Sächsmoor: Überschreitung von Norden nach Süden


Publiziert von ossi , 12. August 2010 um 17:37.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:10 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Spitzmeilengruppe 
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Unterterzen-Seeben-Sächsmoor Nordgrat-Gipfel-Sächsmoor Südgrat-Leist-Seeben-Tannenboden (fast)-Maschgenkamm Gipfel-Ziger-Maschgenkamm Bergstiation Luftseilbahn
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bhf. Unterterzen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bähnli Maschgenkamm Bergstation
Kartennummer:1: 25000 Spitzmeilen


Gewaltsanstieg auf den Sächsmoor.....

Einst beim Surfen auf Gipfelbuch gesichtet, dachte ich, das könnte mir gefallen. Die Tour über den Sächsmoor Nordgrat bietet dem sehr erfahrenen und graswütigen Alpinwanderer einen einmaligen Anstieg in wilder, garantiert einsamer Umgebung. Die enorm steilen, von Felsen durchsetzten Bänder und Flanken des Sächsmoors erfordern neben absoluter Trittsicherheit ein gutes Gefühl für die einfachste Routenwahl sowie gewachsenes Selbstvertrauen. Schwindelfreiheit dürfte sich hier auch als Vorteil erweisen.


Sächsmoor Nordgrat (T6+):
Am Nordfuss des mächtigen Sächsmoors angelangt, wendet man sich nach rechts (Westen) und folgt einem Grasband um ein erstes Käntchen herum. Dies geht am besten unmittelbar unter der Felswand. Nun öffnet sich eine Rinne (ein Standhaken), die erklettert wird (II, 10m). Nach der Rinne hält man tendenziell nach links (gegen die Ostflanke) und versucht möglichst geschickt über die einfachsten Grasboulder an Höhe zu gewinnen. Das Gras ist hier stellenweise etwas über 60° steil und der Begriff "wandern" muss doch recht offen ausgelegt werden. Zuletzt wird eine breite Grasschulter erreicht, die ausreichend Erholung bietet. T6+.

Das Gras in diesem unteren Abschnitt hält recht gut, man sucht aber vergebens nach Spuren (habe auch nirgends Tierkot gesichtet). Wegen der sehr seltenen Begehungen wird die Route auch nie ausgeräumt, schlechte Griffe  findet man immer wieder. Die Steinschlaggefahr schätze ich nicht besonders hoch ein.

Über die Grasschulter erreicht man eine auffällige, grasig-schrofige Rampe, die verhältnismässig komfortabel erstiegen werden kann (auch hier kann nach links ausweichend einfacher aufgestiegen werden). Einem nach der Rampe ansetzenden Rasengrat folgt man, bis der Grat unter einer Felsstufe (ca. 10m, II) endet. Die Felsstufe kann im Grunde nach Herzenslust in beliebiger Routenwahl erstiegen werden. Der tapfere Wanderer tut aber gut daran, die Wahl seiner Griffe und Tritte sehr sorgfältig zu prüfen: Ich fand hier ausgezeichnete, riesige Schuppen, die bei Belastung sofort nachgaben (wer hier einen Friend platziert und belastet, der spaltet den halben Sächsmoor ab...). T6. 

Hat man die Felsstufe erklommen, steht man auf einem Grätchen, das unter den Gipfelaufschwung führt. Der Gipfelaufschwung kann leicht rechts haltend (westlich) für hiesige Verhältnisse beinahe problemlos erstiegen werden (T5+, Gras, Fels I).

Sächsmoor Südgrat und Überschreitung zum Leist (T6-):
Hier wird nun die riesige Breite von "T6" deutlich: Zwar bietet der Südgrat ausgesetzte Kletterei in Gras und Fels, wo mit der nötigen Sorgfalt und Aufmerksamkeit angetreten wird. Dank der vielen Begehungen hat sich aber eine Wegspur ausgebildet, die brüchigsten Stellen sind ausgeräumt und an der schmalsten Stelle steckt ein Haken. Insgesamt würde ich den Südgrat als schöne, einigermassen domestizierte T6-Route bezeichnen. Nach dem Nordgrat so etwas wie die 5-Seen-Wanderung am Pizol...;) Hier ist die Route in Aufstiegsrichtung beschrieben:

Vom Verbindungsgrat Leist-Sächsmoor (Pkt. 2132) überschreitet man die dem Sächsmoor vorgelagerten Felsköpfe entlang von Trittspuren (max. T5). Der letzte Felskopf wird rechts (ostseits) auf einem Felsband ins Schuttcouloir hinein traversiert. Auf gleicher Höhe führt nun ein schmales Felsgesimse aus dem Couloir in die Ostwand des Sächsmoors hinaus (Haken). Hier auf Wegspuren zunehmend steiler auf den Gipfelgrat und wieder einfacher über den Gipfelfirst zum höchsten Punkt.

