Gamborogno TI: Schnee, Nebel, Sonne und Kamelien


Publiziert von Seeger , 22. Februar 2011 um 21:58.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:22 Februar 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Monte Gambarogno   CH-TI   I 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 766 m
Abstieg: 1590 m
Strecke:11km: Indemini – St. Anna – Paglione – Covreto – Alpetto – Cento Campi – Caviano – S.Abbondio
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto ab Vira-Magadino nach Indemini. Wenige Fahrten
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Stazione Ranzo/S.Abbondio
Kartennummer:Brissago 1332

Unterschiedlicher kann eine Schneeschuhtour kaum sein. Schon während der Fahrt mit dem Poschti nach Indemini das grosse Raten: Bin ich in der Nebeldecke oder darüber? Wie und wo beginnt der Schnee? In dickem Nebel steige ich den Wanderweg entlang steil über Indemini gegen St. Anna empor. Primeln blühen, aperer Weg. Sonnenhang. Keine Schneeschuhe nötig. Vorerst. Werden ja sehen.
Doch einen Kilometer vor dem Übergang von Indemini nach San Nazzaro am Lago Maggiore – St. Anna – kann ich nur dank Schneespuren ohne Schneeschuhe weiter kommen. Immer noch Nebel und die Schneehöhe steigt sprunghaft auf etwa 50cm an. Ein Besuch im Rifugio, das als ehemalige Kapuzinerbleibe (14./15. Jahrhundert) direkt an die wertvolle Kirche angebaut ist. Alles in bester Ordnung. 12 Schlafplätze und 8 Sitzplätze. Die Sonne setzt sich einige Minuten durch.
Nun gegen Westen. Juhui, Schneeschuhspuren! Im Wald steige ich dank diesen relativ schnell auf und erreiche den breiten unbewaldeten Rücken des Paglione. Wieder Nebel. Und ich kann nur dank dem Grenzstein Nr. 8 (CH/I) behaupten, ich sei dort. Aber die Spuren führen weiter. Bei diesen Sichtverhältnissen (20m) ein Segen.
Ich konsultiere die Karte und vertraue auf die Spuren. Irgendwo hin gehen die ja, oder? Irgendwann bin ich mir dann nicht mehr so ganz sicher. Aber kein Problem: Da kommt ein Wegweiser und im richtigen Moment verzieht sich der Nebel. Aber wo bin ich da eigentlich? Hoppla. Die Spur geht in die falsche Richtung. Dank der Topographie erkenne ich meinen Standort: 300m südöstlich vom Covreto. Das beschert mir einen happigen Aufstieg. Jetzt bin ich am Spuren dran. Und wie. Zeit- und energieraubend. Am Sasso Corbaro vorbei in Direttissima auf den Covreto. Sonnenschein und mässige Aussicht. Der Lago Maggiore liegt im Nebel. Trotzdem paradiesisch. Menü 1 mit Toggenburgerrolle, Banane und Apfel.
Nachdem ich die Wärme so richtig aufgesogen und die Kalorienzufuhr (und anderes) geregelt habe, mache ich mich auf den Abstieg. Richtige Schneehärte. Ich schwebe zum Sasso Toricello hinunter. (Was für einen schönen Namen für solch einen banalen Hügel). Auf einer langgezogenen Ebene erreiche ich den Wegweiser nach Alpetto. Die rechts abzweigende Weganlage – von nun an im Wald - ist relativ gut sichtbar. Jedenfalls mithilfe der LK. Stapf – Stapf und nochmals Stapf……und da steht auf einer Waldlichtung die neue Selbstversorgerhütte und einige gut restaurierten Gebäude, welche jetzt abgeriegelt sind. Vor Vandalen und Nichtvandalen gut geschützt.
100m unterhalb dreht der Weg abrupt in den Wald nach links ab. Steil. Aber mit den Schneeschuhen doch gut machbar. Jedenfalls einiges besser, als was dann folgt: Der Schnee verdünnt sich und ab 1000m Höhe verschwindet er und macht dem glitschigen Laub auf glitschigen Steinen Platz. Das geht mir recht in die Knochen. 150% Stockeinsatz. Langsames und vorsichtiges Vorwärtskommen. Wer kann mir da einige Zigarettenpausen verbieten? Und endlich erreiche ich Cento Campi im Abendlicht. Verträumte Alpsiedlung. Überall sind Zeichen von Aktivitäten: Da ein Stromgenerator, dort eine Betonmaschine. Mutter und Tochter unterhalten sich auf Schweizerdeutsch. Unterhalb steht ein riesiger Kastanienbaum mit Sitzbank. Da lasse ich mich nieder und geniesse die letzten Sonnenstrahlen und die Aussicht auf den See, knapp durch den Dunst erkennbar.
Nun raffe ich mich zur letzten Etappe auf. Wieder ein halsbrecherischer Steinweg nach Caviano hinunter. Die Kirchenglocken läuten. Feierliche Pause. Durch die engen, verwinkelten und romantischen Gässchen erreiche ich den Parkplatz. Hier zweigt der Fussweg nachS.Abbondio nach rechts horizontal ab. Schon erblicke ich die Kirche. Heimische Gefühle. Bald bin ich an meinem Ziel.
Im Garten fotografiere ich die blühenden Kamelien und schaue nochmals in die schneebedeckte Kuppe des Paglione hinauf.
Welch Gegensätze!  

Tourengänger: Seeger


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