Santiago del Teide - Camino de la Virgen des Lourdes - Auf verschlungenen Wegen um den Montaña Ijada


Publiziert von lynx , 28. Januar 2017 um 00:11.

Region: Welt » Spanien » Kanarische Inseln » Teneriffa
Tour Datum:27 Januar 2017
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m

Die heutige Tour spielt in meiner Heimat Teneriffas, Santiago del Teide, quasi an meinem Hausberg, dem Montaña Ijada (1158 Meter). Hier gibt es einen sogenannten Camino de la Virgen de Lourdes. Dieser Pilgerweg wird von 14 schneeweissen Kreuzen gesäumt. Zu Oberst beim letzten Kreuz ist eine Grotte. Das könnt ihr alles auf den Bildern in diesem Tourenbericht sehen. Ich war schon fast zwei Dutzend Mal dort oben. Nicht aus religiösen Gründen, sondern um meinem Hund den nötigen Auslauf zu gewähren. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf den Ort Santiago del Teide. Ich habe diesen Ort angefangen zu lieben und würde ihn jederzeit als festes Domizil wählen wenn ich hier hin auswandern würde.

Der Ort liegt abgelegen vom Massentourismus und trotzdem ist es das Städtchen Santiago del Teide, welches die Pfründe von Puerto Santiago und Los Gigantes einfährt. .... Jedenfalls steige ich, durch teils weglosesGelände, direkt neben der Grotte rechts hoch auf zwei Felsnadeln zu, die Strasse welche von Santiago del Teide nach Masca führt ist immer rechter Hand unter mir. Bei diesen steigt man, kletternder Weise ab um einen auf der gegenüberliegenden Seite erkennbaren Weg zu begehen. Dieser recht gut auszumachende Weg führt zu zwei Felsnadeln in dem Barranco. Ab hier gibt es definitiv kein Weiterkommen.

Als ich die Tour zum Risco Blanco gemacht habe, bin ich auf einem einsamen, teils nicht mehr ersichtlichen Pfad auf einen kleinen Pass hoch gestiegen, habe dort einen namenlosen Gipfel erklommen und von dort in Richtung Pass und Aussichtspunkt Degollada de Cherfe geschaut. Damals fand ich intuitiv, dass von hier ein Weg nach dort führen muss. Diesen konnte ich aber nicht ausmachen. Ich bin dann zu einer Ziegen-Finca abgestiegen und auf den Risco Blanco gekraxelt.

Heute war wieder so ein Tag als ich mit Artus, meinem vierbeinigen Gefährten, zur Grotte der Virgen de la Lourdes hochgestiegen bin. Die Lust hat mich gepackt von hier über meist wegloses Gelände mit vielen Kraxelstellen Richtung Degollada de Cherfe hochzusteigen. 
Eine sehr spannende Sache! Als ich die abschüssigen Grate erreicht habe, sah ich unten einen teils noch erkennbaren Weg. Ich bin abgestiegen und diesem Weg gefolgt. Der führte mich zu den beiden Felsnadeln welche mir schon bei der Tour auf den Risco Blanco aufgefallen sind. Ich dachte, dass es eventuell möglich wäre, den von mir vermuteten Weg von dieser Seite zu finden. 

Tatsächlich gibt es aber bei den beiden Felsnadeln kein Weiterkommen auf die andere Seite. Ich gehe auf dem Weg ein Stück zurück und versuche über wegloses Gelände aufzusteigen. Siehe da! Ich treffe auf alte Wegspuren welche etwa 30 bis 50 Höhenmeter oberhalb der beiden Felsnadeln an dem abschüssigen Hang entlang führen. Ab und zu weisen sogar Steinmännchen den Weg. 

Es gibt Stellen wo sich der Weg verliert, Stellen wo das passieren heikel ist - die Abgründe sind senkrecht und tief. Aber man kann dem Weg folgen. Es gibt eine besonders heikle Stelle über einem tiefen Abgrund, der zwar durch Büsche gut getarnt ist und somit in  gewisser Weise einen psychologischer Schutz darstellt. An dieser Stelle gibt es auch zwei kleine in Fels gehauene Griffe die einem ein sicheres Halten mit den Händen erlauben. Das ist beruhigend.

Der weitere Wegverlauf ist dann einfach zu finden, abenteuerlich, und führt genau zu dem Pass wo ich vor ca. einer Woche gestanden bin und genau wusste, dass von dort einmal ein Weg heruntergeführt hat, der wahrscheinlich heute nicht mehr begehbar ist. Damals bin ich auf den namenlosen Gipfel geklettert und von dort in Richtung Ziegen-Finca zum Risco Blanco abgestiegen und habe diesen bestiegen. 

