Roter Turm - Hundstein S-Verschneidung


Publiziert von MarcelL , 22. September 2018 um 09:36.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 4 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: VII- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Brülisau - Pfannenstiel

Start um 6:15 in Kreuzlingen mit Johannes, bei schönem, stabilem Wetter. Start am Parkplatz um 7:45, die Räder durch den steilen Tobel schiebend. So um 9:15 an der Bollenwees, und von da weiter am Fälensee /Fälenalpe entlang bis zur Abzweigung zum Mörderwägli (ca. 500 m nach der Alpe); nicht in die erste Schlucht, sondern in die zweite (!) hoch (bei outdooractive basierten Karten eingezeichnet). Klar erkenntlich, da die Schutthalde darunter breit und bräunlich ist, Schlucht unten durch ein ca. 6 m hohes Kalkwändli abschließt, das man erklettert und die rechte Schluchtwand eine deutlich dunkle Einfärbung hat. Weg wird erst in/nach der Schlucht deutlich, davor kaum was zu sehen. Von dort immer den Wegspuren nach, die sich dann oben Richtung Freiheit wieder verlieren (langes Gras, mehrere Abzweigungen zu Hundstein, Freiheit, Schafberg etc.). Wo sich der Weg verliert durchs Gras nach oben, irgendwann mehr recht haltend, bis man oberhalb des Roten Turms Richtung Hundstein geht und an den nördlichen Fuß des Roten Turms kommt (ungefährlich und unproblematisch in dem Hangabschnitt).

Von dort gab es früher einen Pfad zum Einstieg, der aber inzwischen zerfallen ist. Beim runterwärts Gehen zunächst nicht direkt unterm roten Turm, sondern rechts (westlich einer Geröllhalde) runter (vom Turm weg gerechnet ist das die zweite Geröllreisse), dann auf den Turm zu, am Schluss brüchige Rinne direkt unter der W-Flanke des Turms absteigen (II) um auf ein Grasband unter der Südwand zu gelangen. So um 11:30 rum stiegen wir dann in die klassische Route ein (deutlich markiert durch zwei Bohrhaken am Start einer etwas brüchigen Rinne.

Roter Turm:
1. SL: Etwas grasig, und gefühlt auch brüchig. Zunächst die Rinne hoch (1H), dann nach links aus der Rinne raus auf die große Platte und da irgendwie nach oben zu Stand in einer Gufel.  Schlecht gesichert. Schwierigkeiten 4-5+, je nachdem, ob man auf den Graspolstern hoch stiegt (leichter) oder sich mehr an den kompakteren Fels hält (schwerer). Ein paar Friends lohnen sich hier um 20-30 m Flüge mit Grasbüscheln oder abbrechenden Felsschuppen zu vermeiden.
 
2. SL: Jetzt kommt die Belohnung. Richtig guter Fels und schöne Kletterei. Gute Absicherung. Einfach den Haken entlang steigen, die überhängende Verschneidung entlang (6+). Einmal kurz rechts raus (große Henkel, 2 m hoch und nach links zurück in Verschneidung.
 
3. SL: Auch guter Fels. Moderne Linienführung ginge vom Stand gerade hoch über die Platte (wenn man mit BH nachrüsten/begradigen würde), so in leichtem Bogen (links-rechts) zum Überhang, über diesen sehr gut gesichert mit einem Hauruck hoch (6/6+) und recht spektakulär, aber unschwierig überm Überhang ein paar Meter waagrecht nach rechts in die Platte queren (Stand unter dem großen Riss).
 
4. SL: Guter Riss. Sieht nach tiefem kaminartigen Schrubber aus, aber klettert sich recht elegant und ohne Rampferei (unten 4, dann schwerer werdend so bis 6, wo er oben nach rechts abbiegt), da es an den Risskanten oft Schuppen und Piazmöglichkeiten gibt. Auch oben, wo es sich aufsteilt, immer wieder überraschend gute Lösungen an Löchern und Schuppen (Friends entstressen vor allem den unteren Teil). Mit einer 47 m Länge kommt man genau ans Ende des Risses unterm dritten Dach (empfehlenswert, ordentlicher Stand).
 
5. SL: Nach der langen Länge, nun nur 6-9 m ums Eck zum Stand. Mehr oder weniger ein Zug 7-/7 (gut gesichert). Wer möchte, kann vermutlich diesen Stand auslassen und zum Gipfel durchsteigen (geht mit 60 m Seil ganz sicher), dann aber BH an der Ecke mit Bandschlinge verlängern.
 
