Gurtisspitz (1777m) und Hohe Köpfe (2048m)


Publiziert von countryboy , 18. Oktober 2017 um 11:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:15 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:ca. 15km: Gurtis - Bazora Alp - Gurtisspitze - Zäwasheilspitz - Höhe Köpfe - Galinaalpe - Sattelalpe - Gurtis
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW bis Gurtis (mehrere Parkplätze vorhanden)
Kartennummer:online Kartenausschnitt 1:25'000

Howdy! 

Da dieses Jahr schon von Beginn weg etwas im Zeichen der Erkundung des nahe gelegenen Vorarlbergs stand, war es mehr als passend, im Herbst den Kreis hier wieder zu schliessen. Auf der Landkarte habe ich einen vielversprechenden Gebirgszug entdeckt und ein Blick auf Hikr.org verriet, dass die Überschreitung zwischen Gurtisspitze und Hohen Köpfen für mich ganz reizvoll sein müsste. Diesbzüglich fand ich u.a. marmottas Bericht sehr lesenswert. Seinem flotten Wanderschritt will und kann ich hingegen nicht nacheifern. ;-)

Facts zur Wanderung / Bewertung der Teilstücke:
> Gurtis - Gurtisspitze, T2
> Gurtisspitze - Zäwasheilspitz - Spitzwiesle; eine Stelle T3, sonst T2
> Spitzwiesle - Spitztälespitz; T3
> Spitztälespitz - Höhe Köpfe; T4
> Höhe Köpfe Abstieg anfangs T3, dann bis Galinaalpe und Sattelalpe T2
> Sattelalpe - Gurtis, T1 (je nach Abkürzungen auch mal T2)
Wetter: wolkenlos sonnig, Temperaturspanne 10° bis 16°C
Zeit: brutto 7 h, diverse Pausen insgesamt rund 1 h
Flüssigkeit: 1 Liter Wasser unterwegs, 0.5L Radler (Sattelalpe)
Hilfsmittel: Wanderstöcke und Microspikes ohne Einsatz im Rucksack

Wanderbericht:
Der Kartenausdruck zu dieser Wanderung liegt schon seit dem späten Frühling auf meinem Schreibtisch und das Projekt an sich schon einiges länger in meiner Ideenkiste. Mit einer Höhenlage um die 2000 Meter perfekt für diese Jahreszeit, Anfahrtszeit unter einer Stunde und grandiose Aussicht auf das Rheintal und umliegende Berggebiete.

Gurtis bietet auf das ganze Dorf verteilt Parkmöglichkeiten. Mit dem Aufstieg über die Bazora Alpe verteilen sich die Höhenmeter gut. Nach dem Aufstieg auf guten Wegen und durch viel bewaldete Fläche erreicht man kurz vor dem Gipfel eine Art Sattel, von wo aus es nach Norden mit kurzem Schlussaufstieg auf die Gurtisspitze geht. Dort folgt die erste und vielleicht sogar grösste Belohnung in Sachen Aussicht. Die Gurtisspitze erhebt sich wie ein uneinnehmbarer Aussenposten einer Riesenfestung über das Flachland. Grosse Schwierigkeiten gibt es bis hierhin keine zu bewältigen und die Beine sind ja sowieso noch frisch. Beim Blick in südliche Richtung fällt eine auf der Landkarte namenlose Erhebung mit Gipfelkreuz auf. Nach kleiner Pause folgt der Abstieg von der Gurtisspitze und es geht weiter in südlicher Richtung, wo es erstmals ein kurzes Wegstück zu passieren gibt, das etwas würziger ist (T3). Der kurz darauf folgende Abstecher auf den bis zuoberst bewaldeten nächsten Gipfel ist nicht markiert, aber so kurz, dass man nicht darauf verzichten sollte. Der Gipfel stellt sich als Zäwasheilspitze heraus. Auch von hier kurzes Verweilen bei tollem Panorama.