Heute stelle ich fest, dass der alte Weg unterhalb der senkrechten Wand dieses namenlosen Gipfels traversiert und genau vor dem eingezäunten Grundstück der Ziegen-Finca endet. Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Zaun zu überklettern und dieses Grundstück zu queren um auf den regulären Wanderweg zurück nach Santiago del Teide zu kommen. Der arme kleine Hund ist auch heute wieder allein an seiner kurzen Kette und kläfft wie wild, weil er merkt, dass jemand ins Territorium eingedrungen ist. Jetzt entdecke ich auch noch den Hühnerstall auf diesem Anwesen.

Das war wieder einer dieser ganz gewöhnlichen Hunde-Spaziergänge welche in ein spannendes Abenteuer mündeten. :-) 


Tourengänger: lynx


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Kommentare (3)


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VeraSeidl hat gesagt: Camino de la Virgen de Lourdes
Gesendet am 24. Juli 2021 um 17:03
Querido lynx,

wie schön hier einen Teneriffaliebhaber zu treffen!
Meist wandere ich auf Teneriffa in der Gegend von Icod el Alto, wo ich auch in einer Finca Unterschlupf finde.

Am 2. Februar 2019 aber war ich mit dem Guagua nach Santiago del Teide gefahren, um mir dort die Mandelblüte anzuschauen. Danach bin ich durch den Ort geschlendert und entdeckte den Kreuzweg.
Natürlich bin ich gleich rauf, betrachtete, oben angekommen, die Virgen, dreht mich um und schaute auf den Teide sowie seine beiden Begleiter.
Ich dachte gerade, Vater, Sohn und Heiliger Geist, als ich plötzlich in der Horizontalen durchströmt wurde. Mir war, als würde sich mein Körper auflösen. Ich fing an zu heulen und konnte nicht mehr aufhören.

Nach diesem Erlebnis war ich noch drei Mal dort. Es geschah immer etwas Ähnliches.

Dass der 2. Februar Murmeltiertag ist und Mariä Lichtmess habe ich erst später herausgefunden.

Seither hat sich mein Leben völlig verändert. Ich arbeite nicht mehr als Lehrerin, sondern nur noch als sehr bescheidene, selbstständige Schriftstellerin und Rezensentin.

Das Buch "Einwandern statt Auswandern nach Teneriffa" von Arne Grätsch kann ich dir sehr empfehlen. Meine Rezension steht bei Amazon.de an sechster Stelle und auch ein Foto von mir auf dem Gipfel des Teide ist zu sehen.
Mein Projekt, vom Mirador de La Corona den Pico del Teide zu erklimmen, habe ich aber noch nicht umgesetzt, sondern bin vom Montaña Blanca aus hinauf.

Herzlacht
Vera Seidl

PS.: Ein Gedicht von mir in spanischer Sprache:

La luz

No fue la luz
De la cruz
Que trajo Lucifer
sino un revolver
que lo enciendió
al mente impío
de la humanidad
da la libertad
de controlar el fuego
para aniego
a las otras almas de tierra
siguir la guerra
contra todo
mucho enlodo
hasta que apareció
la estrella que más valió
Cual trajo el amor
El perdón y el humor
Muchas gracias
a Dios de audacias



lynx hat gesagt: RE:Camino de la Virgen de Lourdes
Gesendet am 30. August 2021 um 16:34
Hallo Vera

Danke für deinen ausführlichen, informativen und liebevollen Kommentar!

Teneriffa ist für Abenteuer- und Outdoor-Seelen ein Paradies mit unbegrenzten Möglichkeiten. Besonders genussvoll ist die Insel dann, wenn die Touristen nicht da sind.

Ich war 2017 das erste Mal auf Teneriffa - allein mit meinem vierbeinigen Freund Artus. Ich bin 30 Tage hier gewesen und habe auf der ganzen Insel zahlreiche Wanderungen gemacht. Ich wohnte damals in Santiago del Teide.

Schön, deine kontemplative Erfahrung auf dem Kreuzweg! Ich kenne solche Erfahrungen aus meinem eigenen Leben. Gracias a Dios!

Danke auch für die Buchempfehlung. Habe mir deine Rezension angesehen. :-)

Liebe Grüsse Thomas

VeraSeidl hat gesagt: RE:Camino de la Virgen de Lourdes
Gesendet am 30. August 2021 um 17:30
Hallo Thomas,

ich danke dir herzlich für deine Zeilen, über die ich mich sehr gefreut habe.

Noch ein Buch über Teneriffa kann ich dir empfehlen. Es heißt "Archipel". Geschrieben hat es Inga-Maria Mahlke, wofür sie auch ausgezeichnet wurde.

Meine Rezension ist bei Amazon.de nicht in den ersten Reihen gelandet. Es kann ja nicht immer klappen.
Aber bei Amazon.com steht sie an erster Stelle.
Eine völlig andere Sichtweise auf Teneriffa.

Letztes Jahr hatte ich Teneriffa auch vier Wochen lang ohne Touristen genossen, dieses Jahr aber keine Lust auf die Maskerade im Flugzeug gehabt.

Wanderst du auch in Deutschland? In welcher Gegend lebst du?

Herzlacht und herzlichst
Vera Seidl


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