6. SL: Immer gerade hoch (an der Kante entlang, ca. 45 m) zum Gipfel. Je nach Routenwahl und Vermeidung von brüchigem Fels III-IV+ (letzteres realistischer). Absicherung mit Schlingen und Friends möglich. Am Gipfel gebohrter Stand (wir waren so um 14:45 da).

Abstieg vom Roten Turm:
Vom Gipfel etwas unangenehm und brüchig ein paar Meter an der Nordseite abklettern zu Abseilstand. Von dort 20 m abseilen zu weiterem Stand (jeweils 3 Haken, mit Schlingengewurstel verbunden, einigermaßen vertrauenswürdig. Dann nochmal 40 m abseilen (überhängend). Mit 50 m Seil reicht es vom Gipfel auf keinen Fall (!) runter. Mit 60 m reicht es. (ob es mit Einfachseil geht (weiterer Zwischenstand) ist unklar, mit Sicherheit aber nicht schön (altes material, wen was vorhanden ist).

Zum Hundstein Einstieg:
Nach Abseilen in die Gratscharte, einfach hoch im Gras zur Hundsteinwand (2 min). Einsteig an einem Wandl, das oben mit einem 45 Grad von links unten nach rechts oben laufenden Überhaung abgeschlossen wird (viele Haken, bequemer erster Stand darunter). Über die Platte mit waagrecht geschichtetem Fels (Kletterei wie an den Zinnen in den Dolomiten) gleich ordentlich schwer nach oben (6-) und die Verschneidung entlang (III-IV) zu Stand. Man kann auch 2-3 m weiter rechts einen etwas abgeschmierten Riß hochsteigen (Originaleinstieg (Vor-Bohrhakenzeitalter), alte Haken zur technischen Fortbewegung).

Hundstein S-Verschneidung:
Im Prinzip sehr klar: Nach dem Einstieg (bei uns 15:15), zwei SL die Verschneidung hoch zu Stand (breit) rechts der Verschneidung, von dem dann drei verschiedene Routen weitergehen. Die S-Verschneidung quert 10 m nach links in den Grund der Verschneidung, und dann einfach immer der Verschneidung entlang bis zum Gipfelgrat.
 
2./3. SL: Immer der Verschneidung entlang. Mittlere und große Friends gut einsetzbar. Mit 60 m Seil gut als eine SL machbar. Schwierigkeit IV+ (schön, aber schon zum richtig klettern und zupacken)
4. SL: Querung (V), auf schöner Platte. kurze Länge.
5./6. SL: Immer hoch. Gut zusammenfassbar (47 m). Sehr steil, fordert sauberes stehen und spreizen, aber auch gut griffig (V+). Stand direkt unter dem großen Dach auf guter, großer Plattform.
7./8. SL: Auch die sind in einem Zug kletterbar (und viel schöner so (47 m bis auf den Grat hoch)). VI- & V+, immer gerade hoch. Bei Zweifel, ganz leicht rechts (es gibt kleine Varianten). Supersteil, supergriffig, fast wie im Granit an ganz scharfen Schuppen hoch.
Vom Stand am Grat (an einem großen, sehr soliden Köpfel, wir waren da 17:45), etwas südlich um einen Aufschwung und in 1-2 min über Gras von W/N her auf den Gipfel.

Abstieg:
In 1 h dem blau-weissen Weg entlang zur Bollenwees. Von dort dem Wanderweg entlang zum Auto (bei uns um 8:10, genau beim letzten Licht um Sachen zu sortieren...:-)). Wirklich schöne Tour. Schade dass sie wenig begangen wird. Fels ist rau und fest, Aus- und Tiefblicke einfach spektakulär.




Tourengänger: MarcelL


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Kommentare (4)


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mde hat gesagt: Abseilen vom Rot Turm
Gesendet am 24. September 2018 um 11:15
Mit 2x60m-Seilen kann man vom Rot Turm direkt in 1x Abseilen. Es bleibt nicht viel Seil übrig, aber es reicht. Und man vermeidet so den eher schlecht eingerichteten Zwischenstand.

MarcelL hat gesagt: RE:Abseilen vom Rot Turm
Gesendet am 24. September 2018 um 11:36
Danke für info. Trage ich gerne nach.
Hab auch schon überlegt, wie es mit Einfachseil wäre. Gibts da weiter unten noch einen Stand, so dass man in 20/25 Abschnitten runterkommt. Hatte da gar nicht drauf aufgepasst.

mde hat gesagt: RE:Abseilen vom Rot Turm
Gesendet am 26. September 2018 um 15:31
Ich glaube (Achtung, glaube!), dass es weiter unten nochmals einen Stand gibt. Jedoch aus altem Material, somit bestimmt wenig empfehlenswert.

ADI hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2018 um 14:02
grandiose Kletterei....da kann man nur gratulieren!

VLG!

ADI


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