Plaisirklettern à la Julische Alpen - Prisojnik via SW-Sporn ("Fokn u Okn")


Publiziert von simba , 29. Juli 2018 um 13:50.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen
Tour Datum:18 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Krajnska Gora oder Bovec zum Vrsic-Pass. Parken an Passhöhe 3 EUR / Tag.

Beim Alpinklettern in den uns bisher gänzlichen unbekannten Juliern (den julischen Alpen) solle ich vorsichtig sein und lieber zweimal überlegen, es sei meist brüchig und Haken gebe es auch meist nicht - so sagte es uns ein erfahrener Alpinlehrmeister des Alpenvereins. Erste zaghafte Recherchen, ob man denn im unalpin geplanten Slowenienurlaub vielleicht auch einmal alpin klettern könnte, führten dann selbst bei Touren in niedrigen Schwierigkeitsbereichen zu Materialvorschlägen wie "2 Sätze Cams 0,4-3, 1 Satz Keile, Schlingenmaterial, Hammer und Haken (Drehmoment und Messerhaken)". Wir entschlossen uns, uns google anzuvertrauen: eine Suche nach "Bohrhaken Julische Alpen" führte uns zur diesen Bericht betitelnden, kurzen Klettertour am Prisojnik. Dieser machte auf Bildern einiges her, das Netz sagte uns "mit Bohrhaken durchgesichert" - Plaisir wir kommen, tasten uns mal vorsichtig heran und nahmen (gottseidank) einen Satz Cams und Keile mit, denn die Anzahl der im Topo eingezeichneten Bohrhaken gibt tatsächlich die Anzahl der vorhandenen Sicherungen wieder ;)

Zustieg (ca. 2 Stunden)
Vom Vrsic-Pass folgt man dem hier bestens beschriebenen Normalweg zum Prisojnik und umrundet diesen eindrucksvollen Felsriesen erst einmal zur Hälfte. Steil geht es über Grashalden in Richtung Felsenfenster und es gilt nur den richtigen Moment zur weglosen Querung hinüber zu der in der Westwand des SW-Sporns links neben einem auffälligen schluchtartigen Einschnitt gelegenen Route zu finden. Wir querten von recht weit oben und leicht fallend (ca. T4-T5), weiter unten erschien es schwieriger.

Insgesamt gibt es in diesem Bereich des Anstiegs und der Querung erhebliche Steinschlaggefahr - sowohl von Bergsteigern oberhalb am weiteren Normalanstieg, als auch ausgelöst durch eine Schafherde, die links oberhalb des Felsenfensters ihr Domizil bezogen hat. Die Gefahr durch letztere betrifft auch die Normalweggeher - wir wurden Zeugen eines Beinahe-Treffers.

Route:
Der Einstieg ist an einem Bohrhaken zu erkennen, ein zweiter ist in Sicht. Die erste Seillänge ist anfangs noch etwas splittrig, danach ist der Fels jedoch ok, allerdings handelt es sich um flache Platten (III, teils leichter), so dass sowohl Geröll auf diesen liegen bleibt, als auch Geröllbänder zwischen den Platten eingelagert sind. Auch schrofige Passagen gibt es - also keine bestechende Linie. Mit dem Topo trotz weniger Bohrhaken zur Orientierung gut zu finden. Stand nach der zweiten Seillänge am besten zwei Meter unter dem einzelnen zu verlängernden Standbohrhaken an zusätzlichem kleinem Friend, ansonsten hängt man am Stand in der einzelnen Lasche.

Nachdem die ersten drei Seillängen auch wegen niedriger Schwierigkeiten eher so lala sind, sind die letzten beiden Längen der Route fantastisch: Bombenfels und tolle 5er-Kletterei, erst an einem steilen Aufschwung mit Löchern, danach an Wasserrillen. Die Absicherung hat allerdings mit "mit Bohrhaken durchgesichert" nicht viel zu tun, es gibt 5 Stück auf den 80 Metern der zwei Seillängen - es müssen auf jeden Fall Sanduhren gefädelt oder nachgefädelt (die 4mm Polyamid-Reepschnur, die hier gefädelt ist, ist ein Witz) und der ein oder andere Friend gelegt werden, wenn man das Ganze zwischen den Bohrhakenständen adäquat absichern will.

Gipfelan- und abstieg:
Vom Ausstieg der Route folgt man dem breiten Grat im leichten Schrofengelände bis zur Vereinigung mit dem Normalweg. Dieser führt hiernach am teils ausgesetzten Gipfelgrat mit einigen Kletterstellen (I-II) und einigen mit Stiften und Drahtseil gesicherten Stellen sowie immer wieder gewaltigen Tiefblicken nach Norden in ca. 30 Minuten bis zum Gipfel.

Für den Abstieg wählten wir den hier beschriebenen Weg durch die Südflanke. Meist bewegt sich dieser im wenig ausgesetzten, aber steilen Schrofengelände, einige Stellen sind klettersteigmäßig versichert, andere weisen Stifte auf. Insgesamt geht es aber deutlich leichter als am Normalweggrat hinunter, zuletzt durch eine schneegefüllte Schlucht und über einen querenden Höhenweg über mit Edelweiß verzierte Wiesen hinüber zum Aufstiegsweg und über diesen zurück zum Pass (ca. 2 - 2,5 Stunden)

Material:
Friends Camalotgröße 0,4 bis 2 (alle benutzt), einige dünne Bandschlingen oder Kevlar-Reepschnüre für Sanduhren, 60m Seil. Keile hatten wir dabei, haben sie aber nicht eingesetzt.

Fazit:
Weniger eine Klettertour, als eine Bergtour mit Klettertoureneinlage - ob einem zwei Seillängen tolle und drei leichte Plattenseillängen Kletterei den verhältnismäßig weiten Zu- und Abstieg ansonsten wert sind, muss jeder selbst überlegen. Im Gesamterlebnis aber eine schöne Tour!

Tourengänger: simba, Nala


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