Der Tag war noch nicht zu Ende, die Stimmung gut: Deshalb gab's nach einem Abstieg bis beinahe zum Tannenboden noch ein hübsches Schlussbouquet mit Maschgenkamm, Ziger und Maschgenkamm Bergstation.

Bewertung: Das Schönste an diesen Touren ist ja eigentlich die ständige Diskussion rund um die Bewerterei...;) Gemäss Führer ist die Route "ZS/II", was ich durchaus angemessen finde und die Ernsthaftigkeit der Route über den Nordgrat widergibt. T6 trifft's aus meiner Sicht mindestens ebenso gut, werden damit doch eher die Anforderungen im zumeist grasigen Steilgelände dargestellt. Das "+" weist darauf hin, dass sich die Tour am oberen Rand der Skala bewegt.

Tour im Alleingang


Tourengänger: ossi
Communities: Alleingänge/Solo, T6


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Kommentare (10)


Kommentar hinzufügen

ma90in94 hat gesagt: Tolle Routenbeschreibung
Gesendet am 12. August 2010 um 19:57
Sehr gut gelungene Beschreibung und Einschätzung der Tour für Nachfolger. Durch die informativen Bilder weiß jeder
was in dort erwartet und ob das sein Ding ist.
Am liebsten würde ich alle Grastouren zur Hauptblütezeit unternehmen, nur hat man dann eine kurze Saison.
Gruß

ossi hat gesagt: RE:Tolle Routenbeschreibung
Gesendet am 13. August 2010 um 07:05
Danke Dir. Und zum Thema Hauptblütezeit: Nach der Grasrampe und vor dem felsigen zweiten Aufschwung blühen zur Zeit die Edelweisse!

3614adrian hat gesagt: oho..
Gesendet am 13. August 2010 um 08:03
Gratulation!
Sieht doch stellenweise recht gfürchig aus...Schöne und informative Bilder.
T6+ finde ich auch viel treffender als ZS,II.

Gruss Adrian

AlpinHero hat gesagt: Kompliment
Gesendet am 13. August 2010 um 09:35
Kompliment und Gratulation zur absolvierten Überschreitung....Feine Leistung.....!
Bei einer meiner Wanderungen vorbei am Sächsmoor habe ich keinerlei Drang verspürt, dass "Ding" gleich überschreiten zu wollen - beim Studium Deiner Beschreibung ein weiser Gedanke.... :-)

Gruss vom Hero (welcher sich überlegt statt als AlpinHero inslünftig als AlpinMütterchen aufzutreten)

Tobi hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 13. August 2010 um 13:20
Auch von meiner Seite herzliche Gratulation zur Überschreitung und zu den coolen Fotos. Da wäre ich gerne dabei gewesen!

Das nächste Mal muss ich mir deinen Rucksack mal genauer anschauen. Offensichtlich hast du dort eine spezielle Öffnung, so dass du T6-Fotos schiessen kannst, ohne die Kamera aus dem Rucksack zu nehmen ;-)
Ein weiteres Indiz für T6-Gelände ist übrigens, dass meine Freundin beim Betrachten der Bilder schweissig-kalte Hände bekommt ;-)

Gruss Tobi

Zaza hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 17. August 2010 um 11:10
...und dir flugs verbietet, diese Tour jemals selber unternehmen zu wollen ;-)

Gruess, zaza

Tobi hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 19. August 2010 um 19:21
Ach, du kennst das auch ;-)

kopfsalat hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 29. August 2012 um 10:04
> ...und dir flugs verbietet, diese Tour jemals selber unternehmen zu wollen ;-)

das hat nichts mit T6 zu tun, das gibts auch schon im T3/4-bereich ... ;-)

Gecko hat gesagt: Eindrücklich...
Gesendet am 29. August 2012 um 09:05
Gratulation zu dieser "Freesolo-Wanderung"!

Nachdem ich schon zwei T6+-Routen auf Hikr kenne (Girenspitz im Alpstein und den Grat vom Schiffberg zum Sichelchamm) dachte ich, dass T6+ zwar steil, aber eigentlich kein grosses Problem sein sollte.

In dieser von dir beschriebenen Tour war ich dann aber froh, ausnahmsweise mit Sicherung unterwegs zu sein!
Anscheinend beinhaltet selbst der Grad T6+ für sich allein schon eine relativ grosse Bandbreite... :-) Ist halt so, bei einer geschlossenen Skala...

Dein Eintrag im Gipfelbuch liess dann zwischen den Zeilen einiges an Interpretationsspielraum, was dir bei der Begehung durch den Kopf gegangen sein könnte. Ich kanns mir vorstellen...

Gruss Gecko

kopfsalat hat gesagt: RE:Eindrücklich...
Gesendet am 29. August 2012 um 10:08
geht man davon aus, dass die T-skala nicht linear sondern exponentiell ansteigt, bräuchte es kein T6+ da wäre sogar noch raum nach oben.


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