Greifenberg und Klafferkessel - Herzstück des Schladminger Tauern Höhenwegs


Publiziert von Grimbart , 7. April 2019 um 01:12.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Schladminger Tauern
Tour Datum:28 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Niedere Tauern 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1580 m
Abstieg: 1005 m
Strecke:ca. 14,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Schladming und mit der Wanderbuslinie 974 ins Untertal, Haltestelle Riesachfall (Endstation)
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels und Gasthöfe in Schladming / Rohrmoos; Gollinghütte und Preintalerhütte (beide Alpine Gesellschaft Preintaler)
Kartennummer:AV-Karte Nr. 45/2 (Niedere Tauern II); ÖK-25V Nr. 3224-West (Schladming)

Die Gletscher, die einst die Niederen Tauern überzogen, sucht man heutzutage vergeblich. Geblieben sind tief eingeschnittene Täler und zahlreiche Wildbäche mit ihren kleinen Zuläufen, die sich tosend aus unberührten und verschwiegenen Karen über die Steilstufen in die Talsohlen stürzen. Nicht das ewige Eis, sondern vergängliche wilde Wasser sind nun das bestimmende Element. Es überrascht daher nicht, dass die Niederen Tauern als das seenreichste Gebirgsmassiv der Ostalpen gelten. Fast 150 Wasserfälle und 300 Bergseen sind sichtbare Zeugen dieses Wasserreichtums.

In diese Wunderwelt an wilden Wassern entführt der Schladminger Tauern Höhenweg. Als ein Teil des Zentralalpenwegs 02 ist er in sieben Etappen aufgeteilt. Die kürzere 5-Tages-Variante konzentriert sich auf die Höhenwege rund um das Ober- und Untertal und spannt so den Bogen von der Hochwurzen zur Planai. Mit seinen vielen kleinen und größeren Seen, ist dabei die Glaziallandschaft des Klafferkessels das unbestrittene Herzstück des Schladminger Tauern Höhenwegs.

Bei unserer Mehr-Tages-Tour durch die Schladminger Tauern war eigentlich dem Hochgolling die Hauptrolle zugedacht, doch zwang uns der Wintereinbruch dazu, vor Ort umzudisponieren, sodass bei unserer schon zur Tradition gewordenen jährlichen Hüttenwanderung verschwiegene Kare mit ihren Bergseen in den Mittelpunkt rückten. Auch wenn aus dem Hochgolling nichts wurde, mit dem Greifenberg, dem Klafferkessel, den Sonntagskarseen und den Riesachfällen kamen auf unserer „adaptierten“ Runde die Berg(see)- und Hüttenerlebnisse dennoch nicht zu kurz.

 

Tag 1: Zustieg zur Gollinghütte (T1, 1¾ h)

Vier Tage hatten wir für unsere Erkundung der Schladminger Tauern eingeplant. Wobei der erste und vierte Tag für ein lockeres Ein- und Auslaufen vorgesehen waren. Dass schließlich „wetterbedingt“ mit dem „Badeausflug“ zu den Sonntagskarseen noch ein weiterer unbeschwerter Wandertag hinzukam, konnte bei der Planung ja niemand ahnen. Auf den Ausgangs- und Endpunkt unserer Runde hatte der Wintereinbruch jedenfalls keinen Einfluss.

