Paternkofel/Monte Paterno (2744 m) - im Banne der Drei Zinnen


Publiziert von alpstein , 5. Oktober 2018 um 11:19.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:28 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Monte Paterno   Paternkofel 
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 750 m
Strecke:9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Toblach - Schluderbach - Misurina See - Rif. Auronzo (Mautgebühr 30,-- €!!)
Unterkunftmöglichkeiten:Rif. Auronzo, Rif. Lavaredo, Drei Zinnenhütte
Kartennummer:Tabacco 010 Sextener Dolomiten

Die Urlaubswoche neigte sich dem Ende zu. Wir mussten uns entscheiden, ob wir eine Tour auf den Helm (Monte Elmo) bei Sexten oder doch lieber mit Helm machen sollen. Da uns Letzteres doch attraktiver erschien, haben wir den Paternkofel in's Visier genommen. Geliebäugelt mit ihm hatten wir schon länger. Was uns nicht ganz klar war, war der Schwierigkeitsgrad der Tour, liegt das Spektrum in den einzelnen Berichten doch zum Teil weit auseinander. Das Klettersteigset hatten wir aber für den Notfall im Gepäck. In der Tabacco-Karte ist ein "schwieriger Steig", aber keine via Ferrata markiert.

Die "Eintrittsgebühr" für die Zufahrt zum Rifugio Auronzo (2320 m) wurde in 2 Jahren um 6 Euro auf den stattlichen Betrag von 30 Euro erhöht. Einigermaßen zeitig dran, hielt sich der Trubel um die Hütte noch in Grenzen. Auf dem Weg zum Rifugio Lavaredo hätten auch noch sehr viel mehr Leute Platz gehabt. Tiefblauer Himmel und der strahlende Sonnenschein begleiteten uns. Imposant im Süden die Zinnen der Ciadin-Gruppe, tief unten Auronzo di Cadore (840 m) im Tal, welches die hohen Dolomiten im Osten begrenzt.

Nach 20 Minuten dahinschlendern, wanderten wir unter der Kleinen Zinne zum Paternsattel (2454 m) hinauf. Das Stollenloch unter dem Pasportenkofel konnten wir dabei schon ausmachen. Nicht ohne am Paternsattel noch einen ersten Blick auf die Drei Zinnen-Nordwände geworfen zu machen, strebten wir den Tunneleingang an. Vom Gros der Wanderer hatten wir uns hier schon verabschiedet. Vereinzelt folgten uns aber auch noch andere Gipfelaspiranten, die sich aber im Vergleich zu einem Sommer- oder Sonntag doch sehr in Grenzen gehalten haben. Fotos machen, Tee trinken und den Helm aufsetzen hieß es dann. Die neue Stirnlampe und eine Taschenlampe gehörten zu den nützlichen Utensilien, die es für so eine Tour braucht.

Die alten Gelenke ächzten, als wir uns durch den anfangs ziemlich niedrigen Stollen bewegen mussten. Das kann ja heiter werden, dachte ich so für mich, als ich aus dem ersten Stollenloch mehr oder weniger auf allen Vieren an das Tageslicht hinauskroch. Für die Feindesabwehr an der Frontlinie im 1. Weltkrieg dürfte der niedrige Stollen aber seinen Zweck gut erfüllt haben. Im weiteren Verlauf ging es erst einmal laubengangartig noch im Schatten an der zum Teil mit Drahtseilen gesicherten Felswand entlang. Ohne Probleme erreichten wir die Paßportenscharte (2379 m), wo die Route auf die sonnige Ostseite vom Paternkofel wechselte. 

Über abwechslungsreiches Gelände kamen wir schließlich zur Gamsscharte (2650 m). Hier treffen auch die Routen von der Drei Zinnenhütte und vom Büllelejoch zusammen. Erst wollten wir aber mal zum Gipfel hoch. Die Felswand war Y-artig mit Drahtseil-Routen versehen. Rechts war der Aufstieg markiert und links der Abstieg. Alle, die sich für den Aufstieg parat machten oder herunterkamen, hatten ein Klettersteigset an. Eine Frau, die gerade abgestiegen war, hat uns den Gebrauch des KS empfohlen. So ausgestattet, kraxelten wir die steile, ausgesetzte Passage dieses "Weges mit Seil" hinauf. Über flacheres, schuttbeladenes Schrofengelände erreichten wir schließlich den Gipfel vom Paternkofel (2744 m).

Praktisch auf Augenhöhe mit den Drei Zinnen war der Blick zu ihnen fantastisch. Auch sonst ließ das schöne Panorama keine Wünsche offen. Bis hin zum Großglockner und andere Hohen Tauern-Gipfel reichte der Blick. Dieses schöne Gipfelerlebnis musste bei einer Jause ausgiebig genossen und fotografisch festgehalten werden. Währenddessen haben wir uns auch mit der weiteren Tagesplanung befasst. Die Drei Zinnenhütte kristallisierte sich dabei als nächstes Ziel heraus. Wo es genau lang geht, hat uns ein ortskundiger Berggänger erklärt.

