Fläschenspitz und kein Lauiberg


Publiziert von Tzimisce , 14. Juli 2018 um 20:23.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:19 Mai 2017
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Östliche Sihltaler Alpen 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Gribschli - Alp Fäschen - Fläschenspitz - Biet - Saaspass - Gribschli

Die Tage werden wärmer, und die Pendenzenliste ist lang… also frisch ans Werk, mal schauen was dieses Jahr alles drin liegt. Nachdem die ursprünglich  geplante Tour zum Mittaghorn ob Elm aufgrund von Bedenken wegen der Schneesituation vorerst auf Eis (haha…) gelegt wurde habe ich mich spontan für die Fläschenspitz-Lauiberg Tour entschieden, wie hier von jungens beschrieben. Immer mit der Option je nach Wetter und Schnee Gräte und Gipfel in Ruhe zu lassen und ‚nur‘ den normalen weissblauweiss Weg zum Sihlseeli und via weissrotweiss wieder runter zu gehen.

Die Anfahrt zum Gribschli ist schon mal abenteuerlich, das Auto hat definitv keine Freude dran. Und der Anfang vom Aufstieg zur Alp Fläschen ist auch nicht ideal, der steile Weg ist zwar schön aber der Boden im Wald ist sehr nass und die Bäche führen ordentlich Wasser, so dass die ein oder andere Querung etwas mehr Fantasie erfordert.  Keine guten Vorzeichen für allfällige Spezialrouten weiter oben. Kaum bei der Alp Fläschen angekommen wird es noch schlimmer, auf der gegenüberliegenden Talseite geht beim Chanzel eine Schuttlawine nieder. Genau das was es jetzt noch gebraucht hat, um mich auf den rechten Pfad (i.e. den markierten Pfad) zu bringen. Ausserdem sind der Fläschenspitz und sein Westgrat von der Alp nicht gut einsehbar, darum lassen wir das brav sein und gehen auf dem Weg weiter Richtung Chilenmatthütte.

Merke: Wenn ich will kann ich ja richtig vernünftig sein :-)

Ein bisschen Restschnee hie und da stellt kein Problem dar, und kurz vor der Hütte verlässt man den Wald und die Welt sieht plötzlich ganz anders aus. Hier ist es nicht mehr so nass, und nun ist der Grat auf den Fläschenspitz sichtbar und scheint schneefrei zu sein. Auch der Grat Richtung Saaspass danach sieht von hier gut aus. Nach kurzer Situationsanalyse wird die Meinung von vor 10 Minuten geändert und es geht weglos in Richtung Usser Wasser.

Merke: Soviel zum Thema Vernunft…

Ich komme gut voran, und keine 5 Minuten später dann der Schock: Das Handy ist weg! Geklaut kann es ja nicht sein (die paar Gämsen die ich vorher gesehen habe waren zu weit weg dafür, und Menschen sind mir bisher noch keine begegnet…), also muss es runtergefallen sein. Beim Verlassen des Weges hatte ich es noch, also Kommando zurück, es ist bestimmt dort runtergefallen. Leider nein, es muss nachher irgendwo abhanden gekommen sein. Also einfach den genau gleichen Weg wieder rauf und Augen auf den Boden…

Merke: Gar nicht so einfach, im weglosen Gelände die exakt gleiche Route nochmal zu laufen …

Ich habe jedoch Glück und finde das gute Stück nach den ersten ca. 10 Metern, welche ich offenbar noch ziemlich genau rekonstruieren konnte. Puh.

Nun geht es erneut Richtung Westgrat, da ich keinen Weg erkennen kann peile ich eine kleine Senke auf dem Grat an welche als Einstieg machbar aussieht. Es sieht so aus als könne man auch später noch hoch, aber ich ziehe es vor frühzeitig auf den Grat zu kommen, da man sich da oben ja nicht verlaufen kann... Das Ganze ist gegen Ende zwar steiler als erwartet, und eine kleine Querung an mehr oder weniger stabilem Fels im Gras ist nötig, aber kurz danach stehe ich auf dem Grat und geniesse die Aussicht, bevor es weiter nach oben geht. Der Grat ist zwar schmal aber gut begehbar, die Kletterstellen sind human und die Wegfindung ist ab hier in der Tat kinderleicht. Nur einmal muss ich für ein paar Meter den eigentlichen Grat verlassen und mich etwa einen Meter darunter vorbeimogeln, weil er einfach zu schmal wird. Hier wird mir auch klar, das später hochkommen wohl nicht so einfach gewesen wäre, es geht auf beiden Seiten ziemlich steil runter.

