Müpfiger Dreier in den Gastlosen...


Publiziert von lorenzo , 26. Januar 2023 um 22:48.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum:25 Januar 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   CH-VD   Gastlosenkette 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1775 m
Abstieg: 1785 m
Strecke:21,9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Rougemont
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Flendruz
Kartennummer:LK 1245 Château-d'Oex; Swisstopo Ski- und Wanderrouten; D. Anker, R. Schnegg, Skitouren Freiburger und Waadtländer Alpen, SAC 2008

Bei meiner letzten Tour im Gebiet hatten sie verführerisch herübergewinkt: die drei süwestlichsten Gipfel der Gastlosen, und zu allen drei sind Skirouten eingezeichnet und beschrieben. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen, und sobald die Lawinengefahr nach den neuerlichen Schneefällen und die Temperaturen nach dem letzten Kälteinbruch wieder in einem zumutbaren Bereich lagen, machte ich mich auf den Weg. Die erste Viertelstunde Skitragen durch Rougemont - ideal zum Aufwärmen bei noch frostigen Morgentemperaturen - kannte ich schon, dann folgte ein langer, dank Spuren aber bequemer Zustieg durch das beschauliche Vallée de la Manche, während dem ich mehreren Gruppe auf dem Weg zur Haute Combe begegnete. Auch beim Aufstieg über den Corne Aubert SE-Rücken bewegte ich mich noch in der Komfortzone, bis es mir zu steil wurde, ich die Ski aufschnallte und unter der Gipfelrinne schon bald deponierte. Da der Aufstieg durch diese ohne Steigeisen zu heikel war, wich ich bei der ersten Gelegenheit auf den obersten SE-Grat aus, der in Kürze zum Gipfel führte. Drüben an der Haute Combe herrschte reger Betrieb, sonst war es aber weit und breit herum ruhig und still. Dank zwar angezogenem, aber griffigem Pulver gelang die Abfahrt über die steile und oben ausgesetzte SW-Flanke zum kleinen Hochmoor unterhalb Pertet à Bovets dann wider Erwarten problemlos.

Nach einer kurzen Pause peilte ich den Doigt de Combette an, den ich SE umging, während ein letzter Tourenfahrer dort gerade loslegte. Über den schmalen Grat gelangte ich zu P. 1976 und wieder zu Fuss in tiefem Schnee durch eine Rinne zum NE-Rücken. Dieser und die ausgesetzte E-Flanke waren wiederum griffig und trugen mich mühelos zum Skidepot, wo der luftige Gipfelgrat zum Dent de Combette begann. Vom Kreuz konnte ich zu den Rochers des Rayes hinunter blicken, und unter der schon tiefstehenden Nachmittagssonne verlor sich der SW-Grat im unteren Vallée des Sciernes Picaz. Zurück beim Depot wartete aber zuerst eine vergnügliche Abfahrt über die E-Flanke, währenddessen ich Ausschau nach Fortsetzungsmöglichkeiten in der SE-Flanke hielt. Zwei davon schienen in unüberwindlichen Flühen auszulaufen, und erst die dritte, am weitesten NE gelegene, eröffnete durch ein enges und steiles Couloir die Zufahrt zur darunter liegenden SE-Flanke, über die ich in angezogenem Pulver zum Fuss des Rochers des Rayes E-Couloir hinunter kurvte, wo ich nochmals eine kurze Pause machte.

"Motivieren, nicht lamentieren" sagte ich mir, und stieg, noch halb an der Sonne, und halb schon im Schatten Spitzkehre um Spitzkehre auf tragendem Schnee durch das breite und nur mässig steile, oben von einem steileren Flaschenhals dominierte E-Couloir bis unter den Dent de Combette hoch. Gemspuren wiesen mir dann den Weg über den NNE-Grat zurück zur Skiroute, auf der ich mit wenigen Schritten den Gipfel der Rochers des Rayes erreichte. Nachdem ich zum dritten Mal ein berauschendes Panorama genossen hatte, konnte ich es über die nur wenig geneigte Gipfelflanke bis P. 1923 zunächst wunderbar ziehen lassen. Das folgende steile und enge Umfahrungscouloir erforderte dann etwas mehr Nerven und Muskeln, zurück auf dem Grat konnte ich aber einer narrensicheren Aufstiegsspur folgen, die mich zu den offenen Hängen unterhalb Montagne aux Manges führte. Zuletzt schwang ich durch federleichten Pulver über die sanft gewellten Hänge von Belles Combes hinunter nach Les Siernes Picaz, wo die Strasse leider geräumt war. Auf den Randwällen, Kurven abkürzend, zwischendurch wieder aufsteigend und zuletzt auf der Hauptstrasse gelangte ich durch das Dorf zum Bahnhof Flendruz, wo mir die grosszügige Verspätung der MOB endlich die lang ersehnte ausgiebige Pause gewährte...

