Trottoir als Visitenkarte


Publiziert von Henrik , 7. November 2010 um 17:47.

Region: Welt » Schweiz » Basel Stadt
Tour Datum: 1 November 2010
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BS 
Strecke:Unterwegs mit der BVB
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV

.... vor einigen Wochen ist das St.Jakobs-Denkmal nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden – der nun helle Stein soll von einem niedrigen „schützenden" Eisenzaun vor Vandalismus/Graffiti geschützt werden.... Die Haltestelle gleichen Namens liegt nur zwei Minuten von meinem Zuhause an der Hagenbachstrasse (die ihren Namen vom Karl Rudolf H.) erhalten hat. Basel wird wie andere Städte der CH ihre Strassennamen in Zukunft durch Hintergrundswissen erweitern – ein Beschluss ist diesbezüglich bereits gefallen.
 

.... gleich mehrere Vorhaben sind heute geplant, ich nutze diesen Montag für einen Arztbesuch, für einen Spitalbesuch und ein Mittagessen in Riehen – dazu bin ich wieder mal ausgiebigst mit der BVB unterwegs: mit dem 15er-Tram zuerst mal in ein anderes Quartier zur Heiliggeistkirche. Die paar Schritte bis zur Bushaltestelle des 36er-Busses sind einen Steinwurf lang, allerdings lärmige Meter, die Thiersteinerallee ist eine vielbefahrene Strasse, die auch vom 16er-Tram genutzt wird, das aufs Bruderholz fährt. Der 36er-Bus vollzieht in Basel beinahe einen Rundkurs, müht sich in der Rushhour durch immense Blechkolonnen in etlichen Quartieren und ist sogar jetzt um 9 Uhr morgens gut besetzt –Kindergartenkinder steigen zu, schubsen sich und andere ein wenig hin und her, gleich zwei Kinderwagen werden an der Haltestelle Zolli Dorenbach in den Bus geschoben, die vielen neuen Kreisverkehrsinseln sind nicht nur Spasszonen für die Buschauffeure!
 

.... die Haltestelle Neubad hat Kreisverkehr – hier steigen Baselbieter aus dem nur wenige Meter entfernten Binningen (Baselland) ins Tram, die Kantonsgrenze markiert ein Bach, der Dorenbach, der den Allschwilerweiher entwässert, ein Kunstseelein. Der Gelenksbus gelangt auf die Ringstrasse, den Morgartenring, an dessen Nordende eine der grossen BVB-Depots liegt: hier kreuzt der Bus die Linie 6, die Allschwil mit Riehen verbindet, eine weitere lange Tramlinie, die viele Landschäftler in die City zum Arbeiten bringt. Ich steige hier aus an der Haltestelle Morgartenring und begebe mich an den Helvetiaplatz – so wird mein Arztbesuch quasi zu einer Reflexion über namhafte Schweizer Geschichte...
 

.... es ist zwischenzeitlich elf Uhr geworden. Da Claudia in den nächsten Tagen nach Südostasien aufbricht, zum Velofahren (!), möchte ich sie gerne noch kurz.... am Arbeitsplatz besuchen. Das Felix-Platter -Spital ist ihr Arbeitsgeber und das Kompetenzzentrum für Geriatrie in Basel, bis auf dem Bruderholz in Zusammenarbeit mit Baselland ab 2017 ein neues dort entstehen soll, das umstritten ist! Claudia hat Sicht auf einen alten Baumbestand, der in kräftigen Farben durch das grosse Fenster bricht – noch vor weniger als 70 Jahren war hier Acker und Weideland, sozusagen ein Puffergelände zum Elsass, das keinen Kilometer entfernt beginnt.

 

.... ich nehme nun das 3er-Tram zum Barfi, steige um in den Tatzelwurm, das etwas „unsägliche" Combino-Tram (die Linie 6 ist vollumfänglich damit ausgestattet), das wie die Panta Rhei etwas störanfällige Tram, das die Basler aber zu mögen beginnen... Die nächsten Stationen bescheren City-Erlebnisse und baslerische Geschichte! Der Marktplatz ist weit mehr als nur eben Marktplatz: hier finden auch allerlei Demonstrationen/Feiern statt und hier tagt der Grosse Rat. An der Schifflände in Basel sind verschiedene wichtige Fixpunkte auszumachen: das Hotel Trois Rois oder auf Mundart ´s Drey-Keenig liegt am meist eher träge dahinfliessenden Rhein, dr Lällekeenig streckt die Zunge aus zem Glaibasel und eine der ersten Rheinbrücken wurde hier im Mittelalter über den Rhein gezogen, zuerst aus Holz, später in Stein.
 

