Frostiges Vergnügen am Simplon


Publiziert von akka , 19. Oktober 2009 um 21:11.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:18 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:Simplonpass 2004m - Mäderhorn 2852m - Monte-Leone-Hütte 2846m - Wasenhorn Südflanke 3155m - Wasenlücke 2887m - Bodmertälli - Rothwald 1745m

Dem frühen Wintereinbruch etwas zu entfliehen, bedeutete am Sonntag wieder mal: Ab durch den Tunnel. Die Schneehöhenangaben im Wallis, südlich der Rhone, kann man getrost noch als herbstlich bezeichnen.  Gerade die Simplonregion schien gemäss Meteosimulation vom Vorabend eine gute Wahl zu sein.
Warum nicht, haben wir dort noch nie eine Wanderung unternommen. Wir packten mal alles an Walliser Topos ein und wollten dann spontan vor Ort entscheiden, worauf es uns gelustet.
Wir entschieden uns dann tatsächlich für die Fahrt von Brig Richtung Simplon. Allerdings hingen wir bald im Nebel. Die Grenze vermuteten wir unterhalb von 2000m und beschlossen deshalb, bis auf die Passhöhe zu fahren. Ernüchterung dann, als wir dort ankamen. Bei solchen Wetter schickt man keinen Hund vor die Tür. Nebel, Wind und eisige Kälte begrüssten uns herb. Die Fahrerin des Postbus warf uns einen mitleidigen Blick zu...
Zunächst mal alles an warmer Kleidung aus den Rucksack zaubern und kurze Lagebesprechung. Die grauweisse Umgebung zwang uns zu einer Tourenwahl rein nach Karte. Wir entschieden uns für den Weg zur Mäderlücke und wollten dann rollend planen. 
Polarisch stimmungsvoll präsentierte sich die Landschaft. Dicker Rauhreif überzog die Wiesen, Sträucher und Bäume. Der Nebel wurde dann zunächst stellenweise dünner und gab Konturen von weissen hohen Bergen frei. Je höher wir stiegen, desto mehr mogelten sich blaue Flecken in die graue Wand und bereiteten immer neue Überraschungseffekte - aahhh das Aletschhorn... oohhh das Bietschhorn.
So stiegen wir ins Chaltwassertälli - ein treffenderer Name wäre uns garantiert nicht eingefallen - auf eisigen Geläuf mit viel Vor- und Umsicht Richtung Nordwesten. Tückisch verdeckte häufig eine feine Schneeauflage das Wassereis. Die steinigen Platten verlangten eine gute Koordination beim Eiertanz. So dauerte es eine hübsche Weile, ehe wir auf 2800m angelangten. Von dort war der etwas mit Schnee gefüllte Weg auf das Mäderhorn (2880m) problemlos zu begehen. Vermutlich -12°C und ein frisches Lüftlein luden leider nich zum Verweilen ein. So stiegen wir etwas ab, zur Monte-Leone-Hütte. Ein schöner Steinbau, SAC-Hütte im alten Stil. Sie war verschlossen, also kein Winterraum!
Wir gehen noch ein Stück weiter und erreichen auf 2925m einen wunderschönen Aussichtspunkt oberhalb des Chaltwasserpass. Kalt ist es auch hier geblieben. Ich betrachte mir das Wasenhorn, das von hier gar nicht so schwierig aussieht. Leider habe ich mich zuhause nicht mit diesen Gipfel beschäftigt. Während meine Begleitung eher Lust auf Pause im windgschützten Holzvorrat der Monte-Leone-Hütte hat, wollte ich noch etwas zum Südgrat höhersteigen.  Wir vereinbaren, uns in etwa einer Stunde an der Hütte zu treffen. 
Die Schneeauflage ist nicht optimal und viel feiner Schutt darunter. Nur langsam komme ich vorwärts. Ich steige bis etwa 90m unter den Gipfel. Der Zugang zum Grat wäre sehr mühsam und etwas heikel. Dieser scheint dann ein T4 sein. Ich bin etwas weiter links. Es zieht eine Rampe nach links hoch, die gut möglich scheint. Viel groberes Block, eventuell I-er Stellen und durchaus steil. Doch der Schnee macht die Sache auch heikel. Ich müsste wohl einiges an Zeit investieren, vor allem beim Abstieg. Ich kehre hier um und brauche tatsächlich insgesamt die volle Stunde, bis ich wieder an der Hütte ankomme. Wir gehen nun noch einmal zur Mäderlücke und steigen den etwas unfreudlich aussehenden Nordhang ins Bodmertälli ab. Der  verschneite Wanderweg ist mit Hilfe der Steigeisen gut abzusteigen. Es zieht sich dann noch etwas, ehe wir endlich die schnee- und eisfreien Wiesen auf 2300m erreichen. Nun wechselt die Stimmng wieder von Winter auf Herbst und es ist ein Genuss, den lärchenbewachsenen Jochtwald abzusteigen, wenngleich hier reif auf hartgefrorenen Untergrund ebenfalls noch Konzentration fordert. Kurz nach 17 Uhr erreichen wir Rothwald (1745m) an der Simplon-Passstrasse und haben grosses Glück, das uns wenige Minuten darauf der Postbus aufgabelt.

Tourengänger: akka


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