Den Biber sahen wir....


Publiziert von Henrik , 17. Dezember 2009 um 00:09. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Seeland
Tour Datum:15 Dezember 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-NE   CH-FR   CH-VD 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 130 m
Abstieg: 130 m
Strecke:Erlach - Jolimont - Thielle - Marin/Epagnier
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:map wanderland / LK

...nicht, aber seine vollbrachten Fakten in einem Nebenkanal des Zihlkanals, deutlich!
 
Der Postbus brachte uns nach Erlach, am Bielersee. Der Chauffeur legte einen Spezialhalt ein, da Fenek ihn persönlich kannte, wir entstiegen ihm an der Kreuzung von der Strasse, die Tschugg (dazu etwas Historisches: „Polizei-Wy“ Tschugg, Tschugger, Polizei... Für „Tschugger“ wurde eine eigene „Landjäger“-Etikette kreiert. Ausschliesslich Polizisten können Chasselas, Oeil de Perdrix und Pinot Noir mit der „eigenen“ Etikette bei uns beziehen. Den Berner Patriziern ist es wohl auch zu verdanken, dass die Polizei im Volksmund als „Tschugger“ betitelt wird. Die kräftigen Tschugger wurden einst von den Berner Patrizieren, welche in Tschugg in ihren Sommerreisdenzen logierten, als Wächter mit nach Bern genommen) mit Erlach verbindet. Es war bissig kalt und grau. Wir folgten dem Mülibach ins Dorf, sahen von weitem den Rübenablad und die grossen Hängezüge an den Traktoren. Bei der Schule zweigten wir nach links zur Hauptstrasse und gelangten ins Zentrum: der Dorfbrunnen hatte seine Eiskrallen ausgefahren. Im Restaurant Amtshaus wunderten wir uns über den „knackigen“ Boden – die Schalen der auf den Tischen feilgebotenen Erdnüsse durften auf den Boden geworfen werden, so was hatte weder Fenek noch ich je zuvor gesehen oder erleben können! Vier Einheimische sassen uns am Stammtisch gegenüber und hatten schon die zweite Runde im Glas: Weisswein, es war gerade mal elf Uhr!
 
Erlach ist im Winter ziemlich still – im Sommer legen die Drei-Seen-Schiffe hier oft an und die nahe Peters(halb)insel gehört zum Schul-Reisli-Inventar. Im Schloss  eines der ältesten im Kanton Bern. Es wurde Ende des 11. Jahrhunderts vom Grafen Burkhard von Fenis zum Schutz der am oberen See-Ende vorbeiführenden Strasse erbaut ist eine Schulheim eingemietet – von hier überschaut man auch den Heideweg auf der Petersinsel, ansonsten eröffnete sich heute kaum mehr. Eine leichte Steigung folgt hinauf zur parkähnlichen Umgebung, in dem das Jolimont-Guet liegt. Eine Allee säumt den Anfahrtsweg, wer hier mit dem Auto hinauf muss – in der Villa Jolimont ob Erlach finden seit 1963 jedes Jahr im Sommer Musiklager für Kinder und Jugendliche statt. Ein paar Schritte weiter stossen wir auf pausierende Forstleute, die uns das Gelände passieren lassen, nach Rücksprache. Dank unsere Kartenausdrucke gelangen wir ein paar Minuten später an einen „Kraftort“, den Findlingen der Tüfelsburdi: (Teufelsburde) besteht aus drei grossen Granitblöcken aus dem Val de Bagnes im Wallis. Der heutige Name Tüfelsburdi wurde 1872 in den grossen Block eingehauen. 1850 hiess die Gruppe nach Jahn noch Heidenstein, auf einer Gesteinsprobe nannte er sie gar Druidenstein. Natürliche Steinanlagen wie die Tüfelsburdi zogen die Menschen seit je an und dienten ihnen als Kultstätten und Kraftorte.

Befremdend wirken die in unmittelbarer Nähe bestehenden Überbleibsel der Erlacher Sperre, Bunkeranlagen aus dem I. und II. WK...
 
