Rotondohütte


Publiziert von kopfsalat , 11. September 2018 um 21:28. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Pizzo Rotondo   CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Realp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Realp
Unterkunftmöglichkeiten:Rotondohütte, Realp, Furka?

Da die SAC-Hütten in diesem Prachts-Sommer am Wochenend knallvoll sind, buchten wir, auch wenn das Wetter noch nicht absehbar war, über eine Woche im voraus. Sollten alle Stricke reissen, besteht hier ja ein einfacher Zustieg aus dem Tal.

Sa, 08.09.2018

Das Wetter hat uns nicht im Stich gelassen. Sonnenschein und kaum ein Wölklein. Ursprünglich wollten wir von Realp bis Oberchäseren ein Alpentaxi nehmen. Aber dieses war schon zwei Tage im voraus voll ausgebucht.

So nehmen wir die rund einstündige Strecke auf der Asphaltstrasse eben unter die Füsse. Mit Turnschuhen ist dies ein netter, nicht weiter beschwerlicher, Spaziergang. Wir verweilen uns an der jungen Reuss und beobachten einen Trauerschnäpper der im Weidengebüsch auf Insekten Jagd macht. Auch können wir den unteren Teil der Furkabergstrecke mal von ganz nahe betrachten.

Ums Höhenbiel führt der Bergweg auf einem alten Saumpfad abseits der Strasse. Nach knapp 200m zweigt bei Oberchäseren der noch weiss-blau-weiss markierte aber in der Karte weiss-rot-weisse Bergweg nach rechts ab. Angenehm und überhaupt nicht schwierig steigen wir so via Stelliboden zur Weggabelung bei Pt. 2456.

Es folgen einige Stellen über gut verfestigten Blockschutt und ein etwas erdiger Zickzack-Aufstieg zum Sattel bei Pt. 2657. Hier treffen wir auf die erste grössere Wandergruppe. Nun folgen wir dem neuen, gut ausgebauten, weiss-rot-weiss markierten Weg um die Ostseite des Tälligrats und sind schon bald in der Rotonodohütte.

Die Hütte ist wirklich knallvoll. Wir rechnen schon mit dem schlimmsten, als wir in unseren Schlafraum treten und nahezu alle Lager besetzt sind. Aber wir haben Glück, denn die zwei letzten freien Liegplätze befinden sich im, nur per Leiter erreichbaren, dritten Stock direkt unter dem Dachfenster.

Kürbissuppe, Älplermaggronen mit angedünsteten Trockenfleischstreifen und gerösteten Zwiebeln, zum Dessert Haselnussbrownies. Danach sind wir satt, zufrieden und müde. Den Abstieg in der Dunkelheit zu den WCs im Untergeschoss hat ein T4 verdient. Dafür schlafen wir etwas länger.

So, 09.09.2018

Mit Milchkaffee und Komfibrot, heute gar mit Zopf, stärken wir uns für den wiederum brillianten Tag. Kein Wölkchen trübt den tiefblauen Himmel. 

Ein Schwatz mit dem Hüttenpersonal eröffnet zwei interessante Varianten für den heutigen Tag. Aufgrund des massiven Gletscherschwunds sind die bisherigen, teils noch in der Karte eingezeichneten Wege zum Hüenersattel nur noch mit Mühe passierbar. Dafür wurden neue Weg angelegt und markiert.

A) Statt des wbw Alpinwegs. Hinter dem See des Wittenwasserngletschers durch und auf dem Schuttrücken Richtung Pt. 2882. Ab ca. 2850 hat es Stangen die zuerst nach Südwesten, dann nach Südosten über ein Schneefeld in den Sattel zwischen Pt. 2882 und dem Hüenerstock führen. Ab hier dem Grat entlang in den Hüenersattel und wie bisher über den Ronggergrat weiter.

B) Statt des w-r-w Bergwegs. Wie bisher bei der Brücke Pt. 2433 über die Reuss und in den nächsten Taleinschnitt. Nun nicht durch die unsägliche Steinwüste direkt zum Hüenersattel, sondern neu über die ostseitigen Felsen am Seelein Pt. 2581 vorbei in den Hüenersattel.