Der Abstieg zur Gamsscharte (2650 m) erfordert bis zum Drahtseil etwas Vorsicht, geht es die Felswände unterhalb doch weit hinunter. Eine kurze Kletterstelle (II-) mussten wir auch wieder hinunter. Später dann am Drahtseil eingehängt war alles kein Problem. Der anspruchsvollste Teil des Tages stand uns aber noch bevor. In einer Art Riss ging es auf der Schattenseite nordseitig den Innerkofler-De-Luca-Steig hinab. Eine Passage führte über ein Grätchen, an dem es östlich luftig in die Tiefe ging und das Klettersteigset durchaus Sinn machte. Serpentinen durch einen Steilhang, Tunnel und schließlich ein Stollen, wohl gute 300 m lang, der mit hohen Trittstufen steil nach unten führte. Dabei haben wir uns auch mal kurz in einen Seitenstollen verlaufen.

Schließlich kamen wir freudestrahlend und ziemlich durstig an der Drei Zinnenhütte (2420 m) an. Diese Tour musste auf der Terrasse beim klassischen Drei Zinnenblick mit einem Bier begossen werden. Den Rückweg traten wir schließlich über die Traverse oberhalb des Hüttenweges an. Bis zum Rifugio Auronzo zog sich das Ganze wie Kaugummi.

Fazit: Diese Tour ist nichts für Einsamkeitsfanatiker. Auf jeden Fall ist sie aber interessant und abwechslungsreich und sie war das Sahnehäubchen unserer bisherigen Wandersaison 2018. Die Umgebung ist einfach grandios. Für uns eine 5*-Tour. Auf jeden Fall wollen wir sie mal noch von der Drei Zinnenhütte aus angehen.

Südtirol 2018

Tourengänger: alpstein, Esther58


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Kommentare (13)


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trainman hat gesagt:
Gesendet am 5. Oktober 2018 um 23:43
Da hast Du ja eine besonders schöne Tour gemacht und das auch noch bei perfektem Wetter, gratuliere!
Beste Grüsse
Emil

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Oktober 2018 um 08:11
Besten Dank, Emil

Die Verhältnisse hätten wirklich nicht besser sein können. Es hat einfach alles gestimmt.

Grüße
Hanspeter

rele hat gesagt: "Eintrittskarte" teuer genug?
Gesendet am 6. Oktober 2018 um 11:21
Landschaftlich grandiose Tour! Stieg auch vor Jahren von unten dort herauf und war erschrocken beim Trubel auf der Auronzohütte. Vielleicht sollte die Zufahrt ja noch ein bisschen teurer werden, damit es da nicht wie auf dem Oktoberfest zu geht ;) Von mir aus könnte die Straße für Privatfahrzeuge komplett gesperrt werden... Würde dem Bergerlebnis sicher gut tun! Freilich wird der Auronzo- und Zinnenhütte das Geschäft vermiest. Müsste wohl eine Entscheidung von Nationalparkseite sein. LG, rele

alpstein hat gesagt: RE:"Eintrittskarte" teuer genug?
Gesendet am 6. Oktober 2018 um 17:36
Die Landschaft ist wirklich beeindruckend. Vor 2 Jahren waren wir zum ersten Mal in der Gegend. Unterwegs zum Rifugio Lavaredo dachten wir damals uns auf einer Prozession zu befinden. Nur um die Zinnen nochmals zu sehen, hätten wir die 30 € sicher nicht investiert, aber so war es in Ordnung. Von der Mautstelle weg zu laufen, kam für uns ältere Semester nicht in Frage ;-)

Beste Grüße
Hanspeter

Menek hat gesagt:
Gesendet am 6. Oktober 2018 um 14:41
Il Paternkofel è nei miei programmi...bello.

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Oktober 2018 um 17:38
Posso solo consigliarvi la montagna

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2018 um 18:50
coole Tour; tolle Fotos - gratuliere!

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Oktober 2018 um 19:30
Besten Dank, Richard

Die Tour hatte schon einen speziellen Charakter.

Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2018 um 19:16
heiei, welch schöne Tour habt ihr da gemacht, beinahe eine Höhlenexpedition ;-))) traumhafte Bilder, gratuliere euch ganz herzlich dazu

gruss
Priska

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Oktober 2018 um 19:32
Besten Dank, Priska

Es war alles dabei, was eine Tour interessant macht. Und die Umgebung ist einfach grandios.

Viele Grüße
Hanspeter

Felix hat gesagt:
Gesendet am 8. November 2018 um 22:12
und wenn ihr nochmals dahin fährt - und hochgeht: bitte melden!

schon längst wollen wir doch auch dorthin ;-)

tolle Gegend - motivierend berichtet; liebe Grüsse

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. November 2018 um 05:39
Hallo Felix,

vielen Dank für Deinen positiven Kommentar.

Die Dolomiten sind einzigartig schön. Ihr solltet sie Euch nicht entgehen lassen. Einen weiteren Aufenthalt dort im September 2019 kann ich mir sehr gut vorstellen.

Lieber Gruß
Hanspeter

Felix hat gesagt: RE: Dolomiten
Gesendet am 9. November 2018 um 10:48
Ciao Hanspeter

wenn ihr denn euch so festlegen würdet - lasst es uns doch bitte sofort wissen :-)

lg Felix


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