Einserkofel, Cima Una 2698m Normalweg


Publiziert von bergteufel , 18. April 2018 um 14:45.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:22 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m

Servus Bergsportler / -in!

Heute geht es auf den "Einser" 2698m. Normalweg.  Italienischer Name: Cima Una

Bin ihn mit dem Georg gestiegen, ein exzellenter Bergsteiger und frohgelaunter Zeitgenosse, der in seiner Wahlheimat um Brixen nahezu jeden Felsen persönlich kennt. Danke Georg für diese Klassetour, wir waren ein gutes Team. Bist a wuida Hund! In deinem Bericht hast du perfekt unser Erlebnis mit diesem Berg beschrieben.

http://www.hikr.org/tour/post124377.html

Die Chronologie meiner Sonnenuhrberichte ermuntert mich jedoch, deinem Bericht ein paar Details anzufügen und meine persönliche Einschätzung kundzutun.

Der Einser ist der Letzte der Sonnenuhr, müßte eigentlich "13er" heißen. Denn er steht ja für den frühen Nachmittag in Sexten.

Vom Fischleinboden den Wanderweg Nr. 101/103 an der Talschlußhütte vorbei zur Zsigmondy-Comici-Hütte nehmen. Alles kein Problem! Wenn sich das Panorama zum Zwölfer und Hochleist auftut, kommst du zu einer "Parkbank". Da fällt dem Georg ein, hier gibt`s einen Abkürzer. Die Rinne hinter der Bank hoch zur Unteren Kanzel (Pulpito Basso 2357m). Spätestens hier pumpt`s dir die Wadel so richtig auf Betriebstemperatur, ist halt ein Abkürzer!.
Der Normalweg ist jedoch, bis zur Zsigmondyhütte wandern und unmittelbar vor der Hütte nach rechts (nördlich). Nun nahezu horizontal auf schmalem Pfad unter der Ostwand der Oberen Kanzel (Pulpito Alto 2531m) durchqueren. Ein bißchen Grasbüschel halten inklusive. 
Beide Wege treffen sich auf der Unteren Kanzel. Deutlich erkennt man am Einserkofel nebenan das untere Band, welches den Einstieg markiert. Du kreuzt also die Einserscharte, steigst ein paar Meter ab und drauf aufs Band (Steinmännchen). Schlagartig endet die Wanderung, alles brüchig und ausgesetzt. Wow. Du querst nicht allzulang und eine kleine Steinreihe markiert den Stopp. Knapp vor der dunklen, steilen Rinne (diese wird nicht gekreuzt), die senkrecht nach oben zieht, kraxelst du im SG II kurz an. Dann steigst du in die Rinne, es blinkt dir ein Klemmklotz entgegen. Ab hier IIIer Gelände. Schluß mit lustig. Als Herausforderung darfst du dein IIIer Händchen volle Kanne an einen Riesenschusser hängen. Gruselig. Die Rinne wird felsig und eine Felsnase wird links haltend gemeistert. Danach kann man gut aussteigen. Durchschnaufen. Auffällig ist, es gibt keine Sicherungspunkte, folglich auch keinen Abseiler. Fällt mir sofort auf und behagt mir gar nicht.

Nebenbei sei erwähnt: Der Georg ist bei seinem Erstversuch an diesem Berg diese Rinne wieder abgeklettert. Chapeau, höchsten Respekt.

Wir steigen auf Schrofengelände weiter an und queren nach links weg. Dort sichtet Georg linkerhand vor einem großen Felszahn eine Abseilstelle, die in eine Rinne leitet. Ein goldener Fund, bitte im Aufstieg unbedingt zuerst danach schauen (40m Seil genügt, für uns war das ein großes Fragezeichen? Ich wollte eigentlich gar kein Seil mitnehmen und mit einem Abseiler hatte ich und wohl auch der Georg nicht gerechnet) und vorallem MERKEN. Angestiegen wird kurz vor dem Abseiler, es geht über gestuftes Gelände nach oben (SGII). Dann wieder links haltend bis zu einer schwarzmarmorierten Wand und diese hoch(SGII-III). Alles variables Gelände, soll heißen, suche dir den Weg, der dir zusagt. Letztendlich gelangst du zum oberen Schotterband. 
Wer das alles sichert, na dann... es ist halt wieder einer dieser verrückten Hügel, die das seilfreie Kraxeln ausgesetzt bis zum IIIer verlangen. Steinmännchen sind Raritäten.

Auf dem Band dominiert der Blick zur Oberbachernspitzenostwand zur Linken. Georg sichtet wohlwissend einen unscheinbaren Pfad, der auf Schotter von der Südseite zur Westseite, nach links, entlangschleicht. Turnaround, rechts eine brüchige Rinne hoch (Stellen SG II, Steinmänner) und wieder links haltend zum Gipfelsockel. Hier oben haben sie Seile gespannt und nummerierte Vermessungshaken eingebohrt. Man will wohl die Entwicklung der Gipfelkrone beobachten, die Folge des großen Bergsturzes von Oktober 2007.

Und jetzt zum finalen Schmankerl: Man klettert alles, was man sich genau eingeprägt hat, wieder runter. Nimmt den Abseiler, kraxelt die Rinne raus (SGI) und kommt in der Einserscharte an. Unsere Anspannung hat sich gelöst, wie wir erkannten, der Abseiler geht mit dem 40m Seil gut. Der Rest ist "business as usual".

Fazit: Der "Oanser", der Letzte der Sonnenuhr, ist eine wirklich ernste Bergfahrt. Ungezähmtes Dolomitengelände. Stark.

Literatur:
Sextener Dolomiten, Luca Visentini, 1983, Verlagsanstalt Athesia GmbH, ISBN 88-7014-319-8, S.169ff.
Sextener Dolomiten extrem AVführer, Richard Goedeke, 2003, Bergverlag Rother, S.191ff., ISBN 3-7633-1255-2. Punkt 1280ff. + Topo

Jetzt bin ich am Ende der Sonnenuhr angekommen.

Zeit für ein Resümee:
Ich wünsche euch bei der Besteigung der Sonnenuhr viel Erfolg und kommt gesund wieder zurück. Es ist ein geiles Bergsteigererlebnis. Seid vorsichtig und entspannt, ein "Muß" darf es nicht geben. Vielleicht testet ihr euch erst an der Dreischusterspitze, bevor ihr den Zwölfer reißt.  

Als Uhrmacher habe ich fertig! Servus.

Hier findet ihr die weiteren Gipfel der Sextener Sonnenuhr.

http://www.hikr.org/tour/post128598.html

Berg Heil, habe die Ehre
der Bergteufel

Bis bald Georg!

Tourengänger: georgb, bergteufel


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