Wenn die Provence noch in der Schweiz zu finden ist!


Publiziert von Henrik , 1. April 2019 um 15:40.

Region: Welt » Schweiz » Waadt
Tour Datum:28 März 2019
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-NE   CH-VD 
Zeitbedarf: 1:15
Abstieg: 300 m
Strecke:Mutrux - Vaumarcus
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:SBB Kantine Olten

... was suchst Du denn in dieser so unbekannten Gegend? Wieso nach Mutrux? Ist ja gar nicht mein Ziel, dieses liegt am Ufer des Lac de Neuchâtel, am Jurasüdfuss und hat noch einen betriebsbereiten Bahnhof, der nur zu Rushhours genutzt wird, mit entsprechendem, kleinen PP! Im ICN rauscht man daran vorbei, zwischen zwei Tunnels erhascht man vielleicht den Namen: Vaumarcus avec le Château. Zitat: „La Grande Béroche ist eine am 1. Januar 2018 entstandene Fusionsgemeinde im Kanton Neuenburg in der Schweiz. Sie wurde aus den früheren politischen Gemeinden Bevaix, Fresens, Gorgier, Montalchez, Saint-Aubin-Sauges und Vaumarcus gebildet. Die neue politische Gemeinde zählt 9072 Einwohner und erstreckt sich auf einer Fläche von 4221 Hektaren – Quelle Wikipediea“.
 
... doch was den Ausschlag gegeben hat, war die Suche nach einem Gewässer, dem ich folgen könnte, mit Gefälle! Und da bot sich der Ruisseau de la Vaux förmlich an. Das passiert einen, wenn einer stundenlang online am Kartenausschnitt sitzt und neues Gelände sucht. Nicht gerade oft  erscheint die Region auf hikr.  Und bei der nachträglichen Sichtung kommt es sogar zu Verwechslungen – der Ruisseau de la Vaux ist nicht identisch mit jenem Bericht von poudrieres! Die Schreibweise macht die Nuance.  Da ich einen eher mittelnachmittäglichen Ausflug hier auszuführen gedachte, sitze ich um kurz vor 12 Uhr wieder mal in Olten in der SBB-Kantine. Danach mit dem ICN nach YlB... und dann mit dem 635-er Richtung Provence: man achte bei der Konsultation auf den bildlichen Hinweis auf Menhir(e). Das wusste ich gar nicht! Und da kommt ja noch eine ganze Menge hinzu – da drängen sich weitere Erkundungen auf.
 
... zuletzt bin ich der einzige Fahrgast im Poschti, das in weiten, eher langgezogenen Serpentinen nach Mutrux hinauf fährt. Durch lichten Buchenwald. Und immer wieder mit Aussichten auf den azur-blauen Lac de Neuchâtel, ein Prachtstag. Gleissend.
 
... nach Verlassen des Poschti breche ich sofort auf, kurz umgepackt, noch verbleibt der Windschutz über der Fleece-Jacke. Im Flecken Mutrux bewegt sich nichts, kein Fahrzeug, kein Laut, kein Surren, kein Brummen. Und kein Flugobjekt, das den Himmel zerschneidet.
 
... ein Trekker kommt mir aus dem Wald entgegen, der wohl Mist auf ein Feld ausgebracht zu haben scheint. Weit und windig, blau und hell, grell und schrill das Licht, das mich umgibt. Vom Tarmac wechselt die Wegoberfläche auf Sand und Stein, Laub und Astwerk.
 
... ein Ungetüm wütet im Wald: eines, das alles in 10 Sekunden vollbringt – ein Vollernter. Der Spuren hinterlässt. Und den Boden verdichtet. Kurz darauf raschle ich das Laub vor mir her, Wald eben. Ich schlage Astwerk aus dem Gesicht, achte auf die wenigen Spuren eines Weges, und stehe schliesslich an einer Lichtung, in der Nähe der Flecken Fresens, mit Busanschluss. Bei Pt. 634 eine Überraschung hinter ... Zaungeflecht eine Rotte Wildschweine. Die unverzüglich näher kommen, ihre Nasen durch den Zaun stecken und Grunzlaute von sich geben.
 
 
... offenbar achtlos bin ich an Kulturgut vorbeigelaufen, einen Hinweis ausserhalb der Karte wie aber auch im Gelände habe ich sur place nicht vorgefunden – so hole ich das nach, hier in der Berichterstattung: Redoute des Bourguignons – zwischen Fresnes und Vernéa, auf einer Geländeebene, liegen die Reste einer Befestigungsanlage aus der Bronze- und Eisenzeit. 
 
... der Weg fällt unmittelbar danach in die Tiefe, arg zugewachsen und voller Astwerk. Und ich bin noch Sohlenlängen entfernt vom WW, der durch dieses Gelände führen soll. Astwerk in jeder Körperhöhe und besonders ins Gesicht schlagend. Da, eine Rhombe sauber hingemalt an einen Stamm.
 
... ein Hinweis: wer Spektakuläres sucht, Fehlanzeige. Weder rauscht es dröhnend, noch gluckst es lieblich, noch finden sich hier Felszeichnungen oder sonst was Auffälliges – Wald und Wasser, Wanderweg gut markiert und viele umgestürzte Bäume und verwehrendes Astwerk in allen Himmelsrichtungen. Orografisch rechts erhebt sich kurz vor Ende des Tales auf einem Sporn ein Schloss. Zwar besteht Neugier, doch ich lasse dieses rechts liegen und gelange bei Petit Pré ins Freie, mit Sicht auf den nach wie vor azur-blauen Lac de Neuchâtel. Noch beratschlage ich innerlich, ob ich zeitlich mir den Gang zum See erlauben könnte, nein, denn in zwanzig Minuten kommt der Bus aus Gorgier, der nach YlB fährt, 16.37. So lasse ich Schloss und Seezugang liegen, aufgehoben, vielleicht, und inspiziere aber zwingend noch den Bahnhof Vaumarcus: unscheinbares Gebäude mit allem, was eben einen noch funktionstüchtigen Bahnhof ausmacht: die Sandkiste, ein Automat, der Fahrplanaushang, eine Sitzbank aus Metall, ein Abfalleimer, ein Vordach und Unrat am Boden (Bierdosen und Plastikverpackungen).
 
... zwischen zwei Bildern rauschte der ICN vorbei, ihn erwischte ich nicht, aber dafür die leeren Geleiseanlagen und ein Tunnelportal.
 
... der ICN ab YlB hatte bis Olten 13 Minuten Verspätung, und der IC nach Basel ergänzte diese um weitere 10 Minuten. Manchmal ist das ärgerlich, manchmal auch erholsam.
 
... Petit conseil: prenez de bonnes chaussures de marche, par endroits le parcours est glissant.

Tourengänger: Henrik
Communities: Touren und Tafeln


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