Das Öhrli (2193 m) über dem Nebelmeer


Publiziert von Ivo66 , 3. Dezember 2016 um 19:36.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 3 Dezember 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Wasserauen - Seealpsee - Mesmer - Oberer Mesmer - Höch Nideri-Sattel - Öhrlisattel - Öhrli (Abstieg auf gleicher Route)
Kartennummer:1:25'000 Säntis

Das Öhrli ist ein kecker Felskopf auf dem Grat der nördlichen Alpsteinkette. Den Namen hat ihm ganz offensichtlich sein Aussehen gegeben, denn aus einigen Perspektiven sieht er wirklich aus wie ein kleines Ohr. In neuerem Kartenmaterial hat er nun den Namen Öhrlikopf bekommen; über den Sinn darüber mag man sich streiten... Der hübsche Gipfel wird in der Regel nicht für sich alleine bestiegen, sondern meistens bei einer Säntisbesteigung nebenbei mitgenommen.

Es war wieder mal an der Zeit, dem Öhrli einen Besuch abzustatten, nicht nur weil es Lenas Lieblingsberg im Alpstein ist, sondern auch, weil wir uns einige Sonnenstrahlen über dem riesigen Nebelmeer erhofften. Wir wurden nicht enttäuscht, wenn auch weite Strecken der heutigen Tour im Schatten verliefen; der Sonnenstand ist um diese Jahreszeit tief; es ist aber auch nicht selbstverständlich, an einem 3. Dezember eine solche Alpsteintour begehen zu können. Wir hatten heute relativ wenig Schneekontakt, da wir oft vom markierten Bergwanderweg abwichen.

Erst nach über 2 Stunden Aufstieg erreichten wir oberhalb des Mesmers sonnendurchflutetes Gelände, nachdem wir die Nebeldecke schon weiter unten durchbrochen hatten. Es ist deutlich kälter geworden und gegenüber den Verhältnissen, die wir vor einer Woche in dieser Gegend angetroffen hatten, waren die Schneefelder heute gefroren und oft waren Teile der Wege vereist. Praktisch alle Wegweiser im Alpstein sind inzwischen entfernt worden.

Respekt hatten wir vor den Karrenfelder im Bereich des Höchnideri Sattels, können diese doch bei dünner Schneelage recht heikel werden, wie etwa ein Gletscher mit versteckten Spalten. Wir hielten uns hier nicht an den Bergwanderweg, der oft unter einer Schneedecke lag, sondern stiegen im oberen Teil auf den schneebedeckten Geröllfeldern der Hängeten auf, was gefahrlos von sich ging.  

Etwas skeptisch waren wir, ob die etwas ausgesetzte Passage des Säntiswegs im Bereich der Hinter Öhrligrueb begehbar war, denn dieses Stelle liegt schon ordentlich am Schatten. Unsere Bedenken verflüchtigten sich dann rasch; da die Drahtseilversicherungen dort nicht abmontiert wurden, war der kurze Wegabschnitt problemlos begehbar. Der Aufstieg zum Öhrli war dann weitgehend schneefrei. Dennoch scheint der Gipfel schon länger keinen menschlichen Besuch bekommen zu haben; dort wo noch etwas Schnee lag, fehlten menschliche Spuren und der letzte Gipfelbucheintrag datiert vom 1. November dieses Jahres. Für einen Alpsteingipfel dieser Kategorie liegt da ein riesiger Zeitraum dazwischen. Das winzige Büchlein dürfte aber nicht viele Jahre vor sich haben - es wird wohl schon nächsten Sommer gefüllt sein.

Wir stiegen auf gleicher Route wieder ab, da der grosse, schattige Kessel nördlich der Hängeten keinen einladenden Eindruck machte. So konnten wir nochmals etwas die Sonne geniessen, die sich allerdings ziemlich bald hinter dem Säntis verabschiedete.

Routenbeschreibung und Verhältnisse
Oberhalb von 2000 m. ü. M. liegt verbreitet Schnee im Alpstein, mit Ausnahme der sonnenexponierten Lagen. Dieser ist meist hart gefroren, allenfalls mit etwas Pulverauflage. Praktisch alle Wegweiser sind abmontiert.

Wasserauen - Seealpsee (T1)
Der Aufstieg erfolgt auf einem guten Fahrsträsschen.

Seealpsee - Mesmer (T2)
Auf einem guten Bergwanderweg erreicht man ohne Orientierungsschwierigkeiten das Berggasthaus Mesmer.

Mesmer - Oberer Mesmer - Höchnideri Sattel (T2)
Gleich hinter dem Gasthaus steigt der markierte Bergwanderweg nach rechts den Hang hinauf. Bald folgt eine Abzweigung nach links (der Wegweiser fehlt zur Zeit). Bei schneefreien Verhältnisse ergeben sich kaum Orientierungsschwierigkeiten. Wir wichen heute aufgrund der Schneelage vom Bergwanderweg ab und hielten uns im Aufstieg meistens rechts davon. Im oberen Bereich stiegen wir direkt - zuletzt eine schneebedeckte Geröllhalde direkt an den Hängeten querend - zum Höchnideri Sattel auf (Wegweiser dort vorhanden).

Höchnideri Sattel - Öhrlisattel (T3)
Dieser felsige Wegabschnitt ist drahtseilversichert und war heute gut begehbar (nicht vereist, aber teilweise schneebedeckt). Ein kurzer Bereich des nachfolgenden Schneefelds war pickelhart; es gelang gerade noch, ohne Pickel mit den Bergschuhen zwei, drei notwendige Tritte einzuhauen.

Öhrlisattel - Öhrli (T4+)
Auf einer schmalen Spur im Geröll steigt man zu einem Grätchen auf, welchem man an den Fuss des Gipfelkopfs folgt. Zunächst in steilem Schrofengelände (viele lose Steine!) erreicht man bald zwei Kamine, welche beide zum Gipfel führen und etwa die gleichen Schwierigkeiten im unteren Bereich (I) bieten. Der Fels ist gutgriffig mit guten Tritten und meist fest.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (2)


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marmotta hat gesagt: Winterbegehung Öhrli
Gesendet am 4. Dezember 2016 um 19:14
Gratuliere zur (ersten auf Hikr.org dokumentierten) Winterbesteigung des Öhrlis! Mich würde es ja ungemein reizen, das Öhrli mal im Rahmen einer Skitour zu besteigen - ist aber bekanntlich leider verboten...

Deine Fotos sind wie immer ein Genuss!

LG
Michael

Ivo66 hat gesagt: RE:Winterbegehung Öhrli
Gesendet am 4. Dezember 2016 um 19:38
Hallo Michael

Vielen Dank. Das mit der Winterbesteigung war mir gar nicht bewusst... obwohl: Winter ist das ja noch nicht;-)

LG Ivo


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