Öfner (2.576 m) und Krottenspitze (2.553 m) bei Blitz & Donner


Publiziert von Manu81 , 12. Juli 2017 um 00:51.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 8 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 2250 m
Strecke:ca. 26,0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Reutte ins Lechtal nach Bach, und weiter hoch zur Talstation der Jöchelspitzbahn.
Kartennummer:Kompass Oberstdorf&Kleinwalsertal

Öfner- und Krottenspitz sind auf hikr bislang recht sparsam beschrieben, weshalb ich mich an einen Tourenbericht wagen möchte...

Der Bergtag beginnt damit, dass wir leider deutlich später (erst gegen 9:30 Uhr) loskommen, als gedacht. Der Weg ist lang - wir haben einiges vor: es soll auf die Krottenspitze (2.553 m) und vorher auf den Öfner (2.576 m) gehen. Wir entscheiden uns spontan noch für den Anmarsch von Bach über den Jöchelspitzkamm (über den Höhenweg, ohne Mitnahme der Gipfel). Dies macht sich auf dem Hinweg auch bezahlt, da wir von Anbeginn der Tour traumhafte Fernblicke zu den Bergen des Heilbronner Weges und in Richtung Lechtal genießen können. In Richtung Norden ist der Höhenweg tendentiell eher abfallend, was den Zustieg in Richtung Öfner & Krottenspitz beschleunigt und auch sehr angenehm & kurzweilig macht. Nur blöd, dass sich dieser Effekt beim Rückweg ins Gegenteilige verkehrt ;-).

Dennoch: der Höhenweg 437/432 ist wunderschön und wirklich sehr einsam. Uns ist - wie schon bei der Krottenkopf-Tour vor 2 Jahren - keine Menschenseele begegnet. Bis auf ein paar erodierte Stellen (T3+) und eine steile Rinne mit Drahtseil (T3+) ist der Höhenweg einfach (T2).

Angekommen am Oberen Mädelejoch (2.033 m) starten wir direkt mit dem Aufstieg ins Öfnerkar. Wie bereits mehrmals beschrieben soll man - eigentlich - bei der obersten "am weitesten nach Osten reichenden" Kehre ins Kar queren. Wir sind wohl leider eine oder zwei Kehren zu früh ins Kar abgebogen, was aber auch kein Problem war. Das Kar ist wunderschön: im unteren Bereich darf man ein bisschen über grobe Blöcke balancieren. Nach dem Überqueren von 2 Karschwellen kann man sich dann im oberen Teil im rutschigen Geröll austoben. Die Aufstiegsrinne - bzw. der "Aufstiegsschuttkegel" in die vielzitierte Doppelscharte ist dann jedoch das Unangenehmste seit der Leilach-Bröselrinne. Hier beginnt dann auch definitiv T4...

Wie auch immer: irgendwann stehen wir oben in der Scharte und folgen dann den roten Punkten Richtung Öfnerspitze. Ab der Scharte turnt man immer wieder von der West- über den Grat in die Ostflanke und wieder zurück. Die roten Klekse sind nicht allzu zahlreich, genügen aber durchaus zur Orientierung. Wenn man sich nicht versteigt kommt man mit einer I locker hin, eventuell manchmal I+. Wichtig ist aber, auf die absolute Brüchigkeit des Geländes hinzuweisen. Auf Steinschlag sollte geachtet werden, Helm ist Pflicht! Selbst bei vorsichtigem Steigen tritt man teilweise kopfgroße Brocken los... Bei mäßiger Ausgesetztheit erreicht man dann eigentlich recht zügig den Gipfel der Öfnerspitze, welcher zu einem informativen Rundblick einläd...

Was wirklich interessant war: von der Öfnerspitze aus konnte man gut erkennen, dass zum Zeitpunkt unserer Gipfelankunft nur die weglosen Gipfel (Krottenspitze, Marchspitze, Hornbachspitze) "besetzt" waren. Muttler und Krottenkopf waren zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht bevölkert...