.... Ist der Rhein gequert, kommt rechter Hand das Café Spitz ins Blickfeld, oder das Hotel Krafft. Zwischenzeitlich ist Glaibasler Boden erreicht und der traditionsreiche Tempel der Kauflust, die Rheinbrücke alias Manor, zeigt jahrein und jahraus Glamour und Glitzer.... Etwas später neben dem Barfi der verkehrsträchtigste Platz Basel’s, der Claraplatz, hier trifft sich sozusagen die Welt: Einkaufen, Stressen und Geniessen, nicht nur beim Bier. Man ist versucht zu schreiben, der Claraplatz ist der Platz des Volkes, mehr noch als der Marktplatz. Dieser Platz ist auch lange nach Mitternacht bevölkert oder kann auch als Abschiedsplatz der Tränen bezeichnet werden.... hier beginnen und enden Lebensgeschichten, nicht nur an dr Fasnacht!
 

.... das 6er-Tram fährt weiter und gelangt einige Minuten später zum Messeplatz (im übrigen bietet dieser Link ein paar Perlen), hier platzt sprichwörtlich der Traum vom höchsten Gebäude, Basel wird zur Nummer zwei... nicht schon wieder... zem Gligg gits dr FCB...

.... Badischer Bahnhof mitten in Basel, das ist kein Witz: so heisst auch die Tramhaltestelle für die Linie 2 und 6. Die Stadtautobahn verschwindet in unmittelbarer Nähe in den Untergrund und hat man das Gelände des Bahnhofs nach Norden verlassen, beginnt eine der Grünzonen von Basel – nach ein paar irrwitzigen Hochbauten fallen einen die Niedrigbauten auf: seien es alte Arbeitersiedlungen oder Villenpartien – hier hat Basel noch freie Flächen und einen der letzten Bauernhöfe, auf Stadt bzw. Kantonsboden.
 
 .... zwischen Basel und Riehen fährt das Tram strassenfrei auf eigenem Trasse. Das Umland wird sichtbar und neue Fixpunkte tauchen auf. Der Tüllingerhügel linker Hand und rechter Hand die Chrischona mit dem höchsten Sendeturm der CH, wenigsten eine Superlative, die auf Basler Kantonsboden liegt! Die nachfolgenden Tramstationen sind u. a. Habermatten, Niederholz, Pfaffenloh (!), Fondation Beyeler (das ist schon deutlicher, was sich hier an einer weitern Superlative aus Basel verbirgt bzw. zeigt) und schliesslich Inzlingerstrasse, wo ich das Tram verlasse. Ich hatte einen komfortablen Sitzplatz, das Tram war nicht gestossen voll, aber Ellbögeln wiederfuhr mir trotzdem....
 
 .... 2007 habe ich für ein paar Monate in einem Alters- und Pflegeheim gearbeitet – eine Erfahrung, die reich befrachtet war und die so stark kontrastierte zu meinem IPS-Alltag. Der Kontakt zu den Betreuern ist erhalten geblieben und so tauchte ich (zwar unangemeldet) dort auf und wurde aber an den Mittagstisch gebeten. Bis das Essen im Rundhof aufgetischt wurde, durfte ich im lichtdurchfluteten Musikzimmer Platz nehmen, zog mitgebrachte Zeitungen aus dem Rucksack und tauchte ab in die Weltpolitik; draussen glühte der Herbst. Die Strasse an der das APH liegt, führt nach knapp einem KM hinüber nach BW (Baden-Württemberg). Damit wird deutlich, mit wem Basel täglich auch noch zu tun hat und überhaupt, die Regio Basel ist eine pulsierende Drehscheibe, die über eine Million Menschen Arbeit und Wohnraum anbietet. Grenzen verschwinden und doch sind sie Alltag. 
 
 .... das Trottoir ist aus unseren Alltäglichkeiten nicht mehr wegzudenken – beinahe  verschmilzt es mit uns. Die Mobilität der Zukunft liegt in unseren Füssen!
 
  

 


Tourengänger: Henrik


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Kommentare (5)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2010 um 18:30
Da wäre ich lieber auch am 1.11. mit die unterwegs gewesen, aber leider mussten die Basler und Baselbieter an diesem Zag arbeiten wenn der Rest der Schweiz frei hatte.

Hast du noch schöne "Bebbiföteli" nachzuliefern?

LG, Andi

Henrik hat gesagt: Nein, Andi
Gesendet am 7. November 2010 um 18:33
..ich hatte den Fotoapparat bewusst zu Hause gelassen - daher die vielen Linx.

Lieber kai Helgge vom-e-ne Bebbi, dä schnurrt gnueg..

Härzligg

Henrik

Pfaelzer hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2010 um 18:39
Die Zürcher auch :-(

Felix hat gesagt: Ja, s'Gschnurr ...
Gesendet am 7. November 2010 um 21:34
und deine links ergeben ein gutes "Bild"!
Danke Henrik;

lg Felix

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 8. November 2010 um 13:42
wie ich sehe, können einem all die waggis, badenser, fricktaler und solothurner ganz schön die übersicht versperren. da fährt man durch die halbe stadt und quer über die muba, und verliert kein sterbenswörtchen über die herbschtmäss ... ;-)))

ps: es gibt (leider?) nur (noch) einen bauernhof auf basler stadt-boden.


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