ich mir hier um 10 Uhr nochmals eine nur kurze Pause, genieße den Blick auf den sehr nahen Widderstein und wandere dann recht eben zur Widdersteinhütte weiter, an der ich gegen 10:50 Uhr ankomme. Auch hier nur kurze Pause, Flüssigkeit auftanken und weiter Richtung Gemstelpass. Auf dem weiteren Weg kann man noch den Gemstelkopf „mitnehmen“, auch diesem Gipfelchen nur wenig abseits des Weges dürften die meisten Wanderer keine Aufmerksamkeit schenken. Einen direkten Anstieg von Süden breche ich kurz unterhalb der Grathöhe ab, da ich heute nur Trailschuhe trage und ich mich in steileren Schrofen wiederfinde. Als ich den Gemstelkopf passiert habe, sehe ich linkerhand eine kleine Scharte mit Weidezaun, die ich nochmals ansteuere und ab hier, links haltend, den höchsten Punkt weglos, aber leicht erreiche. Nach kurzer Fotopause wieder runter auf den Wanderweg und weiter Richtung Koblatpass.
In den folgenden etwa 70 Minuten überquere ich die gewaltige Hochfläche des Koblats: wenig Höhenmeter, doch die Mittagssonne ist inzwischen ordentlich warm. Schöne Blicke auf das Walser Geißhorn um die umliegende Bergwelt kann man hier genießen. Um etwa 12:50 Uhr bin ich am Koblatpass: noch aufs Walser Geißhorn?
Würde heißen, nochmals gut 300 Höhenmeter in der Mittagshitze aufzusteigen. Aber heute ist die Sicht wirklich grandios. Also rauf, 50 min. Gehzeit sind auf dem Wegweiser angegeben. Eine große Wandergruppe aus rund zehn Leuten ist weit oben zu sehen. Wenn die oben sind, wird’s voll. Doch die große Gruppe ist auch langsam unterwegs, so dass ich die geführte Wandergruppe deutlich unter dem Gipfel einholen kann. Nach 32minütigem Aufstieg stehe ich, mit drei weiteren Wanderern, auf dem Gipfel des Geißhorns und kann die wirklich grandiose Aussicht genießen.
Als die Gruppe dann auch oben ist, mache ich Platz und mache mich an den Abstieg und bin nach gut zwanzig Minuten wieder am Koblatpass. Noch ein letzter Blick auf die Hauptdolomitbastion des Biberkopfes, dann mache ich mich an den Abstieg zur Obergemstelhütte. Dominierend ist hier der Blick auf das Trio Widderstein – Kleiner Widderstein – Bärenkopf. An der Sterzerhütte vorbei geht es recht gemütlich bergab, bis man auf 1692 m die Obergemstelhütte erreicht. Zwei nette Mädels versorgen den durstigen oder auch hungrigen Wanderer und ich bin froh, einen Liter Flüssigkeit auftanken zu können, wo meine 2,5-Liter-Trinkblase inzwischen leer ist. Nach viertelstündiger Rast mache ich mich an den Abstieg ins tiefere Gemsteltal. Reizvoll ist hier die Passage der Gemstelbachklamm: hier geht es rechts abrupt in die Tiefe, Drahtseile sichern diese Stelle jedoch gut ab.
Nach einer guten halben Stunde bin ich an der Hinteren Gemstelalpe (1320 m): nochmals Trinkstopp an der schön gelegenen Hütte, bevor es dann flotten Schrittes talauswärts geht. Auf dem letzten Stück kann ich endlich wieder mal schattige Abschnitte im Wald genießen, bevor ich um etwa 16:20 Uhr wieder am Quartier bin.

Fazit: rund 10,5 Stunden Gesamtzeit (davon laut Basecamp etwa 6:40 Std. Gehzeit und etwa 3:45 Std. Pausenzeit), rund 29 km Strecke und 2075 Aufstiegsmeter: das ist die Tour in nackten Zahlen. Landschaftlich eine Traumtour mit zwei großartigen Aussichtsgipfeln, zwei Gipfelchen „to go“ und jeder Menge beeindruckender Nahblicke auf den Chef des Kleinwalsertals, den Widderstein.
 
Durchgangszeiten (inkl. zahlreicher Foto- und Filmstopps):
05:55 Mittelberg Innerbödmen
06:15 Baad
06:40 Bärgunthütte
07:44 Hochalppass
08:31 Höferspitze (30 min. Gipfelpause)
09:35 Hochalppass
10:00 Seekopf
10:50 Widdersteinhütte (ca. 10 min. Pause)
11:30 Gemstelkopf
12:52 Koblatpass
13:27 Walser Geißhorn (10 min. Gipfelpause)
14:02 Koblatpass
14:50 Obergemstelalpe (ca. 15 min. Pause)
15:38 Hintere Gemstelalpe
16:21 Mittelberg Innerbödmen

Tourengänger: Tuppie


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