Nach einer kurzen Rast geht es an den Abstieg in das Joch zwischen Öfner und Krottenspitze. Dieser Abstieg sieht wild aus und ist zumindest punktuell auch nicht ganz ohne. Die Kletterstellen kratzen hier am II. Grad, und alles ist extrem brüchig und schuttbedeckt. Generell gibt es die Wahl zwischen recht fest aussehenden IIer-Platten im linken Bereich und einer Schuttrinne (I-II, T4+) im rechten Bereich. Wir sind die Schuttrinne  gegangen. Eher unangenehm.

Der Übergang zur Krottenspitze ist dann traumhaft und gipfelt dann im kurzen, ausgesetzen Grat (max. I+) zum Gipfel der Krottenspitze. Der Genußteil der Tour! Wir genießen die Pause und inspizieren den Krottenspitzgrat...

Der Rückweg erfolgt dann über die Bröselrinne hoch zur Öfnerspitze (im Aufstieg nicht so schlimm wie im Abstieg), und dann wieder über den Südwestgrat in die Scharte. Von dort aus steigen wir wieder über den Schuttkegel ab (Abfahren nur sehr selten möglich, da Gestein teilweise verbacken) und nehmen den langen Rückweg über den Höhenweg nach Bach in Angriff.

Dieser zieht sich nun doch sehr - vor allem durch die ganz klar "ansteigende Tendenz". Dann kommt noch ein Zeitfaktor dazu: die Cumulonimbuswolken quellen schon überall, Donner ist zu hören. Gegenüber am Hohen Licht sieht man schon die ersten Gewitterschauer. Wir versuchen so gut es geht Tempo zu machen, aber in der Ostflanke der Jöchelspitze, kurz nach dem Rothornjoch erwischt uns das Gewitter nun doch. Blitze zucken, es donnert, regnet - wir sind nass bis auf die Unterhose. Die erdigen Wege werden zur Rutschbahn - was wir auch ausgiebig testen...

Wir sind dann auch sehr froh, als wir das Heumuseum erreichen und die Türe offen steht. Wir stellen uns eine Weile unter, bis das gröbste Geblitze endlich vorbei ist. Und weiter gehts. Kaum 20 Minuten später, unterhalb der Bergstation erwischt uns das nächste Gewitter. Die Wolkenbasis hängt erschreckend tief und es blitzt und donnert gefühlt noch kräftiger und häufiger wie beim ersten Gewitter. Eine gewissen Panik macht sich breit und wir beginnen die letzten 800 Höhenmeter zum Parkplatz runterzujoggen. Dort angekommen, sind wir gottfroh dass alles gut ausgegangen ist und machen uns nach einer kurzen Durchschnaufpause auf den Heimweg...

Eine sehr, sehr schöne, individuelle und einsame Tour auf zwei anspruchsvolle Gipfel. Leider mit einem stressigen Ende...

Tourengänger: Manu81


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Kommentare (2)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 12. Juli 2017 um 08:28
Schöne Tour! Hat mir damals auch gut gefallen. Echt seltsam dass die Hornbachspitze an diesem Tag Besuch erhalten hat. Eigentlich so gar kein Modeziel... Liegt wohl an den "bösen" Hikr Berichten...(Ironie) :)

Gruß Nico

Manu81 hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Juli 2017 um 16:51
Hi Nico,
war halt witzig, weil genau zu der Zeit sämtliche "Weglos-Gipfel" bevölkert waren, und ausgerechnet am Krottenkopf niemand war :-)
Die Hornbachspitze war bei uns auch "optional" auf dem Programm, aber da brauchst halt schon viel Zeit, wenn man die noch mitnimmt. Zieht sich halt alles, bis man mal hinten im Kar ist. Und diese Bröselrutscherei am Öfner kostet auch recht viel Zeit... Naja, mal schauen, vielleicht pack ich dieses Jahr noch eine Kombi aus Ramstallspitze & Hornbachspitze...

Grüße, und übrigens noch Danke für Deinen Tip aus 2015 ;-)
Manuel


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