Vergaldatal, Vorderberg, Kuchenberg


Publiziert von schimi , 15. Januar 2018 um 12:09.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum: 2 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Als wir am Morgen unsere Tour in Gargellen starten ist es kalt, die Gräser sind aber noch grün, es hat also noch keinen Frost. Noch ein weiteres Auto steht auf dem Parkplatz, es verspricht also eine einsame Tour zu werden.

Es ist die Zeit, in der die Hirsche ihren großen Auftritt haben. Wir sind gespannt auf unsere Tour und was wir zu sehen bekommen.

Wir starten bei der Talstation der Schafbergbahn und gehen den Wanderweg links des Baches ins Vergaldatal hinein. Da geht es gleich ordentlich steil zur Sache und nach einem kleinen Aufwärmsprint, nehmen wir gleich Tempo raus. Nach ein paar Minuten queren wir bei der Brücke den Bach und kommen auf einen breiten Fahrweg. Fortan geht es gemütlich den Fahrweg entlang, die Steigung ist moderat und gleichmäßig. Im Moment deutet nichts darauf hin, dass es eine besondere Tour werden könnte.

Bald schon im Bereich der ersten Kehre auf etwa 1650 Metern hören wir tatsächlich das Röhren von Hirschen. Zuerst noch ganz leise, wird es aber mit jedem Stück des Weges immer vernehmlicher. Schließlich erkennen wir eine ganze Reihe von Hirschen und Hirschkühen in den Edelweißwänden der Valisera. Sie stehen verteilt in der Wiese auf einer Höhe zwischen 2200 und 2400 Metern, leider sehr weit oberhalb von uns. Wir schauen eine Weile zu und ich muss gestehen, es reizte mich schon da noch ein wenig aufzusteigen. Wir lassen es aber...

Wir wandern zwischen den Gebäuden der Vergaldaalpe hindurch, die aber längst verlassen scheint. Alles ist gut abgedichtet, nichts deutet auf eine Verpflegungsstelle hin. Nach der Alpe wird der kommode Fahrweg schon ein klein wenig natürlicher, er behält aber seine Fahrbahnbreite. Erst fast am Talende, an der Stelle wo der Weg langsam nach links in die Höhe zieht wird ein richtiger Wanderweg draus.

Nun geht es auch erstmal wieder ein wenig steiler zur Sache. Auf 2200 Metern Höhe treffen wir erstmals an eine Weggabelung; wir gehen links in Richtung Vergaldener Joch. Auf schönem schmalem Pfad steigen wir weiter und sehen schon aus großer Entfernung einige Geweihe von Steinböcken. Sie scheinen oben auf dem Pass zu stehen.

Leise und gleichmäßig gehen wir weiter. Zuletzt suchen wir auch etwas Deckung, damit wir die Tiere nicht stören oder aufscheuchen. Spätestens als wir noch ca. 40 Meter entfernt sind haben uns die ersten Tiere entdeckt. Sie regen sich aber nicht von der Stelle, viele drehen nicht einmal den Kopf zu uns herum. Es mögen ca. 10 sein; sie stehen auf einer kleinen Ebene am höchsten Punkt des Jochs, der Wanderweg führt eben da vorbei. Wir bewegen sehr langsam und postieren uns dann, damit wir den schönen Tieren etwas zuschauen können.

Wir sind keine 20 Meter von den Tieren entfernt und sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Dann beginnt einer der Größten sich ganz behäbig von uns zu entfernen. Die anderen nehmen das Zeichen wahr und beginnen ebenfalls in die gleiche Richtung zu wechseln. Geschlossen bewegen Sie sich nun auf dem Joch entlang und drehen alle paar Schritte mal den Kopf um, nur um zu sehen, was die Fremden nun tun.

Zuletzt kommt noch einer der den Abzug verpennt hat, er macht einen etwas größeren Bogen um uns und bewegt sich deutlich schneller. (Einer verpennt es immer, wie bei uns Menschen.) Wir gehen glücklich in die andere Richtung auf unserem weiteren Weg in Richtung Vorderberg.

Der weitere Aufstieg auf den Vorderberg ist abwechslungsreich, denn der Weg ist schmal und wird kurz auch mal richtig steil. Nach wenigen Minuten sind wir dann auch schon oben, dort wird es wieder ganz entspannt. Ohne große Höhenunterschiede schlängelt sich der Weg nun durch das weitere Gelände. Der Kuchenberg ist recht platt. Man könnte ihn auch Pfannkuchenberg nennen.

Ein sehr sanfter Abstieg führt uns 100 Meter tiefer zum Matschuner Jöchli. Dort verlassen wir den Höhenzug und steigen auf sehr steilem Weg rechts hinab. Zwischen den beiden Seen hindurch erreichen wir das Matschuner Joch, wo es eine Kreuzungsspinne aus fünf Wegen gibt. Hier gilt es ein wenig aufzupassen; wir nehmen den ersten "scharf links", der auch zur Heimspitze hinaufführt.

Nun wird das Wetter langsam grausig. Von Nordwesten zieht Regen herein, der glücklicherweise noch verhalten fällt. An einem kleinen See vorbei erreichen wir den höchsten Punkt, über den wir wieder das Vergaldatal erreichen werden. Rechts ab führt der Weg über den Heimbühl hinweg zur Heimspitze. Das wäre uns heute zu viel.

Wir steigen ab ins Vergaldatal und hoffen stärkerem Regen zu entgehen. Auf 2300 Meter geht es in eine Flachzone auf der ein kleines Schäferhäuschen steht. Dies wäre bei schönem Wetter der ideale Pausenplatz; wir aber gehen zügig weiter. Der weitere Abstieg erfolgt durch recht steiles Gelände, der Weg bleibt aber einfach. Den Talgrund erreichen wir ein klein wenig oberhalb der Vergaldaalpe. Als wir diese wieder durchwandern sehnen wir frisch gesägtes und gespaltenes Holz, welches einen wunderbaren Duft verbreitet. Also ist die Alpe doch noch nicht so menschenleer, wie wir heut Morgen glaubten.

Der Regen hört wieder auf, es scheint als würden wir noch einmal verschont. Nun ist es nicht mehr so furchtbar weit. Es wird auch Zeit, die Beine werden müde! Nur wenig nach der Alpe hören wir schon wieder die röhrenden Hirsche. Wir gehen weiter und machen dann an einem günstigen Platz noch einmal eine Beobachtungspause. Nichts hat sich seit heute Morgen verändert. Die Bullen lärmen und imponieren. Die Kühe stehen hier und da und warten ab, wer gewinnen möge. So wird es sicher noch tagelang weitergehen.

Wir gehen weiter, denn die Füße freuen sich auf leichteres Schuhwerk. Im Tal angekommen sind wir glücklich über eine tolle Herbsttour, bei der wir deutlich mehr Tiere als Menschen gesehen haben.

Tourengänger: schimi


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