Alpstein: Nasenlöcher – Öhrli (Schwägalp - Wasserauen)
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Bei allerschönstem Sommerwetter ziehe ich los. Dass ich dazu noch die „Alpabfahrt“ (Viehtrieb ins Tal) der Schwägalp unverhofft miterleben darf, ist ein glücklicher Zufall. Und der Zeitverlust ist damit mehr als wettgemacht! Zuerst die weissen Ziegen, angeführt von Bub und Meitli in Sonntagstracht. Dahinter die drei schönsten Kühe mit riesigen Kuhglocken. Zum Klang und Takt der Kuhglocken „zauern“(Lied ohne Worte mit gedehnten und wehmütigen, meist dreistimmigen hohen Singlagen) vier Sennen in rotem „Brusttuch“(Jacke), beschlagenen Hosenträgern und gelben Hosen. Schwere silberne Uhrkette mit alten Münzen, meist ein Erbstück. Es folgt die Kuhherde, angetrieben vom Appenzeller Bless (schwarz/weisser Sennenhund mit nach oben geringelter Rute) und dem Bauern. Am Schluss, von einem Pferd gezogen, der „Lediwagen“ (Ziehwagen mit verschiedenen Alpgegenständen).
Gegen Mittag marschiere ich vom riesigen Rummelplatz der Schwägalp Richtung Osten. Plötzlich nur noch einzelne Berggänger! Gut markierte Route über die Chammhalde zum Schwizerälpli, wo ein Wegweiser auf den alpinen Charakter dieser Tour hinweist. Weiss/Blau/Weiss markiert geht’s steil hangwärts. Der Weg ist sehr viel begangen und deshalb leicht zu finden. Ich erreiche den zweiten Sporn bei Pt 1622, wo ich mit Aussicht zur imposanten Säntiswand bis zum Bodensee genüsslich das Menü 1 verzehre. Zum Dessert gibt’s Haselnuss-Schokolade. Früchtetee.
An den Nasenlöchern vorbei. Dies sind zwei Höhlen, welche tatsächlich diese runde Form haben. Einige Passagen müssen in leichter Kletterei (II) und mithilfe von Stahlseilen überwunden werden, bevor ich waagrecht auf einem ausgesetzten Band nach links traversiere. Noch eine Steilstufe und ich erreiche die Öhrligrueb. Mächtig baut sich das Öhrli im Osten etwas abgesetzt vom Hauptkamm auf. Das gibt ihm die Form eines abstehenden Ohrs, welches man vor allem von Appenzell und Weissbad her bewundern kann. Von der Öhrligrueb linkshaltend leicht zum Öhrlisattel, ein viel begangener Übergang von der „Ebenalp“ zum „Schäfler“ und über den Blauen Schnee zum Säntis (T4).
Kaum zu glauben: Der Aufstieg vom Sattel zum Öhrli-Gipfel braucht eine knappe Viertelstunde. Keine Markierung, nur Wegspuren, klare und logische Aufstiegsroute, für geübte Berggänger machbar (II). Gipfelbucheintrag. Zurück zum Sattel, dann nach SW, vorerst horizontal und später einige Stufen gesichert aufwärts klettern zum Pt 2121.
Von hier könnte ich rechts zum Säntis hinaufsteigen. Ich wähle den etwas rauen und wenig begangenen Weg zum Gasthaus Mesmer hinunter (T3): Vom Punkt 2121 über Karrenfelder horizontal etwa 100 m rot/weissen Markierungen entlang zu einem Wegweiser in der Nähe des Pt 2120. Nachher ziemlich steil hinunter über Karrenfelsen zu den lieblichen Weidewiesen des Oberen Mesmer, welcher mit verschiedensten Kuhrassen bestossen ist. Am Gegenhang sind die Wegspuren zur Agathe platte deutlich zu erkennen. Da möchte ich auch mal hin.
Gymnastik, welche kein Vorbild für Kühe sein soll – über oder unter Elektrischen Zäunen hindurch. Erst im unteren Teil sind Lücken vorgesehen. Plötzlich erscheint in der Tiefe das Gasthaus Mesmer, welches tatsächlich gastlich ist. Nettes Personal, netter Wirt. Ich kehre ein.
Der nächste Abschnitt führt auf angenehmem Weg (T2) zur Seealp hinunter. Etwa 100m unterhalb des Gasthaus Mesmer ist ein regelmässiges Zischen eines Widders (Hydraulische Wasserpumpe, welche den Rückschlag ausnützt) hörbar. Dieser pumpt das Trinkwasser zum Gasthaus hinauf. In unterhaltsamen Kurven – angelegt wie die Rennstrecke von Monza – schwebe ich zur Ebene der Seealp hinunter. Dem See auf dem linken Ufer entlang. Die Völkerwanderung hat mich wieder! Leute mit „Sandäleli“. Auf einer steilen Teerstrasse steige ich in kurzen Schritten – besser für die Kniegelenke - nach Wasserauen hinab (T1).
Diese Tour ist nicht zu unterschätzen: Für das erste Mal sind die Nasenlöcher besser im Aufstieg zu machen. Bei Nässe ist die Ausgleitgefahr auf dem Kalkstein relativ gross.
Glücklich und um viele verschiedene Eindrücke bereichert, kehre ich von „meinem Alpstein“ nach Hause zurück. Ein letzter Blick zur Alpsteinkette mit dem Öhrli im Abend licht. Dort oben war ich!
Ganz stolz. Wie der Bub und das Meitli an der Spitze bei der Alpabfahrt!
Tourengänger:
Seeger

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (5)