Venus im Wald... wo schaut denn einer hin?

 
... Mittagessen in Olten, in der Milchküche – Kantine – SBB! Es lohnt sich, die Verpflegungszeiten zu berücksichtigen, sonst wird’s eng. Und primär ist das Lokal für die SBB da. Olten, die Drehscheibe der Schweiz und auch der Beginn der Centralbahn, wie das einst hiess. An Gleis 7 und 12 finden sich dazu Erinnerungstafeln. Und alle paar Minuten rasselt ein Durchgangszug vorbei, der hier nicht hält. Auch Güterzüge rumpeln an mir vorbei. Kurz nach 12 fährt der IC 5 nach Lausanne. Die Auslastung der Jurasüdfusslinien ist auch zu dieser Zeit erheblich. Die NEAT und diese Verbindung  können sich nicht beklagen. Die Anschlüsse an letztere sind allerdings nicht allen mit Bravour gegönnt. Ein strahlender Tag, im Rucksack erstmalig führe ich eine Schildmütze mit, und die kommt auch zum Einsatz, der Kopf dankt es.
 
... in Neuchâtel steige ich um auf den Regio 7272 nach Gorgier – St. Aubin. Diese wird mit den NPZ gefahren, die schwerfällig wirken, aber m. E. durchaus Platz bieten. Ab Neuchâtel verlassen vier Stränge Eisenbahntrassen die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons: die mit der Spitzkehre in Chambrelien nach La-Chaux-de-Fonds, die nach Fleurier durch die Areuse, die Jurasüdfusslinie nach Lausanne/Genf und das Tram nach Boudry. Für Ferrophile also durchaus lockende Strecken. Und den Fahrplan darf man getrost als sehr gut bezeichnen.
 
... erneutes Umsteigen in Gorgier – St. Aubin: hier übernimmt das Postauto, das schon am Bahnhofsplatz bereit steht. Endpunkt: Yverdon-les-Bains. Die Ländereien zwischen Neuchâtel und Gorgier sind mir nur passager bekannt: die Areuseschlucht, Creux du Van und ein Teil der Strecke ab Boudry (Pfaelzer).
 
... baulich waren die Bahn- und Strassenkonstruktionen insofern gefordert: es herrschen zum Teil enge Verhältnisse zwischen See und Hanglagen. Das betrifft auch Vaumarcus, dort verlasse ich den Bus und stehe wieder am Bahnhof Gare Vaumarcus, der nur morgens und abends durch einen Regio bedient wird (siehe Abbildung). Ich folge dem WW an den See hinunter, Unterführung Bahn und Strasse. Noch ist an der Schiffanlegestelle der Betrieb noch nicht eröffnet – in dessen Umgebung werden für eine Veranstaltung Zelte und Verkaufstände errichtet: Sträucher und Blumen.
 
... die Passage  Vaumarcus – Concise hält sich ganz nahe am See entlang. Und wird rege benutzt: zu Fuss mit und ohne Hund, Biker und Jogger und eine Schulklasse.  Die Autobahn begleitet einen mit einem Dauerrauschen. Die Bahn ist nur stellenweise zu sehen und zu hören. Nicht zu überhören sind die Konzerte des Buchfinken und der Amseln. Auch botanisch ist es lebendig, ohne dass ich mich hier auf die Äste wage. Der Weg ist teilweise breit offen angelegt, manchmal wie in einem grünen Tunnel.
 
... zwischen Vaumarcus und La Raisse sind von der Bahn aus gesehen gut sichtbar seit Jahren die beiden Schwimmplattformen, die dem Lac de Neuchâtel Kies entnehmen, Ledi-Schiffe verfrachten diese dann zur Zementweiterverarbeitung in Marin-Epagnier bei Thielle (Ziel-Kanal): „Das gesamte von uns gewonnen Rohmaterial stammt aus dem Neuenburgersee, genau gesagt von der Moräne, die der Rhonegletscher vor rund 40‘000 Jahren zurückgelassen hat. Die Hauptvorkommen, die sich bei Vaumarcus und St-Aubin befinden, zeichnen sich durch eine hervorragende Materialqualität aus. Moderne, leistungsstarke Schwimmbagger holen den Rohkies vom Seegrund und laden ihn auf Lastkähne...“. Auf einer Aufschüttung sind Krähenscharben zu sehen, der Weg liegt nur einen Steinwurf vom Ufer entfernt. Im weitern Verlauf sind auf Felslagen einzusehen, ein üppiges Dickicht fällt auf. Im Bereich des Weingutes Ancienne Chartreuse La Lance ist der Strand Privatgelände, ich unterlasse eine Begehung. Aber es juckte mich!
 
... wenige Schritte weiter erreiche ich die Boites des Vacances am Strand bei Concise. Und ein Segel- und Motorsportboot-Depot. Zuvor erhasche ich noch zwei ICNs, die wie elegante Tatzelwürmer auf ihrem Trassee an mir vorbeihuschen.
 
... ich beende meinen kleinen Nachmittagspaziergang auf der Terrasse des Restaurants mit seinen Platanen „Hôtel du Lac et Gare“, verwaist mitten am Nachmittag, hier habe ich auch schon zu Tische gesessen, draussen standen  geparkte Aston Martins, Jaguare und ein ganz neuer RR.
 
... die im Titel platzierte Venus übrigens habe ich erst im ICN nach Olten gesehen. Ganz viele! Dezent und elegant gekleidet, beinahe unauffällig. Da ja am Strand zwischen Vaumarcus und Concise textilfreies Auftreten untersagt ist... und Pflanzen sich der Venus bemächtigen wie auch diese in der Abenddämmerung gut sichtbar am Abendhimmel zu sehen ist, genügt oft auch schon ein wenig Fantasie oder ein Bahnfahrt nachhause, via Olten!