Am nullten Urlaubstag: Pareispitze

Üblicherweise geht am Anreisetag nicht viel außer der Autofahrt und vielleicht noch ein Hüttenzustieg. Wenn man jedoch wie ich unter seniler Bettflucht leidet, dann ist am Ende noch ein bisserl Zeit für eine Bergtour übrig. So lässt sich mehr aus dem nullten Urlaubstag herausholen.

Um 08:00 Uhr ist es noch sehr kalt und finster in Pederü. Die Sonne erreicht kaum den Talboden. Doch die idealen Wanderbedingungen halten nur wenige Meter an. Dann, wenn es steiler wird, scheint einem auch die Sonne aufs Haupt. Was für ein schöner bunter Berg ist das wohl, der da über mir thront?

Vor lauter Sonne vergesse ich den Berg wieder. Die Dolomiten-Euphorie hat mich gepackt und ich fliege der Ücia de Fanes entgegen, mal auf schmalem Bergpfad, mal auf breiter Forststraße. Nach 1,5h stehe ich bereits vor dem schönen Bau. Wer zu früh kommt, den bestrafen die Frauen... Um 09:30 Uhr ist hier noch nicht klar Schiff. Bei einer Kombination aus Radler und doppeltem Espresso erörtere ich gedanklich die Optionen. Ein Blick in die Karte hilft wie immer.
"Wie heißt das da? Cool Bejei, ah Collll Bekei, Par...rei....spitze. Ja, das könnte gehen!" Überschüssiges Gepäck wird deponiert, der Radler gestürzt und mit dem espresso doppio die Zunge verbrannt. Es geht schon los.

Am Limosee angelangt, bin ich zunächst enttäuscht. Keine Fanta, nur Wasser. So ein fauler Zauber. Wenn ich Jesus wäre, würd ich jetzt Wein draus machen und mich besaufen. Die schöne Landschaft, das spannende Wetter und die knalligen Farben besänftigen dann jedoch rasch das aufgewühlte Gemüt.
Links abbiegen.

Der Weg führt zu einer sanften Rasenschulter. Was für Ausblicke auf Marmolada, Conturines und Co. Nur für Murmeltierfotos bin ich noch zu langsam, oder vielleicht auch erschöpft? (<- rhetorische Frage! Bitte keine Antworten, auch keine ehrlichen!)
Der sportliche Italiener da hinten soll mich jedenfalls nicht mehr bis zum Gipfel einholen. Auch mit Krämpfen im Oberschenkel wird jetzt voll durchgezogen. Morgen wird das dann mit Muskelkater belohnt. Muskateller wäre trotzdem schöner.
Oh, ein Kreuz! Ah, die Gr. Zinne! Ach, das ist der Berg, den man von Pederü aus sehen kann. Ich setze mich und werde ganz still.

Bein anziehen oder strecken? Kein Wasser lässt sich durch eine Tüte Mg-Pulver ersetzen.

Irgendwann trete ich den Rückzug auf dem Anstiegsweg an und bin sehr glücklich über den schönen Ausgang des nullten Urlaubstages.

Wie immer gibt es natürlich nicht null Bilder, sondern ganz viele für Leute die null lesen können.