Zaller[s] Horn und Dündenhorn


Publiziert von amphibol , 18. September 2018 um 22:28.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:16 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1380 m
Abstieg: 1440 m
Strecke:Öschinensee Bergstation - Groppeni - Öschischafberg - Zallershorn Westgrat - Zallershorn - Drei Eidgenossen - Lägigrat - Dündenhorn - Abstieg via Pkt 2595 und Öschischafberg, danach auf Aufstiegsroute
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kandersteg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Kandersteg
Unterkunftmöglichkeiten:Vielen in Kandersteg
Kartennummer:1248 1:25'000 Bl "Mürren"

Zallershorn, Lägigrat & Dündenhorn

Die Route ist hinlänglich beschrieben durch u.a. Aendu, Alpine_Rise, Camox oder Lugges. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle auf unsere Route etwas eingehen und meine Impressionen beschreiben.

[16.09.2018] tintin und ich standen am vergangenen Sonntag an vorderster Front, etwa 07.50 Uhr äugten wir an die geschlossenen Storen bei den Bergbahnen Öschinensee. Die Schlangen hinter uns füllten sich, denn der Wettbericht versprach zwar einen schönen Vormittag, allerdings dann später eventuell sogar Regen. Es war nicht gerade black friday Stimmung aber doch spürte man eine gewisse Hektik. 

Mit der ersten Kabine gondelten wir der Bergstation entgegen. Im T-Shirt starteten wir zuerst dem Weg entlang. Als wir den ersten Skilift sichteten, stiegen wir auf ca. 1700 auf gleicher Höhe zur Wegspur, querten das Bachbett und folgten dem Weg, der uns aufwärts durch die Groppeni führte. Auf 1840 quert man einen ersten ausgetrockneten Bachlauf, ab 1900m verliert sich der Weg etwas. Über schräg abwärtsgerichtete Schutthänge erreichten wir bald das vielbesagte Querband mit Draht, der da definitiv sinnvoll angebracht ist. Es folgten terrassenähnliche Aufschwünge I-II aber sehr kurz, eher rechtshaltend findet man zwei weitere Drähte, wobei die Verankerung des oberen eine Nutzung mit Vorsicht raten lässt. Danach wieder über eine Wegspur im Zick-Zack einem Felscouloir entgegen. Dieses erstiegen wir nach der Überquerung des kleinen Bachs eher links haltend. Der Weg dreht danach links und muss über einen weiten, ausgesetzten Tritt kurz abgestiegen werden. Wie Aendu in seinem Bericht mahnend meint "bei Nässe ist hier nicht zu spassen". 

Danach folgt ein schöner Weg, mit einer leichten Querung aufwärts in Felstritten um wieder auf einen Weg im Grashang zu gelangen. Danach folgt man entgegen die Bire gegen Westen bis ein grosses Steinfeld erscheint mit zwei sehr markanten grossen Steinen. Der untere ist mit Pfeil (orange) und einem "Z" markiert, was meiner Meinung nach den Hinweis gibt, dass man hier den Weg zur Bire verlässt, wenn man an ihrer Stelle das Zallershorn besteigen möchte.

So taten wir das und stiegen mehr oder weniger direkt ohne konsequente Wegspur nach oben und passierten den zweiten markanten Stein etwa in Aufstiegsmitte. Ca. nach knapp 1 Stunde 50 Minuten gelangten wir auf 2610m auf den Grat westlich vom Zallershorn. Dieses querten wir südlich, stiegen aber bald mal in die Felsen und querten diese auf Bänder bis rund 2680 und dann direkt durch einen breiten (II, brüchig) Verschnitt auf den "Westgipfel". Danach stiegen wir direkt über den Grat auf den Hauptgipfel, welcher uns eine sehr schöne Aussicht bot, auch wenn das Wetter zunehmend durchzogen schien. Direttissima über den einfachsten Auf-und Abstieg, nämlich direkt dem Grat folgend entgegen die drei Eidgenossen steigen wir dem Ostgrat entlang ab und querten die Eidgenossen nördlich. Interessant erscheint mir an dieser Stelle, dass die drei Eidgenossen auf der Karte eigentlich nicht dargestellt sind, was mich doch irgendwie etwas überrascht. 

Nach der Querung kam uns Aendu entgegen im Aufstieg zum Zallershorn. Irgendwie verpassten wir uns aber und sagten nur aus der Ferne "hallo", weil wir gerade gleichzeitig aber andersrum um einen kleinen Felsen liefen - schade! :-)

Ohne Stress querten wir relativ trivial den eidgenössischen Lägigrat mit einem kraftraubenden Aufstieg in steilem Schotter bis wir dessen Kulminationspunkt erreichten und von der Ferne die Wittwiplatte begutachteten. Von dieser Distanz macht das doch noch etwas Eindruck, allerdings sinkt der Respekt mit Abnahme der Distanz zu derselben. 
 