Gut gelaunt in Schladming dem Zug entstiegen, brachte uns die Wanderbuslinie 974 recht entspannt und ohne Hektik ins Untertal. Gute 40 Minuten muss man dabei für die Fahrt vom Bahnhof bis zur Endstation bei der Unteren Gfölleralm bzw. den Riesachfällen einplanen. In gleicher Tonart geht’s dann auch ans weitere Tagwerk, ist doch der Zustieg zur Gollinghütte gleichfalls auf der gemütlichen Seite gelegen. Bis auf den Schlussanstieg von der Unteren Stegeralm hinauf zur Gollinghütte verläuft dieser ohne nennenswerte (Weg)-Highlights. Entlang des Steinriesenbachs auf monotonen Fahrwegen talein wandernd bleibt genügend Zeit um sich in Gespräche zu vertiefen und die steil aufragenden Bergflanken mit ihren lieblichen Wasserfällen zu studieren. Ab der Unteren Stegeralm windet sich dann ein Steig über eine üppig bewachsene Steilstufe hoch zur Gollinghütte. Direkt am Rand der Karschwelle gelegen, wird diese von mächtigen Steilflanken eingefasst, welche ein Gefühl der Beengtheit vermitteln. Das ist aber nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was im nahen Talschluss wartet: Der Gollingwinkel rühmt sich nicht umsonst mit dem Titel des größten natürlichen Amphitheaters der Ostalpen.

 

Tag 2: Greifenberg und Klafferkessel – Von der Golling- zur Preintalerhütte (T4, 6h)

Wie bereits eingangs erwähnt verhinderte der Neuschnee eine Besteigung des „Königs“ der Niederen Tauern. Wegen der zu erwartenden Nässe und schmierigen Wegverhältnisse riet uns nicht nur unser Verstand, sondern auch der Hüttenwirt vom Hochgolling ab. Dieser machte dann auch den Vorschlag, dass es – statt im Gollingwinkel für einen Tag festzusitzen – vernünftiger wäre die „Königstour“ des Schladminger Tauern Höhenwegs um einen Tag vorzuziehen. Um diesen Vorschlag umzusetzen musste aber noch eine Logistikfrage abgeklärt werden: Hatte die Preintaler Hütte für eine Gruppe unserer Größe auch ausreichend freie Plätze? Zu unserer Freude wurde diese Frage vom Hüttenwirt der Nachbarhütte bejaht, sodass wir bereits einen Tag früher als geplant auf der Preintaler Hütte das Nachtlager aufschlagen konnten.

Die Etappe von der Gollinghütte über den Greifenberg zur Preintalerhütte ist von der Distanz zwar recht kurz dafür aber äußerst knackig. Dafür verantwortlich ist der nicht enden wollende Steilaufstieg zum Greifenberg. Frühmorgens und bis weit in den Vormittag hinein noch zur Gänze im Schatten gelegen, ist dieser Umstand wenigstens ein kleiner Trost, dass man sich im Anstieg nicht auch noch mit der Hitze herumplagen muss. Der Aufstieg zum Greifenbergsattel ist von den Anforderungen her aber nicht zu unterschätzen. Dies gilt vor allem im Abstieg und bei Nässe! Als die ideale Begehungsrichtung der „Königstour“ kann ich daher nur die von uns gewählte empfehlen, also von West nach Ost bzw. von der Golling- zur Preintalerhütte.

Bei der Gollinghütte über den Steinriesenbach hinweg zieht der Weg anfangs noch recht genügsam durch die Steilflanke talaus bis an den Rand eines urwüchsigen Bachtobels. Am Rand des Grabens zieht der Steig nun im Zick-Zack steil nach oben. Zwischen üppiger Strauchvegetation aufsteigend, sorgen einige teils plattige Felsstufen für eine gewisse Würze. Wenn auch mit Drahtseilen und Eisenklammern entschärft, gibt es dennoch die ein oder andere Stelle an der die Hände zum emporsteigen benötigt werden. Ab einer Höhe von etwa 1.980m dreht der Steig schließlich nach Süden ab. Das Buschwerk hinter sich lassend traversiert man nun über Grashänge hinüber in ein benachbartes Steilkar.

Nach dem gemütlichen Intermezzo ist beim Aufstieg durch das mit Blockwerk und Geröll gefüllte Kar wieder Kondition gefragt. Sich stets links haltend, zieht der Steig entlang von Felswänden und über Felsstufen dem Himmel entgegen. Im Wechsel von Gras, Schrofen und Blockwerk durch das Kar aufsteigend, steht man dann endlich am Plateau beim Greifenbergsattel. In einer Mulde eingelagert vermittelt der Sattelsee einen ersten Vorgeschmack auf die eiszeitliche Seenlandschaft des Klafferkessels.

