Gstaad, Tag drei: zu den fliegenden Ameisen auf der Dent de Combette (2082 m)


Publiziert von Schubi , 23. September 2020 um 11:00.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Alpen
Tour Datum: 4 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VD   Gastlosenkette 
Aufstieg: 804 m
Abstieg: 804 m
Strecke:10,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Als Startpunkt bzw. zum Abstellen des Wagens bietet sich diese Kurve (Pt. 1278) oberhalb von la Taynette an, hier ist genug Platz vor einer Scheune und man behindert niemanden.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Das schöne Wetter Anfang September bringt auch an unserem dritten Tag in Gstaad viel Sonne und nach der *Gummfluh haben wir uns für heut die Dent de Combette (2082 m) vorgenommen. Auf ihr erwartete uns die im Titel erwähnte Überraschung aus dem Reich der Insekten, aber das tat unserer guten Laune keinen Abbruch. Spannend für den Gipfelaufstieg fanden wir die (unmarkierte) luftige Variante durch die Südwestflanke, die bei Hikr ja schon mehrfach beschrieben wurde. Für den Abstieg sind wir dann markiert über den Nordost-Grat herab. So lässt sich auch am sinnigsten eine Runde aus dem Tal La Manche östlich unterhalb anlegen.

Als Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt oder zum Betrachten der Bilder hier empfehle ich zu dieser Tour das swingend-gemütliche Tangerine von Art van Damme.

Die Dent de Combette und die benachbarten Rochers des Rayes bilden das südliche Ende der Gastlosen-Kette. Über Rougemont steuern wir den Wagen in das Tal der Manche, hier führt eine Asphaltstraße rel. weit in die Höhe. Start bei Pt. 1278 (siehe oben). Dann noch kurz über Asphalt und an Pt. 1300 links den markierten Weg hoch. Vorbei an der schönen Alp Belles Combes und ab da immer nordöstlich erarbeiten wir uns weiter Höhe, auf den Weideflächen hier oben öffnet sich herrlich der Blick in viele Richtungen. Es folgt eine waldige Passage und darin wird es peú a peú felsiger. Auf der nun beginnenden Südnase der Rochers de Rayes geht es dann bereits rustikaler zu. Schön, wie hier die Wegführung angelegt ist. Der Steig schängelt sich über kleinere Felsstufen nach oben. Nun wieder grasig hoch, rechts knapp am höchsten Punkt der Rochers de Rayes (2026 m) vorbei. Vielfältig ist die Vegetation hier oben. Dann runter in den Sattel hin zur Dent de Combette. Jetzt sehen wir zum ersten Mal das markant aussehende Hauptziel unserer Tour und fragen uns natürlich, wie der Aufstieg durch die Südwest-Flanke dennn so sein wird. In der Annäherung bekommen wir wenig später einen ersten Eindruck davon, und exakt wie in all den anderen Berichten hier erging es uns: "das schaut ja abenteuerlich aus". Jedoch, wie es bei Riesen im Märchen nunmal so ist: je näher man kommt, desto weniger fruchteinflössend werden sie. Der Einstieg ergibt sich logisch und ist mit Trittspuren gut zu finden. Kurz kraxeln, eine Rampe hoch und dann zunehmend steiler, kraxeliger und durchaus luftig. Aber die kritischen Stellen sind drahtseilversichert und so arbeiten wir uns wacker nach oben. Die heikelste Passage im letzten Drittel ist sprichwörtlich exponiert, aber technisch nicht schwierig, denn hier bieten ideal gestufte Graspolster gute Tritte.

Oben kommen wir auf dem Nordgrat heraus, über ihn nun noch bissel kraxelig und nochmals luftig bis zum Gipfel. Zwischendurch kommt von links der wbw-Weg dazu, den wir nachher für den Abstieg benutzen werden. Ebenfalls hinzu kommen (leider) schwärmeweise fliegende Ameisen. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Mit den Hände um uns fuchtelnd erreichen wir das Gipfelkreuz der Dent de Combette (2082 m). Die Biester freuen sich irgendwie über uns (wahrscheinlich weil sonst so wenig los ist auf dem Gipfel) und das Insektenschutzmittel aus dem Rucksack hilft nur mässig. An Veschper unterm Gipfelkreuz ist nicht zu denken, und so setzen wir uns ein paar Meter entfernt hin. So ganz in Ruhe lassen uns die Tierchen auch da nicht, aber mit ein bissel Wurschtigkeit können wir die prächtige Rundumsicht hier oben schon geniessen. Kurz darauf kommt ein Berggänger vom Nord-Zustieg hoch. Er ist aus Fribourg, kennt die Gastlosen-Kette wie seine Westentasche und wir haben einen netten Plausch.

Wir tragen uns ordnungsgemäss ins Gipfelbuch ein und werfen noch mal einen staunenden Blick zu den mit Neuschnee verzierten Gipfeln östlich, ein rechtes Bilderbuch-Panorama. Nun auf dem erwähnten wbw-markierten Steig nordöstlich herab. Der macht wieder viel Spaß und die Hände müssen auch ran, z. B. an einer Stelle mit Fixseil und weiter unten mit einer Kette. Am Pt. 1975 treffen wir auf den wrw-Pfad vom Hinweg und folgen ihm nordöstlich. Die kleine Felsgruppe am Pt. 1941 kraxeln wir spontan hoch und veschpern dort ein zweites Mal, mit schönem Fernblick bis rüber zum Jura. Danach runter zum Pt. 1839 und da rechts (rot markiert) in südliche Richtung zurück (man könnt auch vorher schon grasig zur Alpe Combette abkürzen). Hinter Raye au Sex würde der Pfad nun auf die Asphaltstraße treffen, wir gehen aber (wie auch einige Vorgänger bei Hikr) grasig weiter und wechseln erst kurz vor Raye au Bailif runter. Währenddessen haben wir  eine putzige Murmeltier-Sichtung.

Schliesslich noch ein ganzes Stück leider über Asphalt (aber durchgehend mit schönem Blick sowie vorbei an vielen melancholisch blickenden Kühen) zurück bis zum Pt. 1278, wo unser Wagen auf uns wartet.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: es war ein herrliche Runde – für uns grad die rechte Mischung aus rustikalem Geh-Gelände und Kraxeleien. Der exponierte Südwest-Aufstieg ist schon ne Nummer. Wie auch bei unserer Tour am Vortag haben uns die Berichte von Hikr-Kollegen einen guten Eindruck davon vermitteln können, was uns erwartet.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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