Wir seilten an, einfach auch weil wir das Material hochgeschleppt hatten, was uns keine Mühe bescherte. Der Aufstieg ist an zwei Stellen etwas eklig. Beim Einstieg und in der oberen Hälfte nochmal. Mit Seil kann man den Nachsteiger aber gut absichern, was keine Mühe machte. Oben, unterhalb des Ausstiegs gibt es scheinbar einen neuen Borhaken mit Maillon. Seil oder Reepschnur besteht aber entgegen einiger Bericht nicht (mehr).

Von da querten wir den zweiten Turm rechts rum und erreichten über einfaches Laufgelände den Einstieg über den Vorgipfel. Diesen erkletterten (II+) wir direkt, was wirklich schön ist aber für meinen Geschmack viel zu kurz! Über einen kurzen Abstieg (eher rechts haltend) gelangten wir zwischen Vor- und Hauptigpfel und stiegen sogleich auf Letzteren. Das Dündenhorn war bestiegen - ein wunderbarer Berg - mit ebensolcher Aussicht! Wir freuten uns. Dieser Gipfel wird - jedenfalls gem. dessen Gipfelbuch nur ca. 5 mal im Jahr erstiegen im Durchschnitt - umso lohnenswerter! 

Im Abstieg begaben wir uns in das schuttige aber einfach Couloir zwischen Haupt- und Vorgipfel. Danach den gleichen Weg bis zur Wittwiplatte. Ich konnte tintin am Borhaken sehr gut sichern bis die etwas mühsame Stelle im oberen Drittel gemeistert war. Ohne Sicherung ist gerade dieser Riss doch mit Vorsicht zu begehen. Der untere Teil erschien mir aber als einfach. Wenn es Bedenken geben sollte, kann man etwa 3m rechts vom Haken eine Reepschnur um zwei Felsen legen und abseilen. 

Wir folgten dem Grat wie im Aufstieg nur in entgegengesetzte Richtung, während ab und zu ein paar Tropfen aus den Wolken flogen. Nach Pkt. 2595 stiegen wir hochbleibend gegen Westen in die feinschuttige Flanke und kehrten so zurück in die Aufstiegsflanke bei dem Steinfeld das talabwärts den Hang säumt. Wegen der Steilheit und der Bodenbeschaffenheit kann hier ein Pickel oder gute Stöcke Sicherheit verschaffen. Danach folgten wir dem Weg nach unten - im Renntempo erreichten wir nur ca. 50 Minuten später die Bergstation Öschinen.

Infos zur Tour: 
Zallershorn: T5 II, interessante, abwechlungsreiche Wegspur, steiles Schrofengelände, schöne einfache Kletterei im Gipflebereich.
Dündenhorn: WS, Wittwiplatte II-II+, Vorsicht walten lassen, Vorgipfel II+, Hauptgipfel I-II je nach Weg. 
Distanz: rund 11.7 Km (gps hat nicht alles aufgezeichnet), Auf- und Abstieg rund 1400 rauf und 1400Hm runter. Zeit: 6.24h inkl. Pausen und Gipfelaufenthalte (siehe gpx). 

Lohnenswerte Tour in sehr einsamem Gebiet. 


Zallershorn - ein möglicher Erklärung des Bergnamens "Zaller[s] Horn"
Warum schreibe ich im Titel Zaller[s] Horn anstelle von Zallershorn?

Mit Interesse verfolge ich leidenschaftlich die Herkunft von Namen. Leider kann ich diesem Interesse nur beschränkt nachkommen, obsiegt doch meist das akute der Zeit über das, was ich jedenfalls gemeinhin als gelegentliche Beschäftigung bevorzugen würde. Wie auch immer.

Mag sein das ich auf dem richtigen Weg bin - das hierauf folgende sei dabei einer Theorie unterzuordnen:

Es ist nicht zu bestreiten, dass Flurnamen, gar Ortschaften, Einzelsiedlungen und dergleichen durch Familiennamen oder Vornamen geprägt wurden. Persönlichkeiten können Gipfelnamen gewidmet werden oder auch Erstbesteiger verliehen den Gipfeln bisweilen den Namen - heute umstrittene wie etwa Agassiz oder eher neuzeitlich wie Dunant. Bei Zaller kam mir ebenfalls der genealogische Gedanke, dass es sich hierbei um einen Familiennamen handeln könnte wie etwa heute weit geläufiger der Name Zeller vorkommt.