Auch vom Zäwasheilspitz steige ich nach kurzer Pause wieder ab und folge weiter dem markierten Weg. So gelange ich schon bald zum Spitzwiesle, eine Art Waldlichtung. Weiter geht es südwärts und gleich nach der Lichtung folgt ein steiler Aufstieg. Latschen (Legföhren) lösen jetzt den Wald ab und bleiben während der weiteren Wanderung bis rüber zur Galinaalpe die vorherrschende Vegetation. Die weitere Annäherung an die Hohen Köpfe erfolgt in der Ostflanke des Geländezuges, geprägt von kleinen Gipfelerhebungen, Kalktürmen und erodierenden Steilhängen. Der weitere Anstieg und Querungen durch diese Steilhänge sind fürstensteigähnlich, nur steiler, der Weg schmaler und ausgesetzter. Das zudem ausserordentlich bröselige und rutschige Gestein würde eine Begehung meiner Ansicht nach zu gefährlich machen. Die verschiedenen Drahtseilsicherungen sind deshalb nicht nur willkommene Hilfe, sondern m.E. unverzichtbar. Besonders an einer Stelle, wo nicht nur der schuttig-schmale Weg schräg abfällt, sondern wo man scheinbar gleichzeitig auch vom überhängenden Fels weggedrückt wird. Es sind diese drahtseilgesicherten Passagen, die dieser Wanderung die Schwierigkeit (aber auch den besonderen Reiz) verleihen. Ich kann als Ganzes zwar Bewertungen im gehobenen T3-Bereich nachvollziehen, finde aber, dass die zwei gefährlichsten Stellen eher T4-Charakter aufweisen und deshalb insgesamt massgebend sind. Ein spezieller Moment ist zudem auch die Stelle, von der weg man plötzlich ohne die "liebgewonnene" Seilsicherung auskommen muss, obwohl man sich immer noch auf leicht abfallend, rutschigem Untergrund befindet.

Anschliessend verlagert sich der Anspruch wieder von der Psyche auf die Physis. Es wartet ein saftiger Anstieg, der mir doch die eine oder andere Verschnaufpause aufzwingt. Die Wegführung wechselt von der Ost- in die Westflanke. Latschengelände und nochmal knackige Höhenmeter ziehen sich hier etwas in die Länge, bis einen dann doch endlich das Gipfelkreuz der Hohen Köpfe (2048m) willkommen heisst. Brotzeit bei erstklassiger Fernsicht! Das nenne ich gebührende Entschädigung für mein Verliererlos auf dem Piz Beverin! ;-)

Nach kurzem Abstieg und weglosem Gegenanstieg könnte man auch dem leicht höheren der beiden Köpfe (2066m) einen Besuch abstatten. Das lasse ich heute bleiben und bewege mich auf dem Wanderweg bleibend weiter Richtung Süden, wo schliesslich der östliche Abstieg zur Galinaalpe folgt. Ab hier wieder stets auf gut ausgebautem Wanderweg unterwegs und rund einen km nach der Sattelalpe sogar auf Forststrässchen bis schliesslich Gurtis wieder auftaucht.

Natürlich muss mein Boxenstopp auf der Sattelalpe erwähnt sein. Die ist zwar schon geschlossen, aber die Wirte stellen in einem Wasserbrunnen schön kühl gestellte Getränke (Bier und Radler) zur Verfügung, derer sich durstige Wanderer bedienen können. Self-Service, EUR 3.20 (5dl-Flaschen). Aaah! Sauguat! Frastanzer Radler, by the way. 

Servus -> Seawas -> Zäwas,
kantryboy

P.S. Oder hat jemand eine bessere Herleitung für "Zäwas"?

Tourengänger: countryboy


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Kommentare (2)


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Grimbart hat gesagt:
Gesendet am 25. Oktober 2017 um 20:17
Hallo Yves,

Du hast die Anforderungen an den Steig gut beschrieben. Nach dem "Bück-dich", habe ich eine Stelle in Erinnerung, die ich als die unangenehmste empfinde. Eine bröselige Rinne, die man ohne Seilsicherung queren muss und sich auch nirgends anhalten kann. Die Hikr-Bewertungen mit T3, habe ich deshalb nie verstanden.

Das "Zäwas" hast du richtig abgeleitet. Es ist eine saloppe Begrüßung im Vorarlberger Dialekt.

Lg
Erwin

countryboy hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Oktober 2017 um 23:17
Hallo Erwin

Danke für deinen Kommentar. Scheint, als hätten wir da eine ähnliche Wahrnehmung. Und offenbar war ich wieder in deinem Revier unterwegs. ;-) So überrascht es mich nicht, dass du die Route auch schon begangen hast. Ich hab das nahe gelegene und wandertechnisch sehr reizvolle Vorarlberg erst dieses Jahr so richtig entdeckt und werde diese Erkundungsmission gerne weiter fortsetzen. Vielleicht ist das aber alles auch nur ein Vorwand, um im z.B. Schuttannen bald wieder mal ein leckeres Wiener Schnitzel zu essen! ;-)

Beste Grüsse,
Yves


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