Vom Lago Maggiore über den Monte Paglione (1554 m) nach Indemini


Publiziert von Ivo66 , 17. Mai 2010 um 19:45.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:16 Mai 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Monte Gambarogno   CH-TI   I 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1430 m
Abstieg: 670 m
Strecke:Stazione di Ranzo-San Abbondio - Monti di San Abbondio - P. 1533 - Monte Paglione - Covreto - Sasso Corbaro - P. 1533 - Monte Paglione - Rif. S. Anna - Indemini
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Ranzo-San Abbondio
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Indemini
Kartennummer:1:25'000 Brissago

Nach diesen Tagen, ja Wochen nasskalten Alpennordseitenwetters mitten im Mai hatten wir genug und zogen die Notbremse: Um dem feuchten und fröstelnden Frühlingswetter ein temporäres Ende zu bereiten, entschieden wir uns spontan - auch wenn es nur für einen einzigen Tag sein sollte - in den Süden zu reisen, ins Land, wo Merlot und Kastanienhonig fliesst: Ins wunderschöne Tessin.

ÖV-Tour - 1 tägige Tour aus der Deutschschweiz

Da dies für eine Autofahrt wohl etwas gar zu anstrengend ist, unternahmen wir wieder einmal eine reine ÖV-Tour, befanden uns insgesamt 9 1/2 Stunden auf Reise. Aber unsere Geduld hat sich ausbezahlt: Der heutige Tag wird unvergesslich bleiben.

Nach der ersten heutigen Odyssee von 4 1/4 Stunden entstiegen wir an der Station Ranzo-San Abbondio dem italienischen Zug von Bellinzona nach Luino. Schon die Fahrt entlang dem Lago Maggiore war ein Highlight. Unbeschwert konnten wir beide nebst der eigentlichen sportlichen Unternehmung auch An- und Rückreise in vollen Zügen (leider was die Rückreise anbelangt im wahrsten Sinne des Wortes, aber dazu später mehr...) geniessen.

Aufstieg zum Monte Paglione

Von der Bahnstation aus ist der Bergweg hinauf zum Monte Paglione bestens ausgeschildert und markiert. Auch im untersten Teil der Route sind alle Abzweigungen ausgeschildert: Falls erwähnt, folgt man stets den Wegweisern Richtung Monte Paglione, sonst etwa den Zwischenstationen San Abbondio und Monti di San Abbondio.

Kurz nachdem man vom kleinen Bahnhof aus ein Stück auf der Asphaltstrasse leicht ansteigend zurückgelegt hat, geht es schon hinauf durch üppig bewachsene Gärten, die in allen Farben blühen. Man wähnt sich hier etwa auf der Blumeninsel Madeira und ab und zu kommt sogar etwas Karibikfeeling auf, mit dem grossen Unterschied, dass man hier nicht alle 50 Meter von herumlungernden Gestalten angepöbelt wird - wie dies z. B. auf Jamaica üblich ist.

Bald verläuft der Bergweg mitunter recht steil in dichtem, typischem Tessiner Wald - unten von Kastanien, weiter oben von Birken und Buchen dominiert. Entsprechend rasch gewinnt man an Höhe - wir hatten in 2 Stunden schon über 1000 Höhenmeter zurückgelegt. Es liegt viel Laub auf dem Weg, weshalb dieser nicht immer ganz deutlich zu erkennen ist. Hält man die Augen jedoch offen, wird man an den entscheidenden Stellen immer die guten Markierungen an den Bäumen sehen und den Weg ohne Probleme finden.

Einen ersten Vorgeschmack auf das zu erwartende Panorama erhält man auf der Monti di San Abbondio, einer kleinen Rusticosiedlung in einer Waldlichtung. Erreicht man aber den offenen Bergrücken bei P. 1533 zwischen Monte Paglione und Covreto, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus: Der gesamte schweizerische Teil des Lago Maggiore liegt wie ein Modell zu Füssen. Dahinter die Walliser Alpen mit Monte Rosa und Dom, die Tessiner Berge - dominierend natürlich der Gridone, aber auch die prominenten Poncione d'Alnasca, Pizzo di Vogorno und die Region um den Pizzo Campo Tencia und und und...

Der Aufstieg mag aufgrund der doch überwiegenden Waldstücke - diese machen ca. 90 % der Aufstiegsroute aus - etwas eintönig zu sein. Es gilt, die gute Luft aufzusaugen und dem Vogelgezwitscher zu horchen. Misstöne, verursacht durch unsere Zivilisation fehlen weitgehend.

Weiter zum Covreto (1594 m)

Nachdem wir bereits auf dem Monte Paglione standen und feststellten, dass wir bis zur Postautoabfahrt in Indemini noch reichlich Zeit zur Verfügung hatten (man benötigt von hier bis Indemini eine Stunde), bestiegen wir spontan noch den etwas höheren Covreto. Dies lohnt sich schon allein aufgrund der tollen Aussicht auf den italienischen Teil des Lago Maggiore.

Das Gelände auf diesem weiten Bergrücken ist sehr übersichtlich - die Wege gut markiert.

Um noch etwas Italien zu spüren, stiegen wir zum Grenzstein auf der kleinen Felsbastion Sasso Corbaro ab und querten dort auf einem italienischen Bergweg (weiss-rot markiert) zurück zum Monte Paglione.
 
Abstieg nach Indemini.

