Rimpfisch-, Strahl- und Fluchthorn - Rule Britannia(hütte)!


Publiziert von simba , 7. Juni 2019 um 09:28.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:30 Mai 2019
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 3900 m
Abstieg: 5100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Saas Fee, Felskinnbahn (42 CHF (!) in der Zwischensaison für eine Bergfahrt)
Unterkunftmöglichkeiten:Britanniahütte

"Rule Britannia! Britannia rule the waves"...Die Zeiten als diese Zeilen mit Inbrunst und Glauben gesungen wurden, sind lange vorbei. Auf einem kleinen Fleckchen südlicher Walliser Erde aber "herrscht" oder eher thront "Britannia" weiter über die "Wellen", wenn auch nur über diejenigen, die sich durch die Spalten des Allalingletschers ergeben. Und auch wenn es für die Briten heutzutage nicht mehr so "gesegnet" und "majestätisch" (und voller Allmachts-Abglanz) zugeht wie noch zu Zeiten des Empire - das Skitourengebiet der Britanniahütte wird (hoffentlich für immer) majestätisch und die Lage der Hütte gesegnet bleiben ;) - Rule Britannia!

30.05.2019 Britanniahütte
Wie wir dachten viele an Auffahrt - die tollen Tourenverhältnisse dank Maischnee und das Traumwetter müssen genutzt werden - und daher war Stau auf der Anfahrt hier und da vorprogrammiert. Die einzige Bahn zum Felskinn erreichten wir dennoch rechtzeitig, es wurden sogar zwei Bahnen, nachdem der Andrang die Gondel sprengte. Ab Felskinn ist die Britanniahütte dann mit nur geringen Anstiegen und Abfahrten auf der Ratrac-Spur schnell erreicht - und der Blick auf das Programm der folgenden drei Tage wird frei.

31.05.2019 - Strahlhorn
Die Abfahrt von der Britannia hinab zum Hohlaubgletscher ist morgendlich hart und leidig - einige Fußgänger haben die Spur arg malträtiert. Danach geht es über durchweg flache Hänge - meditativ und langatmig - am orographisch linken Ufer, später in der Mitte den bestens eingeschneiten Allalingletscher hinauf in Richtung Adlerpass. Unterhalb des Passes wich der tragende Deckel bereits gespurtem Pulver, so dass es auf bestens angelegter Spur einfach durch die Steilstufe südlich des Passes hinauf auf das Gipfelplateau ging. Mit Steigung ist es danach auch wieder vorbei: flach geht es über das windgeprägte Plateau bis ca. 10m unterhalb des Gipfels und derzeit in gutem Trittschnee einfach auf den Gipfelgrat zum nahen Kreuz und dem noch einige Meter gen Süden liegenden tatsächlichen Gipfel. Die Abfahrt war dann ein Spät-Mai-Traum: Bereits um kurz nach 9 ließen wir den windgeprägten Schnee im oberen Teil hinter uns, danach gab es oben Pulver und unten Firn. Dafür war die Wiederanstiegszeit zur Britannia-Hütte gegen halb 11 nicht ideal gewählt - die Sonne schien nämlich direkt in die Flanke und grillte uns ordentlich durch.

01.06.2019 - Rimpfischhorn
Der Weg zum Strahlhorn ist lang, der Weg zum Rimpfischhorn ist länger...auf ca. 3280m verließen wir die Karawane gen Strahlhorn und folgten derjenigen zum Rimpfischhorn zum Allalinpass. Aufgrund der guten Schneelage konnte hiernach problemlos und ohne Höhenverlust bis auf ca. 3630m zur ersten der beiden markanten Felsrippen gequert werden, wo eine extrem steile Abfahrt von ca. 20Hm wartet, die aber im noch leicht pulvrigen Schnee und ohne Randspalte problemlos war. Die zweite der Felsrippen wird an ihrem unteren Ende ebenso überschritten wie eine dort befindliche Spalte, die gut eingeschneit war. Auch danach ist der Rimpfischsattel nicht nah, dafür ist die Kulisse zwischen riesigen Spalten und Seraks unter der Nordwand des Horns schön anzuschauen. Dank guter Schneelage konnten wir mit dem Abfahrtsgerät bis zum Rinneneinstieg ansteigen und dort auf Steigeisen und Pickel umbauen. Dank gutem Trittschnee in der Rinne und der Querung zur Anstiegsrippe ging es danach erst schnell voran, danach bremste der Andrang (insbesondere bereits entgegenkommende Absteiger) unseren Vorwärtsdrang. Die Rippe konnte vielfach im guten steilen Trittschnee umgangen werden, die oft als Schlüsselstelle genannte Felsstufe unterhalb des Vorgipfels kann durch eine fixseilgesicherte Rinne links recht leicht umgangen werden. In Anbetracht der zahlreichen weiteren aufsteigenden Seilschaften blieben wir am Gipfel - den wir für uns erstaunlicherweise kurz allein hatten - nicht lange. Von unterhalb des Vorgipfels (Block mit Schlingen + Mailon) seilten wir mehr als 25 Meter bis zu einer erst spät sichtbaren Stange am Felsgrat ab, von dort genau 30m zu einem Block mit Schlingen. Hier kann nochmal 15m bis zum Beginn der Rippe abgeseilt oder leicht abgeklettert werden, bevor es über Rampe und Rinne zurück zum Skidepot geht - insgesamt ein idealer Abstieg, um nicht mit den aufsteigenden Seilschaften in die Quere zu kommen, da aber viele diese Variante wählten, warteten wir doch einige Zeit. Die Abfahrt war leider nicht mehr so grandios wie tags zuvor: unterhalb des Rimpfischsattels gab es erst Bruchharsch, erst im Bereich des Mellichgletschers unter den Felsrippen schönen Firn. Gebremst wurde die Abfahrt dort aber vom Gegenanstieg zum Allalinpass. Großer Genuss kam danach im schweren und tiefen Sulz und im Gegenanstieg zur Hütte nicht mehr auf.

02.06.2019 - Fluchthorn
Dem Fluchthorn geht der 4000er-Nimbus ab. Dafür ist es hier deutlich ruhiger als an den Bergen der Vortage. Der Anstieg ist bis auf ca. 3200m wieder identisch mit demjenigen zum Strahlhorn. Dann querten wir hinüber zur Felsinsel im Allalingletscher und erstiegen auf einer bequemen Rampe immer östlich der Felsen erst der Felsinsel und dann derjenigen des Fluchthorn haltend dessen Gipfel. Erst ganz zuletzt auf den letzten Meterm vom Fluchtpass wird es dabei etwas steiler. Der Gipfel war schneller als gedacht erreicht (oder war nur das Frühstück am letzten Öffnungstag der Britannia deutlich früher gewesen). Wir warteten fast 1,5 Stunden und trotzdem wars im oberen Bereich der direkten Abfahrt bis Innere Turre noch nicht aufgefirnt. Darunter wars dann ein Traum im "Zischfirn", aber aufgrund der hier möglichen Geschwindigkeit viel zu schnell vorbei. Für den finalen Weg nach Saas-Fee gilt das leider nicht: Langer Wiederanstieg zur Britannia-Hütte vom Gletscherplateau bei 2820m, Querung zum Egginer Joch sowie eine Pistenabfahrt und zuletzt Tragepassage ab ca. 1km vor der Talstation und durch den Ort hindurch standen noch auf dem Programm.

Schwierigkeiten:

Strahlhorn: Ski WS+
Rimpfischhorn: Ski ZS, Hochtour: WS+ / II
Fluchthorn: Aufstieg Ski L, Direkte Abfahrt: WS

Tourengänger: simba


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