Die Zallers wären es demnach möglicherweise gewesen, die dem Horn den Namen gaben. Ich schlug im grössten Buch der Welt nach "Geneologie" + "Zaller", stiess aber naturgemäss eher auf den Namen Zeller.

Gemäss regionaler Aussprache mit der Prägung der Dialektik über die Zeit dürfte sich im Berner Oberländischen und im Speziellen im Kandertal allerdings eher Zäller durchgeschlagen haben, eventuell über die Zeit mutiert durch das üblicherweise umgangspsprachlich tendenzielle Vermeiden der Spezialumlauten ä, ö un ü in dieser Region. Danach suchte ich nach genealogischer Datenbank im Internet und siehe da, ich fand ein hilfreiches Nachschlagewerk [https://gw.geneanet.org]. In dieser Datenbank fand ich effektiv drei Personen mit den Namen Zaller, die in der Region ansässig waren. In der Annahme, dass die Personen eher im Klein räumigen mobil waren zu dieser Zeit, dürfte mindestens eine dieser drei Personen, bzw. Vor-oder Nachfahren den Namen des Horns geprägt haben.  

Einerseits wohnte demnach ein Hans Zaller, geb. um 1529 verheiratet 1554 mit Anna Eggen in Frutigen sowie ab 1604 ein Christian Zaller ebenfalls in Frutigen. Christian dürfte ein Nachkomme von Hans Zaller gewesen sein (gleicher Wohnort). Vielversprechender für den heutigen Bergnamen existierte Elsa Zaller in Kandersteg, deren Mann nach Heirat ihr den Familiennamen Zryd in den Heimatschein schreiben liess. Elsa Zaller aus Kandersteg war 1534 geboren und hatte demnach Vorfahren, sehr wahrscheinlich ebenfalls in Kandersteg. Sie brachte bis 1563 sechs Kinder zur Welt, die mit dem Familiennamen Zryd weiterlebten. Das bedeutete, dass das Zallershorn möglicherweise, bzw. aus meiner Sicht am wahrscheinlichsten durch Ihre Vorfahren geprägt wurde. Dies nur insofern, als dass die Verbindung zwischen Familiennamen und Bergnamen besteht - dies wiederum sei dahingestellt.

Tourengänger: amphibol, TinTin


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5 ZS III
T5
3 Aug 13
Zallershorn · Tasaio
T6 II
4 Jul 15
Dündenhorn · Aendu
T5
16 Sep 18
Zallershore · Aendu
T5 WS III
25 Jul 13
Schuelreisli mit Axi · Tobi
T5+ II
14 Jul 13
Dündenhorn von Oeschinensee · Bantiger

Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

Lugges hat gesagt: Die Herren GIUB
Gesendet am 19. September 2018 um 10:40
Schöne Sache Jungs ;)

amphibol hat gesagt: RE:Die Herren GIUB
Gesendet am 19. September 2018 um 20:30
:-) Ich glaube wir müssten mal eine tripartite GIUB Tour planen..

Zaza hat gesagt: Schöne Tour...
Gesendet am 19. September 2018 um 11:30
...in steiniger Umwelt!

Das mit der Namensherkunft ist sehr plausibel, so sind ja auch im Waadtland (Tête à Pierre Grept, Dent Favre) oder im Bündnerland (Cucler da Jon dad Onsch z.B.) Berggipfel nach Jägern aus grauer Vorzeit benannt. Und es gibt ja auch den Namen Zahler, so hiess z.B. mal der Gemeindepräsident von Spiez.

Allerdings würde es auf Deutsch auch dann beim "Zallershorn" bleiben...vgl. auch hier ;-)

LG, zaza

amphibol hat gesagt: RE:Schöne Tour...
Gesendet am 19. September 2018 um 22:09
... danke für den Hinweis!

ui, da hab ich mir ausserhalb einer ausdrücklichen Idee für eine mögliche Darstellung tatsächlich nicht mehr Gedanken dazu gemacht. Ich scheine an der gängigen Anglisierung besonders zu leiden. Ferner noch sehe mich ebenfalls in der Beiz Bier trinkend sitzen und es nicht mal wahrzunehmen... ;-)

Danke für den aufschlussreichen Kommentar und die weiteren Beispiele. Wie geschrieben, kann der Name des Zallershorn auch durch einen anderen Sachverhalt begründet sein.

LG, amphibol

amphibol hat gesagt: RE:Schöne Tour...
Gesendet am 19. September 2018 um 22:13
ps. wenig angepasst, der Darstellung wegen :-)


Kommentar hinzufügen»