Rundtour Gurtisspitze (1778 m) - Hohe Köpfe (2066 m): Nichts für hohle Köpfe


Publiziert von marmotta , 15. August 2011 um 23:24.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:13 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Gurtis - Bazoraschihütte - Bazoraalpe - Gurtisspitze - Zäwasheilspitze - Spitzwiesle - Spitztälespitz - Hohe Köpfe (P. 2048) - Hohe Köpfe (P. 2066) - P. 1884 - Galinaalpe - Sattelalpe - Gurtis
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit ÖBB via Feldkirch nach Frastanz, von dort mit Landbus Nr. 74 nach Gurtis (Fahrplan)

Wortwörtlich im Schatten des Bergkamms der "Drei Schwestern" mit dem überaus populären "Fürstensteig" liegt das Saminatal, auf dessen orographisch rechter Seite sich ein Grat erhebt, der -typisch für die Gegend- geprägt ist von bröseligen Kalkwänden mit riesigen Schuttrunsen. Die Überschreitung von der Gurtisspitze bis zum Beginn des Galinagrates verspricht neben prächtigen Tief- und Ausblicken jede Menge Spannung, führt doch über die Hohen Köpfe ein stellenweise drahtseilgesicherter alpiner Steig.
 
Eigentlich hatten nevada und Ich eine ganz andere Tour geplant: Von Ebnit sollte es über den Binnelgrat von Norden auf den Hohen Freschen (2004 m) gehen, um dann südseitig nach Laterns abzusteigen. Also am Vorabend die unschlagbar günstige Euregio-Tageskarte besorgt und alles parat gemacht. Doch bei einem letzten Check der Fahrplandaten waren wir uns dann plötzlich gar nicht mehr sicher, ob denn der anvisierte Bus ab Dornbirn auch wirklich bereits am frühen Vormittag nach Ebnit hinauffahren würde, nachdem in der Rappenlochschlucht seit einem Felssturz im Frühjahr erhebliche Einschränkungen für den Verkehr auf dieser engen Strasse gelten. Die sportliche Aufgabe bestand nun darin, auf die Schnelle ein alternatives Tourenziel zu finden, dass a) noch innerhalb des Tarifgebiets der Euregio-Zonen 1+2 liegt, b) attraktiv und uns beiden noch unbekannt war und c) innerhalb nützlicher Fristen von Kreuzlingen aus erreichbar ist. Prompt fielen mir die zahlreichen Berichte von Local goppa über "seine"  Goppaschrofen und eben diesen Grat ein, welcher sich von Gurtis nach Süden zum Galinakopf erstreckt. Ausgangspunkt ist das kleine Örtchen Gurtis (905 m) im Walgau, mithin im äussersten Zipfel des Euregio-Bodensee-Tarifgebietes. Peinlich genug, dass ich in dieses fast "vor der Haustür" liegende Gebiet bis anhin noch nie einen Fuss gesetzt hatte…
 
Mit dem einzigen Vormittagskurs der Landbus-Linie 74 erreichten wir kurz vor 10.00 Uhr Gurtis. Sind die ersten 1,5 h über die Bazoraalpe und den Brandwald eher in die Kategorie "Wald- und Wiesenwanderung" einzuordnen, wird die Szenerie bei Erreichen des Grats kurz vor dem Gipfelkopf der Gurtisspitze schlagartig alpiner! Schon von der Gurtisspitze eröffnet sich dank der exponierten Lage ein herrlicher Tief- und Ausblick in den Walgau und weit nach Norden zum Bodensee und dem Bregenzerwald. Im Osten schweift der Blick zu den dominierenden Gipfeln des Lechquellengebirges und des Rätikons. Und im Westen glänzt der Alpstein einmal aus einer ganz anderen (ungewohnten) Perspektive.
 
Die Gurtisspitze (1778 m) wird wegen ihrer leichten Erreichbarkeit und dem einfachen Zustieg auf guten Wanderwegen (T2) oft besucht. Mit der Sattelalpe ist zudem die nächste Einkehrmöglichkeit nicht weit. Uns stand der Sinn jedoch noch nicht nach Einkehren - der kurzweilige Grat und die im Süden in schroffen Felswänden aufragenden Hohen Köpfe (P. 2048 und P. 2066) wollten erkundet werden! Für trittsichere und schwindelfreie Wanderer bietet sich so eine Rundtour über die Galinaalpe (1566 m) und die Sattelalpe (1383 m) mit Rückkehr nach Gurtis an. Nachdem mich nevada noch über die Gipfelchen Zäwasheilspitze (kurzer, nicht angeschriebener Abstecher vom Wanderweg, auf der LK ohne Namen und Höhenkote) und Spitztälespitz begleitet hatte, vereinbarten wir, uns 2 h später an der Sattelalpe zu treffen. Unmittelbar vor dem kurzen Aufstieg zum Spitztälespitz zweigt am "Spitzwiesle" (ca. 1720 m) eine direkte Abstiegsroute dorthin ab.