Merke: Gan besser grad uf dä Grat

Wie beschrieben bleibt der Grat bis zum Ende gut, unangenehme Überraschungen bleiben aus und bald stehe ich beim Kreuz auf dem Fläschenspitz. Nach kurzer Mittagsrast geht es direkt weiter auf dem Grat in Richtung Biet und Lauiberg. Am Anfang gemütlich, dann jedoch wieder schmaler und exponierter. Beim Gratbuch darf ich den ersten Eintrag dieses Jahr machen, und direkt danach kommt der brüchige Teil des Grats. Dank dem Bericht von jungens vorgewarnt habe ich damit gerechnet, aber nachdem der Grat bisher so gut war ist es dennoch schockierend wie die Hälfte der Steine losbricht, sobald man sie berührt… und die andere Hälfte wenn man sie nur komisch anschaut! Es sind nur ca. 20 Meter, aber hier muss man sich wirklich sehr vorsichtig bewegen und ich bin froh als ich das Stück hinter mir habe.

Merke: Nächstes Mal vielleicht mehr als einen Bericht lesen und dann entscheiden, ob man da wirklich durch will…

Der weitere Verlauf bis zum Saaspass ist dann wieder problemlos, mit schönem Blick auf das noch mehrheitlich gefrorene Sihlseeli. Da das Wetter weiterhin vernünftig aussieht beschliesse ich den Lauiberg noch anzuhängen, obwohl von hier einige Schneefelder auf dem Weg zu sehen sind. Das erste kann ich gut queren, aber das zweite gefällt mir überhaupt nicht. Nach einem zaghaften Versuch und tiefem Einsinken auf den ersten paar Metern beschliesse ich, es bleiben zu lassen. Umgehen kann ich es nicht, und da mir auf Schnee die Erfahrung fehlt braucht es nur wenig um mich zum Umkehren zu bewegen

Merke: Etwas von der anfänglichen Vernunft ist offenbar doch noch übrig geblieben…

Also zurück zum Saaspass und dann Richtung Sihlseeli. Hier gibt es zwar auch grosse Schneefelder, aber der Schnee ist trittfest und das Gelände ist weniger steil, damit kann ich leben. Nur die Wegfindung ist etwas schwierig, da die meisten Markierungen nicht zu sehen sind. Dank guter Sicht und mit Hilfe von punktuellen Korrekturen nach GPS kann ich aber in etwa dem Wegverlauf folgen und erreiche bald die Lauiberghütte. Ab hier ist der Weg schneefrei und es geht zügig in Richtung Untersihl. Kurz darauf begegne ich zum ersten Mal heute Menschen. Drei nette Herren welche gerade Rast halten informieren mich freundlich, dass sie soeben den Steg unten installiert hätten.

Merke: Steg? Installiert??

Ich bedanke mich für den Steg, steige weiter abwärts und bin kurz darauf sehr froh nicht schon gestern hier gewesen zu sein. Diese letzte Flussüberquerung wäre ohne Steg bestimmt lustig gewesen… Bald danach sehe ich ca. auf Höhe Ortegg auch ein für aufwärts gehende Wanderer ausgerichtetes Schild „Steg ist weg“ welches die netten Herren offenbar noch nicht abmontiert haben. So ein Schild ist schon ne tolle Sache, nur leider habe ich auf meiner Route nichts Derartiges gesehen.

Merke: Wer weissblauweiss oder weglos unterwegs ist braucht offenbar keinen Steg und drum auch kein Schild :-)

Ab hier geht es direkt zurück zum Gribschli, wo ich genau dann beim Auto ankomme als es leicht zu regnen beginnt. Perfektes Timing.

Fazit: Der Westgrat vom Fläschenspitz ist sehr ausgesetzt und zeitweise ordentlich steil, macht aber Spass. Der Südgrat ist -  abgesehen von dem brüchigen Teilstück - auch gut zu begehen. Wegen diesem Stück macht es sicher Sinn, den Grat frühzeitig zu verlassen und durch die Flanke in Richtung Biet zu gehen, wie hier in diversen Berichten beschrieben. Diesen Weg kenne ich jedoch nicht und kann ihn nicht beurteilen. Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und ein gewisses Mass an Erfahrung in steilem Gelände sind hier sicher nötig, und bei schlechtem Wetter oder Nässe möchte ich nicht da oben sein. Erstaunlich, wieviel Schnee beim Sihlseeli noch lag...

Tourengänger: Tzimisce


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