Vom Gipfel des Monte Paglione aus ist der Abstieg via Rifugio S. Anna nach Indemini wiederum bestens ausgeschildert und markiert. Diese Variante ist sehr empfehlenswert. Man hat den Vorteil, nicht wieder die über 1300 Höhenmeter abzusteigen und kann die Gelenke entsprechend schonen. Allerdings ist dann für die Postautoreise ab Indemini viel Geduld gefragt; die Fahrgeschwindigkeit lag meist näher bei 20 km/h als bei 30 km/h.

Von Indemini aus fuhren wir mit dem kleinen Postauto aus vorgenannten Gründen in schier unendlich langer Fahrt über die Alpe die Neggia hinunter an den Lago Maggiore, wo wir an der Station Vira-Magadino den Zug nach Bellinzona erreichten. Bemerkenswert war noch, dass das Postauto trotz pünktlicher Abfahrt in Indemini mit gut 15 minütiger Verspätung am Ziel ankam. Da hat es der Fahrplanschreiber wohl etwas gar gut gemeint - denn meines Erachtens lässt sich diese Strecke mit einem solchen Gefährt kaum schneller bewältigen...

Fazit: Ein toller Sonntag. Trotz der langen Reise haben wir den Tag alles andere als stressig empfunden. Hingegen ist wohl von einer Rückreise aus dem Tessin per Bahn (per Auto sowieso...) an einem Sonn- oder Feiertag eher abzuraten: In Bellinzona erwischten wir im ICN mit viel mehr Glück als Verstand die letzten beiden Plätze in der 1. Klasse. Gar nicht auszudenken, was heute in der 2. Klasse los war. Nach meinen Erfahrungen sind die Züge an Sonntagen in der Schweiz auf den Hauptachsen (etwa auch Wallis - Bern - Zürich) bei schönem Wetter sehr gut ausgelastet.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (7)


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Henrik hat gesagt: ..sehr detailierte Poesie...wie mich das freut!
Gesendet am 17. Mai 2010 um 20:31
> Es gilt, die gute Luft aufzusaugen und dem Vogelgezwitscher zu horchen. Misstöne, verursacht durch unsere Zivilisation fehlen weitgehend.

> Nach meinen Erfahrungen sind die Züge an Sonntagen in der Schweiz auf den Hauptachsen (etwa auch Wallis - Bern - Zürich) bei schönem Wetter sehr gut ausgelastet.

Nein, die Auslastung ist auch sonst recht hoch und bei Ferien sowieso!

Das und aus Pendlersicht...ich reise seit 2 1/2 Jahren FirstClass.

Danke - Merci - Grazie - Thanks

silberquäki



Wir fahren morgen ins Ticino...

Ivo66 hat gesagt: RE:..sehr detailierte Poesie...wie mich das freut!
Gesendet am 17. Mai 2010 um 20:34
Danke Henrik. Oh Du Glücklicher, grüsse mir das Tessin - ich beneide Dich.

Gruss Ivo

Bombo hat gesagt: RE:..sehr detailierte Poesie...wie mich das freut!
Gesendet am 17. Mai 2010 um 20:36
Hey Henrik, ich wink Dir dann mal kurz - werde morgen & übermorgen am Comersee sein (Cremia & Domaso zum Windsurfen). Salutti Ticino! :-)


Ivo66 hat gesagt: RE:..sehr detailierte Poesie...wie mich das freut!
Gesendet am 17. Mai 2010 um 20:41
Hallo Dominik

Da hast Du glaub ich einen tollen Zeitpunkt erwischt: Bestes Wetter wird für gute Laune und der Nordföhn für genügend Wind auf dem Brett sorgen. Viel Spass!

Gruss Ivo

Bombo hat gesagt: RE:..sehr detailierte Poesie...wie mich das freut!
Gesendet am 17. Mai 2010 um 20:44
Hoffen wir's und sonst muss der weisse Bauch mal wieder gebräunt (geröstet...) werden :-) Genial, dass Ihr den Weg ins Tessin gewählt habt am Wochenende - ich war also verdammt nah dran, dasselbe zu tun - aber mir graute es einfach vor der Rückreise, egal ob mit Zug oder Auto. Ich denke aber, die Sonnenstrahlen, welche Ihr einfangen durftet, machten auch die Platzprobleme wieder wett - schlussendlich habt Ihr klar auf die richtige Karte gesetzt - gratuliere.

Salutti
Dominik

P.S. Samstag Tiefenstock - keine Option?

Alpin_Rise hat gesagt: Indeminese
Gesendet am 19. Mai 2010 um 10:27
Ciao Ivo,
schöner Bericht! Ich geh nächste Woche nach Indemini, freu mich schon. Dort kenn ich viele Ecken, nur fehlen die Tourenberichte... vielleicht arbeite ich den einen oder anderen "Geheimtipp" mal nach.
Die Postautofahrt ist wirklich episch, mit dem Auto braucht man von Vira nur gut 30min. Doch lieber ÖV als Gotthardstau!
G, Rise

Ivo66 hat gesagt: RE:Indeminese
Gesendet am 19. Mai 2010 um 19:27
Ciao Rise

Da beneide ich Dich natürlich. Indemini ist wirklich eine schöne, ruhiger Ecke. Du hast Recht, der Gotthardstau ist keine Alternative zum Schneckenpostauto.... Ist ja auch schön, dass es in der sonst hektischen Schweiz noch Gegenden gibt, in denen es etwas gemütlicher zu und her geht.

Ich bin gespannt auf die Berichte von Dir. Geniesse das Tessin!

Gruss Ivo


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