Rimpfischhorn


Publiziert von ᴅinu , 18. April 2022 um 14:34.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:15 April 2022
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 1808 m
Abstieg: 2980 m
Strecke:31,6 km

Wir vermuteten, dass die Verhältnisse prekär sein werden und wir mit nötigem Respekt an die Tour heran gehen müssen: Der Schneemangel dieser Saison hinterliess seine Zeichen, die Gletscher sind nicht eingeschneit wie in anderen Jahren. Dies bestätigt nun auch ein Bericht der Rundschau. Um uns ein genaueres Bild zu machen wählten wir die Britanniahütte als Basis und den Feechopf als Trainingstour für das Rimpfischhorn

Die Tour zum Rimpfischhorn ist meine letzte 4000er Tour ab der Britanniahütte. Den Weg bis zum Allalinpass kenne ich bereits bestens. Daher entscheiden wir uns gegen die sehr gut sichtbare Spur mitten über den Allalingletscher und folgen am Rande vom Allalingletscher hinauf bis zum Allalinpass, damit wir möglichen Spaltenstürzen möglichst ausweichen können. Die vorangegangenen Tourengeher inkl. mehreren Sologänger watschelten dabei naiv der gegebenen Spur mitten in grosse Spaltenzonen vom Allalingletscher. Auch heute waren wir die einzige Schweizer Seilschaft am Berg. 

Auf dem Allalinpass angekommen galt es in einem grossen Bogen um den Ausläufer vom Rimpfischhorn auszuweichen. Einzelne fellten ab und genossen eine kurze Abfahrt über windgepressten Schnee. Ab dem Allalinpass sahen wir nur noch die ganz grossen Gletscherspalten, der Gletscher wurde anscheinend auf dieser Seite besser eingeschneit. In mehreren angenehmen Steigungen wanderten wir am langen Seil hinauf bis zum Rimpfischsattel. Auch der Bergschrund vor dem Sattel ist wunderbar eingeschneit. Am Skidepot entschieden wir uns zuerst eine Mittagspause zu machen, da sich alle Seilschaften miteinander in den Aufstieg begeben haben und dies für uns ziemlich nach Stau aussah. Trotz dieser Mittagspause holten wir dann die Seilschaften auch schon im unteren Teil vom ersten Couloire ein. Einer blockierten Dreier-Seilschaft die alle überholten riet ich dann auch zur Umkehr, da es im oberen Teil nur noch schwieriger wird.

Meine Gedanken zur Topo habe ich in der Fotogallerie niedergeschrieben. Grundsätzlich brauche ich für die Vorbereitung einer Tour ein vielfaches an Stunden, verschiedene Bücher, Internetplattformen und ja, auch Youtube-Videos dienen dabei zu meinem Sichtungsmaterial. Bei den Youtube-Videos ist mir aufgefallen, dass viele "falsch" Aufsteigen und so in risikoreicheres Gelände gelangen. Grundsätzlich kann ich die Bücher vom Topoverlag empfehlen. Dank diesen wurde bei mir schon manches Gipfelerlebnis zum Erfolg. 

Das erste Couloire verlässt man zur linken Seite in eine Rampe, welche im 2. Schwierigkeitsgrad erklettert werden kann und zwar am Ort, wo das Couloire einen Rechtsknick macht. Nach der Rampe gelangt man in Gehgelände, bevor man einen Kamin hinauf kraxeln kann. Am Ende des Kamines gelangt man im besten Fall wieder in ein Schneecouloire, wobei dieses aber aktuell aper ist. Wir kletterten insofern wie in der Topo beschrieben dem aperen Grat entlang hinauf bis wir die Höhe erreicht hatten, wo man auf einem Pfädli waagrecht in den Felsteil vom Winteraufstieg traversieren kann. Auf diesem Weg hatten wir die Möglichkeit, uns nach rund 20 Metern jeweils an einem Stand zu sichern. Ab dem Felsstück kamen uns die ersten Tourengeher entgegen, was wiederum mehr Zeit beanspruchte, da wir aufeinander Rücksicht nahmen.

Oben am Verbindungsgrat angekommen, war der Aufstieg zum Gipfel noch ein gemütlicher "Spaziergang". Leider fehlte zur Zeit das Gipfelkreuz?!? Nachdem wir das grandiose Panorama genossen hatten machten wir uns an den Abstieg. Die Seilschaften blockierten sich noch immer Abstieg, wobei der Stand am Verbindungsgrat noch besetzt war. Dank solider Vorbereitung wusste ich, dass man vom Vorgipfel abseilen kann, was ich aufgrund des rutschigen & aperen Winteraufstieges bevorzugte. Wie erwartet kamen wir auf der Abseilpiste sehr gut voran, gelangten sogar ohne vordrängeln an die vorderste Front aller Seilschaften. Dank eingespieltem Team, zügigem arbeiten und einem guten Geländekenntnis konnten wir ausser dem Gehgelände sämtliche Kletterstellen abseilen und erreichten den Rimpfischsattel noch bevor die nachfolgende Seilschaft überhaupt begonnen hat in der Abseilpiste fahrt aufzunehmen.

Nach einer erneuten Pause machten wir uns an die lange Abfahrt. Um einen möglichen Unfall vorzubeugen haben wir in der Abfahrt öfters pausiert und nutzten aufgrund vom schweren Schnee möglichst kurvenarme Fahrten am Rand vom Gletscher. Nach zwei Gegenaufstiegen erreichten wir dann endlich die Britanniahütte, wo wir einzelnes Gepäck deponiert hatten. In einem letzten Anlauf und einem letzten Gegenaufstieg zum Egginerjoch, gelangten wir ins Skigebiet von Saas-Fee, von wo wir Lawinentechnisch sicher bis zur Talstation vom Alpin Express abfahren konnten. Wer wie wir nach Pistenschluss auf der Piste unterwegs ist muss auf Pistenfahrzeuge aufpassen, welche zum Teil in steilen Hängen auch ein Stahlseil spannen, welches sich beim Wenden des Fahrzeuges über die ganze Pistenbreite verschieben kann! Insofern warteten wir jeweils, bis das Pistenfahrzeug wieder bei uns war und wir mit dem Fahrer Sichtkontakt hatten.

Das Rimpfischhorn war für uns beide der vierte Viertausender ab Saas-Fee. Meine Projekte bleiben vorerst im Saastal. So hoffe ich, dass ich in der Sommersaison das Fletschhorn und das Täschhorn besuchen darf. Das Rimpfischhorn war definitiv die schwierigste Skitour bisher - ein Toller Berg, der mit nötigem Respekt und Vorbereitungen angegangen werden muss.    

Tourengänger: ᴅinu


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Kommentare (3)


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SEalpin hat gesagt: Informativer Bericht
Gesendet am 18. April 2022 um 20:48
Glückwunsch zur gelungenen Tour und danke für den aufschlussreichen Bericht, die Beschreibungen und eingezeichneten Stände und Varianten sind sehr hilfreich!
Interessant ist es auch, Fotos der aktuellen Schnee-/Gletschersituation zu sehen. Im August bin ich für fünf Hochtourentage ebenfalls auf der Britanniahütte. Wenn die Gletscher jetzt im April dort schon so aussehen, habe ich keine großen Erwartungen an die Verhältnisse im Sommer...

ᴅinu hat gesagt:
Gesendet am 19. April 2022 um 17:27
Merci :-) Dann wünsche ich Dir jetzt schon tolle fünf Hochtourentage.
Gruss Dinu

Felix hat gesagt:
Gesendet am 27. April 2022 um 22:08
alles - genial!


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