Gastlosen Süd


Publiziert von Bergamotte , 22. September 2017 um 18:15.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:21 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   CH-VD   Gastlosenkette 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Rougement oder - bequemer - PW bis Pont de La Manche (P. 1123)
Unterkunftmöglichkeiten:keine
Kartennummer:1245 Vanil Noir

Nach meinem letztjährigen Besuch des Vanil Noir war ich geradezu begeistert von der Region. So stand sogleich fest, dass ich die Freiburger Voralpen bei Gelegenheit ausgiebiger erkunden würde. Und nachdem uns mein lieber Bergfreund Zolliker seine Ferienwohnung im Saanenland grosszügig für eine Woche überlassen hat, gibt es kein Halten mehr. Während mein "Home Turf" – Glarner, Ost- und Zentralschweizer Voralpen – zum grossen Teil abgegrast ist, fühle ich mich hier wie im Schlaraffenland: Welche Köstlichkeit nur soll zuerst probiert werden!? Der umfassende Tourenführer von Zaza und Daniel Anker macht die Auswahl auch nicht einfacher.

Den Aufstieg ab Rougement erspar ich mir und parkiere den Wagen bei der Brücke über die Manche (P. 1123). Bei Bedarf könnte noch viel weiter gefahren werden, z.B. bis Raye du Baillif. Das würde sich aber schlecht mit meiner Abstiegsvariante vertragen. Es ist frisch nach der klaren Nacht, aber nach wenigen Minuten erreiche ich die Sonne und die Handschuhe wandern in den Rucksack. Vorbei an Alphütten und kläffenden Kötern erreiche ich bei Belles Combes (1518m) den breiten Gratrücken, welcher schliesslich in der Dent de Combette kulminiert. Das ist alles vorbildlich signalisiert. Vorerst aber geniesse ich den Ausblick auf das angezuckerte Herzstück der Freiburger Voralpen: die Kette mit Vanil Noir und Dent de Breinleire. Bei meiner Rückkehr sechs Stunden später wird vom (südostseitigen) Schäumchen nicht mehr viel übrig sein.

Der Aufstieg über den harmlosen Rücken verläuft kurzweilig, gerade im oberen, waldigen Bereich. Fast zu schnell stehe ich auf den Rochers des Rayes (2026m). Diese verblassen geradezu neben dem markanten Nachbar, dem Dent de Combette (1942m). Die Querung zwischen den beiden Gipfel ist um diese Jahreszeit harmlos, bei Hartschnee aber ist Vorsicht geboten. Vom Gipfelfuss auf der Südwestseite - aus der Distanz kaum zu glauben - führt ein Grasband elegant und gutmütig zum Nordgrat (T4) hoch. Oben hängt eine Kette drin. Alternativ folgt man weiter dem Wanderweg, welcher den Gipfelaufbau zunächst westseitig umgeht. Oben pausiere ich ein erstes Mal und lasse das herrliche Ambiente auf mich wirken – natürlich trägt auch das Kaiserwetter seinen Teil dazu bei.

Im weiteren Abstieg über den Nordgrat (Normalroute), auch hier hängen ein paar Ketten (v.a. bei Nässe hilfreich), kreuze ich zwei Einheimische, ansonsten ist heute wenig los. Im Pässchen zwischen Haute Combe und Corne Aubert liegt ein Jäger auf der Lauer. Er bemerkt mich nicht. Von hier steige ich weglos in direkter Linie Richtung Gipfel hoch. Kurz vor dem Ziel gelange ich an eine Felswand, welche links bzw. südseitig umgangen wird (Trittspuren), um anschliessend in leichter Kraxelei die Corne Aubert (2038m) zu gewinnen (T4+). Zeit für die obligate Mittagsrast mit ausgiebigem Gipfelstudium.

Eine Stunde später und nach dem Abstieg über die gleiche Route kommt es doch noch zu einem Schwatz mit dem vermeintlichen Jäger. Tatsächlich handelt es sich um den hiesigen Jagdaufseher, welcher eine kranke, völlig abgemagerte Gams erlösen will - auch um weitere Ansteckungen zu verhindern. Heute bleibt die Kolonie aber ausser Schussweite.

Wer noch Saft in den Beinen hat, wählt für den Rückweg mit Vorteil die Variante über Les Rodomonts: mehr Aussicht, weniger Asphalt. Dabei kann fakultativ ab dem Pässchen auch die Haute Combe (2039m), eine stattliche Weidekuppe, überschritten werden. Das schlägt mit 130Hm zu Buche, belohnt aber mit einem formidablen Ausblick auf die Gastlosen-Südostflanke. Nach dem Abstieg in den Col de Forcla (1683m) geht's schon wieder aufwärts. Für einen Moment zweifle ich an meiner Idee angesichts des morgigen Tourenprogramms. Aber was soll's, einer stimmigen Routenführung kann ich nur selten widerstehen. Auf dem höchsten Punkt vom kleinen Hügelzug Les Rodomonts (1878m) - dem Signal de Rodomont - pausiere ich nochmals ein paar Minuten. Erwähnenswert ist vor allem der Tiefblick auf Saanen und Gstaad, plus selbstredend der Berner Alpenkranz, der einem ohnehin den ganzen Tag begleitet. Anschliessend zügig über den Kamm runter nach Südwesten zurück zur Brücke über die Manche.


Zeiten
2:00  Dent de Combette
0:45  Corne Aubert
1:30  Signal de Rodomont
0:45  Pont de La Manche (P. 1123)

Tourengänger: Bergamotte


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