Schliesslich entscheiden wir uns aber für die von uns geplante Wanderung zur Furkapasshöhe.

Der in der neusten Karte nicht mehr (früher w-b-w) markierte Direktaufstieg zum Rottälligrat erweist sich als zwar steil aber gut ausgetreten und immer noch perfekt markiert. Im unteren Stück benötigt man etwas Geschick, um über den groben Blockschutt zu turnen, hüpfen, kraxeln. Das letzte Stück umgeht die Felsplatten geschickt und schon stehen wir auf dem Grat. Die Aussicht ist phänomenal. Sogar das vor uns liegende Trümmerplateau erhält so einen ganz eigenen Charme.

Wiederum turnen und kraxeln wir nach Lust und Laune über die gut verfestigten Gesteinsbrocken zu Pt. 2748, wo der Abstieg beginnt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie das selbe Wegstück im Auf- und im Abstieg einen ganz anderen Character hat. Während wir gestern von der Steilheit doch etwas beeindruckt waren, gehts heute in gemütlichem Zickzack zu Pt. 2456 hinunter. Wir sind weit vor unserem Zeitplan und genehmigen uns deshalb eine längere Pause.

Auch wenn das nun folgende Wegstück auf der Karte fast höhenlinienparallell aussieht, gibts die eine oder andere Steigung. Imposant ist der weite Schuttfächer unterhalb der kläglichen Resten des Muttengletschers. Stellenweise findet sich Sand den es so fein nicht einmal am Meer gibt.

Nachdem wir oberhalb Pt. 2356 den Bach queren, folgt das Pièce de Résitance, der Aufstieg zum Deieren-Älpetli. Eine kurze Rast lässt uns wieder zu Kräften kommen und so schlendern wir über das weite Hochplateau oberhalb der Ampelenplanggen. Der Schlussaufstieg zu Pt. 2732 erfordert nochmals ein wenig Einsatz und schon erblicken wir die Furkapassstrasse. Auch hier legen wir nochmals eine letzte Rast ein und geniessen das alpine Feeling.

Leider sind mittlerweile ein paar Wolken aufgezogen und es weht ein kühler Wind, sodass wir überhaupt keine Lust verspüren, uns mit einem Bad in einem der drei einladend blaugrünen Seelein zu erfrischen. Weit unter uns sehen wir den Dampfzug der bei der Haltestelle Furka Station macht. Vorausschauend haben wir gestern schon in Andermatt einen Fahrplan der Dampfbahn mitgenommen. Darin steht, dass der letzte Zug in über einer Stunde, um 16:50, fährt.

Gemütlich wandern wir weiter zum Furkapass, wo das für heute gefährlichste Stück der Tour auf uns wartet, ohne Trottoir auf der Passstrasse zum Restaurant Furkablick. Aber auch diese Herausforderung schaffen wir und verdienen uns ein Wurst- und Käseplättchen auf der Sonnenterrasse.

Der Schlussabstieg zur Bahnstation ist steil aber gut ausgebaut. So stehen wir bald vor dem Tunnelportal. Obwohl die Crew der Station ihre Sachen schon gepackt hat, können wir noch zwei Fläschli Rivella kaufen. Dann fährt auch schon der von einer Diesellock gezogene Zug ein. Wir machen es uns in einem der nicht ganz so antiken Wagen bequem und geniessen es, in einem Rangiermanöver hin- und hergeschoben zu werden. Zu guter letzt ein Pfiff und der Zug rollt langsam den Berg hinunter. Wir können noch einmal die warmen Farbtöne der herbstlich angehhauchten Bergflanken und die stellenweise sehr ambitionierte Streckenanlage geniessen. Als Abschluss gibts ein Glacé und wir nehmen die letzten 10 Minuten zur Station Realp der MGB unter die Füsse.

Fazit: Ein Premium-De-Lux-Five-Star-Wochenende

Tourengänger: kopfsalat, lemon


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