Hoher Kasten (1791m) über die Kastenwand und den Lienzer Spitz


Publiziert von Alpin_Rise , 27. April 2009 um 23:58.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:25 April 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Lienz Dorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Brülisau

Der Hohe Kasten fällt nicht gerade als wilder Alpinwandergipfel auf. Aus allen Himmelsrichtungen führen markierte Bergwege auf den Gipfel, zudem ist der Gipfel mit Sendemast, Seilbahnstation und Drehrestaurant dekoriert. 
Das interessante Detail: zwischen den beiden Anstiegen aus dem Rheintal steilt sich unter dem Lienzer Spitz die Kastenwand  auf. Genau dort findet man in steilem Gras und Schrofen ein wildes Tummelfeld.


Föhnige Saisoneröffnungs- und Erkundungstour in der spannenden Kastenwand

Auf ÖV-Fahrten im Rheintalexpress ist mir schon länger die logische Linie des NE-Sporns am Lienzerspitz (Südflanke des Hohen Kastens) aufgefallen. Bei näherer Betrachtung erschien mir die Linie, ohne genaue Routenkenntnis und Hilfsmittel  (sprich Pickel), etwas zu  gewagt für die T6-Saisoneröffnung. Wenige Meter nach dem "Einstieg" beschloss ich den Rückzug - mehr dazu im Bericht NE-Sporn.
Für meine Rekotour am Kasten sprach auch die Alternative, falls meine Linie nicht klappen sollte. Die Tour von goppa durch die Kastenwand, danke!

So dann auf: Start in Lienz Dorf, dem idyllischen Schlüchtlein des Lienzer Bachs folgend auf markiertem Wanderweg bis Schwendi, P. 893. Beim höchsten Punkt des Forststrässchen steht man vor hüfthohem Jungwuchs, nach zwei Minuten Grünbetrachtung sah ich wirklich eine der versprochenen roten Markierungen. Unter Buchen einem schmalen, undeutlichen Pfad den roten Pfeilen folgend, leicht links zum eigentlichen Wandfuss bei Plofora. Hier liess ich mich das erste mal von einer farbitgen Eisenstange (das selbe Modell trifft man oben auf der richtigen Route an!) bei einer markanten, grossen Tanne auf das falsche Band locken - so wird man auch mit dem Gelände vertraut. Das richtige Band ist dasjenige direkt oberhalb des letzten roten Pfeiles, unterhalb eines Fixseils einer (wohl nicht vollendeten) Sportkletterroute.
Dem Band auf Wegspuren einfach nach links hoch folgend bis zu einer etwas ausgesetzten Ecke, danach auf eine steile, baumbestandene Wiese (Markierung). Hier folgte ich der Fortsetzung des ersten Bandes nach links, die Route führt aber nach rechts aufwärts um auf dem nächsten Band horizontal zu queren (zwei orange Markierungsstangen). Nun gehts weiter hoch auf Bändern und über leichte Felsstüfchen (I), bis man unvermittelt im Wald steht (etwa beim "r" des Flurnamens Lienzer Spitz).
Mutmasslich ist dieser Waldstreifen der leichteste Ausstieg Richtung Läuischlatt. Nach ca. 50m aufwärts sehe ich rechts eine schwache rote Markierung, welche über das den Wald begrenzende Felsband in die "Gipfelwand" leitet. Leicht (I) über das Stüfchen und man findet sich wieder im gewohnten Schrofengelände. Hier fand ich keine Markierungen mehr und folgte einem Band traversierend zum obersten NE-Grat des Lienzerspitz, von dort leicht (T3) dem Grat folgend bis zur wenig markanten Gratschulter des Lienzer Spitz.  Die Gipfelwand liesse sich auch auf anderen Bändern leicht begehen. Wo führt die Originalroute durch?

Anmerkung: Die Route ist trotz einigen Markierungen nicht ganz leicht zu finden (und zu beschreiben), da sie keiner logischen Linie folgt - bzw. die Anzahl möglicher Routen in der Wand gross ist. Etwas Routenspürsinn und die Fähigkeit, in diesem Gelände auch wieder abzusteigen ist von Vorteil. Doch genau das macht ja den Reiz von T5/T6 Touren aus? Edit: Anfang Mai 2009 wurde die Route im unteren Teil mit zahlreichen blauen Markierungen versehen, dort ist sie im Aufstieg nicht mehr zu verfehlen... Der obere Teil nach dem Waldstück ist nach wie vor "wild". Abstieg nach wie vor nur mit Routenkenntnissen empfehlenswert!

Auch gibts in der Tour einiges an Wild, eine Schlange (Kreuzotter?) sonnte sich genau auf einem schönen Tritt und war ebenso so erstaunt ob unserem Zusammentreffen wie ich, der Adler zog über meinem Kopf seine Kreise, Schneehühner gurren im Unterholz... sprich: Die Gegend ist mehrheitlich unberührt und verdient Respekt. Darum bitte nur in kleinen Gruppen einsteigen (schon wegen Steinschlag empfehlenswert) und nicht unnötig Radau veranstalten.


Vom Lienzer Spitz gelben Markierungen und einem Pfädchen durch vereinzelte Legföhren folgend zum Alppfad von Läuischlatt. Auf dem Weg zum Gipfel oder direkt durch die "Gipfelwand" zum Drehrestaurant (T3). Zur Zeit nur noch wenige Schneeflecken, die kaum stören.

Der Kasten empfängt mich mit gespenstischer Stille. Wegen Föhn(sturm) fährt die Bahn nicht. Ein einsamer 360er im Drehrestaurant später steige ich über den Ruesitz nach Brülisau ab. Oben einige Schneefelder (Stöcke wären nützlich gewesen) später über sattgrüne Matten.

Zur Bewertung: Im Gegensatz zu Goppa würde ich die Tour als T5 mit Kletterpassagen I klassieren. Das Gelände ist durch zahlreiche Büsche und Bäume nicht extrem ausgesetzt, die Tritte/Griffe immer grosszügig und darum meine innere Anspannung nicht so hoch, wie ich das von anderen T6-Touren gewohnt bin.

Tourengänger: Alpin_Rise


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