Bewegen sich die Schwierigkeiten auf dem Gratabschnitt zwischen Gurtisspitze und Spitztälespitz durchwegs im T2-Bereich (auf der Nordseite der Zäwasheilspitze auf wenigen Metern T3), sollte man auf dem folgenden Abschnitt, welcher die Nordostabbrüche der Hohen Köpfe auf schmalen, schuttbeladenen Bändern hart an den Felswänden entlang traversiert, unbedingt schwindelfrei sein und konzentriert gehen - die Hohen Köpfe sind also definitv nichts für Hohle Köpfe! ;-) Technisch gesehen ist das Ganze noch immer ein Wanderweg (T4), jedoch sind die teils überhängenden Felswände -vor allem für grossgewachsene Menschen- stellenweise etwas abdrängend und ein Ausrutscher hätte mancherorts fatale Folgen. Daher ist es in meinen Augen völlig richtig, dass diese Passage mit einem Drahtseil gesichert ist - ohne den rettenden Handlauf wäre ich da wohl nicht durchgelaufen! Es hat zusätzlich 2-3 Normalhaken, an denen mit einer Reepschnur gesichert werden könnte. An einer einzigen kritischen Stelle fehlte das Drahtseil, ich passierte diese Stelle mit einiger Anspannung, die Hände fest am Fels - das knapp fussbreite Wegband hängt dort etwas und bietet wegen des sandigen Untergrunds keinen zuverlässigen Halt. Es muss aber auch gesagt werden, dass dies die einzige Stelle ist, an der man wirklich aufpassen muss, den Rest konnte ich dann wieder im flotten Wanderschritt bewältigen.
 
In der Folge beschleunigte sich mein Herzschlag nur noch einmal etwas - und zwar, als ich diesem Reptil in die Augen sah. Die Kreuzotter hatte sich in der legföhrenbewachsenen Südwestflanke der Hohen Köpfe, wo sich die Hitze regelrecht ballte, mitten auf dem Wanderweg zu einem Sonnenbad ausgebreitet.
 
Der weiss-blau-weiss markierte Steig führt direkt über den niedrigeren Nordgipfel (2048 m) der Hohen Köpfe, wo sich auch das Gipfelkreuz mit dem Gipfelbuch befindet. Vor mir hatten sich an diesem Tag schon knapp 10 andere Personen eingetragen. Dieser wunderbare Aussichtsgipfel mit dem wilden Felsambiente, das fast ein wenig an die Dolomiten erinnert, wird offenbar häufig besucht, wenngleich wohl die Besucherfrequenz etwas niedriger sein dürfte als auf der Gurtisspitze.
 
Der durch eine Scharte vom Gipfelkreuz-Gipfel getrennte Südgipfel ist von Westen über Geröll und leichte Schrofen ebenfalls schnell erreicht (kurzer Abstecher vom Wanderweg, T3). Auf dem mit 2066 m höchsten Punkt der Hohen Köpfe befindet sich lediglich ein mickriger Steinmann, dafür hat man einen schönen Tiefblick direkt hinunter zur Sattelalpe (wo das leckere Frastanzer bereits im kühlen Brunnen wartet…).
 
Beim Abstieg vom Südgipfel der Hohen Köpfe versuchte ich eine Abkürzung direkt durch die steile, legföhrenbewachsene Flanke, um weiter unten auf den Wanderweg zu stossen. Man kann dies tuen, sollte aber unbedingt beachten, dass nur auf den "Gamswechseln" ein Durchdringen des dichten Legföhrengürtels möglich ist - und diese gilt es zu finden. Ich missachtete dies erst und lief wenig später in einem hoffnungslosen Nadel-Dickicht auf. Nach einem ausgiebigen Latschenkieferbad stieg ich wieder einige Meter auf und erreichte wenig später über einen felsigen Sporn den unten in der Flanke verlaufenden Wanderweg.
 
Um zur verabredeten Zeit an der Sattelalpe zu sein, musste ich nun etwas Gas geben. Für den Abschnitt Hohe Köpfe - Galinaalpe - Sattelalpe benötigte ich dann ziemlich genau eine Stunde. Entspanntes, gemütliches Wandern ist was anderes… :-)
 
An der Sattelalpe warteten nevada und -was mich in diesem Moment fast noch mehr freute- ein frisches, kühles Frastanzer! Als dieses durch meine staubtrockene Kehle rann, zischte es wie eine glühende Herdplatte, auf der man einen Eimer Wasser ausleert…
 
Obwohl uns der auf der Sattelalpe wirtende Älpler versicherte, den Abstieg nach Gurtis dank einiger Möglichkeiten, den Fahrweg abzukürzen, in 45 min gut zu schaffen, wurde es dann auf den 16.33 Uhr-Bus noch eng. Als wir gerade zum Schlussspurt nach Gurtis ansetzen wollten, bot uns allerdings ein nettes Paar, das wir bereits an der Sattelalpe kennengelernt hatten, an, uns mit dem Auto mitzunehmen und zum Bahnhof in Frastanz zu fahren. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle!    
 
     

Tourengänger: marmotta, nevada


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Kommentare (3)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2011 um 16:31
Hoi marmotta,
ich stelle mir gerade vor, wie DAS wohl ausschaut , wenn du schreibst, du hättest Gas geben müssen....!!!!!
Und was ist ein Frastanzer??
Ansonsten schön geschrieben und tolle Bilder.
Sieht man sich auf dem Hikr Treff 2011?
Grüße aus Flachlandhausenkirchen
WoPo

marmotta hat gesagt:
Gesendet am 20. August 2011 um 19:15
Lieber WoPo,

das war das (kühle) Frastanzer. Ein Bier der Brauerei aus dem gleichnamigen Ort, in dem wir unten im Tal gestartet waren.

Freut mich, wenn Dir der Bericht gefallen hat! Natürlich hoffe ich, dass wir uns (spätestens) beim Hikr-Treff (so es denn dieses Jahr einen gibt) sehen.

Herzliche Grüsse vom (heissen) Bodensee, den ich heute stundenlang (beim Kanufahren) geniessen durfte...

marmotta

bepa hat gesagt: Hinweis
Gesendet am 20. September 2018 um 15:56
Die "kritische" Selle gibt es nicht mehr. Alle ausgesetzten Stellen wurden mittels Drahtseilen bestens gesichert. 20.9.2018


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