Corne Aubert

Aufstieg SE-Rücken: vom Bahnhof Rougemont (992m) entlang der blau markierten Skiroute (blau) über La Forcla (1209m), Pont de La Manche (1123m), La Manche, Raye du Baillif (1561m), Combette (1830m) und den Sattel 1839 zur Selle Aubert (1910m). Über den SE-Rücken (bis 45 Grad), zuoberst SE der Felsen bis ca. 2020m, Skidepot, und durch die SW-Rinne (Schrofen, I) und den obersten SE-Grat auf den Gipfel (2038m), 3h, S+, T4.

Abfahrt SW-Flanke: zurück zum Skidepot und über die SW-Flanke (bis 45 Grad) hinunter bis zum kleinen Hochmoor auf ca. 1810m unterhalb Pertet à Bovets (1794m), 30min, S+.

Dent de Combette
Aufstieg NE-Rücken: vom kleinen Hochmoor auf ca. 1810m unterhalb Pertet à Bovets (1794m) entlang dem weiss-rot markierten Bergweg (wr), den Doigt de Combette (1941m) SE oder NW umgehend zu P. 1976. Dem weiss-blau markierten Alpinwanderweg (wb) folgend (I-II oder Ketten) zum NE-Rücken, über diesen und die E-Flanke (bis 35 Grad) zum Gipfelgrat, Skidepot, und über diesen ausgesetzt zum Gipfel (2082m), 1h 15min, S.

Abfahrt SE-Flanke: zurück zum Skidepot und über die Aufstiegsroute bis ca. 2015m hinunter. Nach E durch ein Couloir (bis 45 Grad) zur SE-Flanke und über diese (bis 35 Grad) in einem weiten Rechtsbogen, dabei Felsbänken ausweichend, hinunter bis ca. 1720m unter dem Rochers des Rayes E-Couloir, 30min, S.

Rochers des Rayes
Aufstieg E-Couloir: von ca. 1720m blau durch das E-Couloir (bis 30 Grad, Engstellle bis 40 Grad, ev. Variante über NNE-Grat, T4) auf den Gipfel (2026m), 1h, ZS.

Abfahrt SW-Grat: blau bis P. 1923, durch das dort abzweigende Couloir (bis 40 Grad) nach SW bis ca. 1770, und horizontal nach S zurück auf den Grat. Blau über P. 1761, Montagne aux Manges und Belles Combes (1519m) nach Les Siernes Picaz (1168m). Blau entlang der Alpstrasse über den Pont des Sciernes Picaz (1095m) bis La Tâna (1038m), gelb zur Brücke 973 und entlang der Hauptstrasse über Flendruz (983m) zum Bahnhof (980m), 1h 30min, ZS-.

Insgesamt 7.45min.

Verhältnisse: bei schwacher Restbise sonnig mit Schleierwolken und morgens und abends kalt, dazwischen mild. Ca. 10-20cm Pulver, sonnseitig angezogen, meistens auf Unterlage. In der Corne Aubert SW-Flanke einige Felskontakte. Dort und zuoberst im Rochers des Rayes E-Couloir zudem einige Fischmäuler. Obere Route de la Manche Piste. Spuren bis P. 1839 und Doigt de Combette (1941) und ab ca. 1770m im Rochers des Rayes SW-Grat. An allen drei Gipfeln hilfreiche Gemsspuren. Route des Siernes Picaz geräumt. Portage bis zum Dorfausgang von Rougemont, ab 2000m am Corne Aubert, ab P. 1976 bis zum unteren NE-Grat und über den Gipfelgrat des Dent de Combette, über den NNE-Grat (Variante) der Rochers des Rayes, und ab dem Wald unterhalb La Tâna (1038m).

Material: Pickel und Steigeisen zusätzlich zu üblicher Skitourenausrüstung (ich hatte leider nur einen Leichtpickel dabei).

Fahrplan: 9 Uhr Rougemont, 12 Uhr Corne Aubert, 13.45 Dent de Combette, 15.15 Rochers des Rayes, 16 Uhr Les Siernes Picaz, 17 Uhr Flendruz.

Tourengänger: lorenzo


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Kommentare (2)


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surfy hat gesagt: Inspirierend!
Gesendet am 10. Oktober 2023 um 21:36
Salut Lorenzo
Deine Texte sind Inspiration pur! Herzlichen Dank hierfür! Wenngleich ich momentan natürlich noch nicht auf Skitouren gehe, - aber dies ist nun bereits der fünfte Text in Folge von dir, den ich mit Genuss lese - v.a. im Hinblick auf die Freiburger und Waadtländer Alpen sind deine Beiträge ein wahrer Genuss und eröffnen mir so viele neue Projekte.
Liebe Grüsse

lorenzo hat gesagt: RE:Inspirierend!
Gesendet am 11. Oktober 2023 um 21:49
Hallo surfy

Das ist natürlich Balsam für meine Texte, vielen Dank! Für mich sind die Berge pure Inspiration, die ich wieder- und weiterzugeben versuche: es steht geschrieben, und ich probiere, es zu entziffern...

Schon bald soll es ja endlich Schnee geben, hoffentlich auch in den Freiburger und Waadtländer Alpen, damit Deine Projekte nicht zu lange warten müssen.

Herzliche Grüsse

lorenzo


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