Über alpine Bergmatten zum nahen Sattel wandernd, wendet man sich dort dem breiten, mit Schutt und Geröll überzogenen Südrücken des Greifenbergs zu. In zahlreichen Kehren über diesen Rücken aufwärts bis zu einem Blockgrat, hat man wenig später den kreuzgeschmückten Gipfel des Greifenbergs erreicht. Dort gibt’s dann als Lohn für die ganzen Aufstiegsmühen einen umfassenden Rundumblick und einen hervorragenden Tiefblick auf das Highlight des Tages, den Klafferkessel. Wer genau wissen will, wieviele Seen in diesen eingelagert sind, dem sei es unbenommen seinen Aufenthalt am Greifenberg mit Zählen zu verbringen ;-) (Achtung Spoileralarm: Laut Angaben des Schladminger Tourismusverbands sollen es über 30 sein!)

Der Abstieg vom Greifenberg in den Klafferkessel ist denn auch der anspruchsvollste Teil des Tages. Exponiert und mit Drahtseilen versichert steigt man durch eine Felsflanke in die Obere Klafferscharte ab. Aus dieser nun nicht mehr so exponiert, aber weiterhin in Fels über eine Stufe bergab, führen die Markierungen im Anschluss über eine Blockhalde hinunter in den Klafferkessel. Bei einer Wegverzweigung sich links haltend wandert man am Oberen Klaffersee westlich vorbei vor zu einer Karschwelle. Nach einem kurzen Gegenanstieg leiten die Pfadspuren hinab in eine mit zahlreichen kleinen und größeren Seen geschmückte Senke. Begleitet vom markanten Greifenstein, dessen Spiegelung man in dem Ein oder Anderen See bestaunen kann, flaniert man durch die Mulde vor bis zu einer Steilstufe. Links an einem See vorbei wird der Klafferkessel schließlich nach einem weiteren Gegenanstieg über die Untere Klafferscharte verlassen.

Von der Unteren Klafferscharte auf bröseligem Untergrund über eine Stufe bergab zieht der Steig hoch über dem Inneren Lämmerkar durch die O-Flanke der Steinkarhöhe hinüber zu einer Grasschulter. Von dort rasch an Höhe verlierend im Zick-Zack über einen breiten Grasrücken hinunter zu einer Wegverzweigung am Rand des Inneren Lämmerkars. Sich talaus und links vom Waldhornbach haltend, steigt man in der Folge über eine Geländestufe hinab in den Karboden des Äußeren Lämmerkars. Über diesen hinweg schlendernd und auf die andere Bachseite wechselnd, leitet schließlich ein erdiger und steiniger Pfad durch eine üppig bewachsene Steilflanke vom Äußeren Lämmerkar hinaus zu den Weiden der Waldhornalm. Über eine Graskuppe hinweg, erblickt man dahinter auch schon das in der Sonne glänzende Dach der Preintaler Hütte. Keine fünf Minuten später kann man sich bereits in aller Ruhe einem Getränk seiner Wahl widmen. Prosit!

 

Gehzeiten:

Tag 1: Untertal, Seeleiten-Parkplatz – Untere Steinwenderalm – Untere Stegeralm (1' 15'') – Gollinghütte (ca. 30'')

Tag 2: Gollinghütte – Greifenbergsattel (ca. 2' 15'') – Greifenberg (ca. 30'') – Obere Klafferscharte (ca. 15'') – Klafferkessel (ca. 35'') – Untere Klafferscharte (ca. 50'') – Inneres Lämmerkar (ca. 55'') – Preintaler Hütte (ca. 35'')


Tourengänger: Grimbart


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