Brünnlital, das verborgene Tal in Kandersteg


Publiziert von ABoehlen , 29. Juli 2018 um 11:05.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:16 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1340 m
Abstieg: 1340 m
Strecke:Kandersteg/Filfalle – Schleife – Fisialp – Brünnlital – Fisischafberg – Filfalle, 12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kandersteg
Kartennummer:LK1247 Adelboden

Im Gegensatz zu anderen Orten im Berner Oberland ist Kandersteg auch im Hochsommer nicht so ein «Touristen Hotspot». Dies sieht man schon im Ort selbst, wo keine Asiaten mit Selfie-Sticks herumfuchteln und erst recht in den umliegenden Bergen, wo es durchaus Pfade und Ecken gibt, wo man ganztags niemandem begegnet.

Zu diesen verborgenen Zonen gehört das Gebiet der Fisialp, südöstlich des Dorfes. Von unten ist nur ein sehr steil aufragender, mit viel Fels durchsetzter Waldhang zu sehen. Nichts deutet darauf hin, dass sich darüber ausgedehntes Weidegelände befindet. Auch Aufstiegshilfen gibt es keine, weshalb dieser Teil schon mal viel weniger stark besucht ist, als z.B. das Gebiet südlich des Dorfes (Sunnbühl – Schwarenbach).

Wir logieren im Ortsteil Filfalle, ganz in der Nähe des Internationalen Pfadfinder-Zentrums und für eine Entdeckungsreise im Gebiet der Fisialp ist das genau der richtige Platz. Nach der Querung des Talbodens können wir neben dem Waldhotel Doldenhorn sogleich mit dem Aufstieg beginnen. Dieser liegt am Morgen im Schatten und ist sehr angenehm zu begehen. Das heftige Gewitter am Vorabend hat zwar alles triefnass hinterlassen, aber der Weg ist so gut ausgebaut, dass das kein Problem ist.

Im Gebiet der Schleife (Pt. 1546) gabelt sich der Weg, wobei sich die beiden Zweige oben auf der Alp wieder vereinen. Wir nehmen den linken Weg, der nun zunehmend steiler die Felsbastion überwindet, die den Übergang vom Wald zum Weideland bildet. Am oberen Rand nimmt die Steilheit unvermittelt ab und man erblickt das weitläufige Grasland und die Hütten der Fisialp. Gleichzeitig geniessen wir nochmals einen tollen Tiefblick nach Kandersteg, was dann weiter oben nicht mehr möglich sein wird. Bis hierhin haben wir schon rund 750 Höhenmeter überwunden.

Nun in vollem Sonnenlicht folgen wir dem Weg aufwärts, dessen Ende der Jegertosse ist, jener auch vom Tal aus sichtbare, markante Felskopf. Wesentlich spannender finde ich aber den gewaltigen Einschnitt, der sich linkerhand allmählich öffnet. Anhand der Karte lässt sich erkennen, dass sich dahinter ein ausgprägtes Trockental, eine Art Canyon verbirgt; das Brünnlital. Mein Kollege erklärt mir, dass man dort ohne weiteres hinauf kann, auch wenn die Karte keine Wegspuren zeigt. Dann versuchen wir das doch!

Bis zum eigentlichen Eingang sind 2 Steilstufen und insgesamt etwa 200 Höhenmeter zu überwinden. Die untere ist grasig mit mehreren Felsbändern durchsetzt, aber problemlos zu meistern. Bei der zweiten wird es etwas schwieriger, da dort ein grosses Schneefeld liegt. Wir peilen die Stelle an, wo es am schmalsten ist und kämpfen uns mittels Stufen schlagen hinauf. Es folgt noch ein Abschnitt mit rutschigem Lockergestein, aber etwa 1 Stunde nach dem Abzweig vom Wanderweg stehen wir am Eingang des verborgenen Tales. Das ist eine imposante und vollkommen fremdartige Welt. Rechts und links türmen sich mächtige Felsmauern auf und dazwischen ist alles mit Gesteinstrümmern in den unterschiedlichsten Farben bedeckt. Wir kommen uns vor, wie Entdecker auf einem fremden Planeten! Obwohl es keinen Weg, nicht mal eine Spur gibt, kommen wir gut voran; man sucht sich einfach seinen eigenen Weg durch die Steine. In der Nähe der Vertiefung, die auf der Karte mit Pt. 2412 gekennzeichnet ist (fehlt in der aktuellsten Ausgabe), machen wir auf einem Hügel unsere Mittagspause. Hier gedeihen Blumen wie das Alpen-Vergissmeinnicht, die sich auch in solch rauen Gegenden behaupten können.

Das Brünnlital ermöglicht den Zugang zum Äusseren Fisistock (2947 m) und zu zwei auffälligen Einschnitten, die einen Einblick ins Gasterntal ermöglichen und von den Einheimischen «Fenster» genannt werden (ca. 2700 m). Von unserem Standort aus ist das allerdings noch relativ weit entfernt und zudem liegt dort oben noch vergleichsweise viel Schnee. Auch dürfen wir den langen Abstieg nicht vergessen, der noch auf uns wartet. Daher kehren wir auf rund 2500 m um, dort wo das Tal wieder steiler anzusteigen beginnt. Der Abstieg erweist sich als einfacher als erwartet, und zurück auf dem Wanderweg gehen wir dann linkerhand bis zur Hütte auf dem Fisischafberg (2090 m). Dort beginnt der andere Weg zurück ins Tal, der sogar noch steiler ist als der Aufstieg. Allerdings wurden die exponiertesten Stellen letztes Jahr durch Lehrlinge der Firma morewa.ag mittels Ketten gesichert, dennoch muss man konzentriert zur Sache gehen. Im Gebiet der Schleife münden wir von der anderen Seite wieder in den Aufstiegsweg, dem wir nun bis ins Tal folgen, froh nicht noch eine lange Rückreise vor uns zu haben. Mit einem selbst gekochten Abendessen geht dieser spannende Tag in faszinierender Landschaft zu Ende.

Tourengänger: ABoehlen


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Kommentare (2)


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laponia41 hat gesagt:
Gesendet am 29. Juli 2018 um 20:33
Von der Doldenhornhütte aus bin ich ja schon mehrmals über den Felsenpfad zum Jegertosse aufgestiegen. Vom Brünnlital habe ich oft gehört - ein Wunschtraum für den Herbst oder für nächstes Jahr ....

ABoehlen hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Juli 2018 um 22:44
Ja, ist im Herbst sicher auch schön, und dann bestimmt ohne Altschnee!
Den Abzweig zum Felsenpfad haben wir auch gesehen, als wir am 20. Juli noch zur Doldenhornhütte aufgestiegen sind, haben ihn aber bleiben lassen. Scheint ziemlich ausgesetzt zu sein, oder machte zumindest diesen Eindruck.

Liebe Grüsse
Adrian


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