Wir steigen die wenigen Meter hinunter zum Neuhusguet, halten links entlang der Strasse und gelangen in die Weite des Grissemoos – hier treffen wir auf den Zihlkanal, der das Ergebnis der Jurawässerkorrektion ist (Der Bau eines Hauptkanals um 1885 wurde als „Suez-Unternehmen“ bezeichnet. Die Erbauer wurden hauptsächlich - wie könnte es in einem Weinbauerndorf anders sein - mit Wein und Schnaps entlöhnt). An einem Entwässerungsseitenkanal treffen wir ziemlich erstaunt auf gefällte Bäume, die im Wasser liegen ....mit eindeutigen Biss- und Arbeitsspuren eines Bibers, den wir nicht zu Gesicht bekommen haben. Auf dem Zihlkanal tummeln sich Schulen von Enten, Haubentaucher, ein Kormoran und mehrere Fischreiher – Menschen begegnen wir keinen. Wir spazieren linksseitig, das ist hier insofern erlaubt zu sagen, da das Wasser des Zihlkanals in beiden Richtungen fliessen kann: http://www.systemdesign.ch/index.php?title=Bilanzieren.
 
Dabei kommt man an den Raffinerie-Anlagen von Cressier (NE) vorbei – siehe Bericht von Sputnik http://www.hikr.org/tour/post12178.html. Die Bise beginnt uns „anzugreifen“ – wir spüren nun innigst den Wunsch, uns niederzulassen und aufzuwärmen. Noch sind wir unterwegs an der Kantons- und Sprachgrenze: sie verläuft mitten im Zihlkanal, auf den Karten wird das sehr deutlich. Etwas entfernt von hier gibt es eine ungewöhnliche Grenzziehung in Erinnerung zu rufen, falls jemand aus der Communitiy ja beginnen möchte „Kantonsgrenzen bzw. –ecken“ zu sammeln: der Broyekanal zwischen dem Lac de Neuchâtel und dem Murtensee wird geteilt durch vier Kantone, der Kanton Freiburg nimmt in diesem Kanal für sich in Anspruch die Mitte sein Eigen zu nennen! Passend zur Weihnachtszeit führt der WW am Rand von Bethlehem, einem Weiler (an der Strasse Saint-Blaise-Erlach)  zu Gals gehörend, vorbei und kurz darauf sind die Mauern des Château de Thielle durch das Ried zu erkennen. Hier dringt auch wieder Strassenlärm zu uns, die Schnellstrasse, die hier Autobahnanschluss gewährt. In unmittelbarer Nähe steht das Restaurant Pont-de-Thielle, Hotel-Bar-Dancing-Komplex – es ist 13.40 und wir freuen uns auf ein Mittagsmahl, zweifeln noch ob der vorangeschrittenen Zeit und sind dann aber erleichtert - wir entscheiden uns fürs Menu 2: Gemüsecrèmesuppe mit Brot Croutons – Pferde-Spiesschen (Argentina) mit Peperoni, Tomatenrisotto und Tagesgemüse, Panaché für Fenek, ich freue mich auf ein Glas Roten (aus Portugal). Wir sind nicht die einzigsten, die noch so spät speisen dürfen; man spricht französisch und ist von dieser bestechenden Leichtigkeit, die ich schon am Samstag in Freiburg/Uechtland angetroffen habe! Wir verweilen bis nach 15 Uhr, erkundigen uns über die Abfahrtszeiten an der Rezeption (Dank Internet) und spazieren wieder gut eingepackt bis zur Haltestelle Zihlkanal (Station mit Halt auf Verlangen), die Verbindungsachse zwischen Bern und Neuchâtel. Kaum stehen wir auf dem Perron, hält eine S-Bahn hier – wir nehmen diese bis nach Marin-Epagnier, da wir davon ausgehen, dort einen geheizten Warteraum vorzufinden, was zwar nicht zutrifft, aber immerhin er bietet Schutz vor dem zugigen Wind. Wir üben uns ein wenig im Eruieren der Höhenzüge, vermuten irgendwo in der Nähe den Chasseral und sehen aber nur den Chaumont mit seiner Schneise der Hochspannungsleitungen, Richtung La-Chaux-de-Fonds. Kurz nach vier hält eine S-Bahn nach Bern, geplante Ankunft 16.43 – dort hat jeder seinen praktisch nahtlosen Anschluss nach Hause.
 
Und wieder ein TuT-Wanderung – Grenzerfahrungen sprichwörtlich, Findlinge ebenso und das eindrückliche Werk eines Bibers, den wir so gerne gesehen hätten!
 
 
 
 
 
 

Tourengänger: Henrik , Fenek
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Kommentare (1)


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Seeger hat gesagt: TUT/T1
Gesendet am 17. Dezember 2009 um 21:20
Ciao Henrik
Und wieder geniesse ich mit Dir eine TUT-Wanderung virtuell.
Spannend-interessant-unterhaltend.
Ich tippe auf Total Ungewöhnliche Touren.
Danke für Deine Beiträge.
Cari saluti
Andreas


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