Was sieht rojosuiza hoch in der Luft?


Publiziert von rojosuiza , 17. November 2016 um 18:53.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum: 5 November 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Martigny
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Le Trétin
Unterkunftmöglichkeiten:Martigny, Salvan, Le Trétin?, Vernayaz

 

Am Vortag hat rojosuiza ein Schild gelesen. Deshalb ist er jetzt hier, weit weg von der Stelle, wo er hatte sein wollen... Wie es dazu gekommen ist?

 

Wie kommt es dazu, das manche immer von ihrem Weg abkommen, und andere nicht. Warum meid ich denn die Wege, welche andre Wandrer gehn? - Ach, es wird die unerhörte Flexibilitiät des Wachen Geistes sein, nicht weiter.

 

Wenn man in eine Streckensperrung gerät - die neue Brücke von Massongex wird um einige Meter verschoben - und damit wird die Bahnstrecke wieder zweispurig - was tut man dann? Man springt in den Ersatzbus, auf dem Hinweg und natürlich auch auf dem Rückweg. Aber schon auf dem Hinweg tut man einen Blick auf die Bauarbeiten, und somit ist es vorgezeichnet: auf dem Rückweg gerät rojosuiza prompt auf Abwege.

 

Schliesslich führt das zu einer heiteren Mini-Wanderung; die ihrerseits am nächsten Tag gleich zu noch einer weiteren völlig ungeplanten Mini-Wanderung führt. Man hat Ferien, man ist allein: man tut, was einem gerade einfällt.

 

Zuerst ist es ab Bex hauptsächlich nur nass. Von den Bauarbeiten ist hier, ausser den Bussen auf dem Bahnhofsplatz und den Zügen mit hastenden Menschen und mit den verwirrten, die nichts kapiert haben, und sitzen geblieben sind, nichts zu sehen. rojosuiza hat sich vorgenommen, genau den Weg zu gehen, den am Morgen der Bus genommen hat. Aber wie es so ist mit Vorsätzen... Wenn er hier nach links abgeht, so müsste das doch auch gehen... Vielleicht gar noch besser... und damit wäre der Plan fürs erste verlassen.

 

Beim Kreisel am Ortsausgang Richtung St.Maurice kann man also rechts abgehen und unter der Bahnlinie hindurch. Diese Strasse führt uns zur Domaine du Rhone,  wo Vaud endet. Eine tolle Fussgängerbrücke steht da und überquert für rojosuiza die Rhone. Auf der anderen Seite ist das Wallis mit Massongex. Und wo steht sie denn, die berühmte Eisenbahnbrücke, die dieses Wochenende sogar berüchtigt geworden ist? Eben in diesem Massongex. rojosuiza hat gut getan, seinen Eingebungen zu folgen. Jetzt geht's auf einem Damm der Rhone entlang, so muss man ohne Umwege zu der folgenden Brücke kommen. Schon von weitem ist sie zu sehen: grau und blau und weiss. Sie steht jetzt wohl endgültig dort, wo sie die nächsten hundert Jahre stehen wird. Überall sind Gleisarbeiter, die sie anschliessen. Bei Les Palluds

kommt rojosuiza wieder auf die Kantonsstrasse, die nach St.Maurice geht. Bei den trutzigen Bauten am Eingang zu  St.Maurice - sie schon muten wie eine Festung an! - liest er von den früheren Anlagen der Armee, die sich hoch über ihm im Berg befinden. Am Sonntag um 14:00 sind sie offen für Besucher. Das nimmt sich rojosuiza vor; morgen fährt er in den Berg ein und besucht die dort versteckt Festung.

 

Fährt er in den Berg ein?  Besucht er also eine Festung an diesem Sonntag? - Man wird gleich sehen. In Martigny steigt der Bergheld aus; er ist nämlich viel zu früh, er will das Stückchen von Martigny nach St.Maurice deshalb zu Fuss gehen, um so die Zeit angenehm zu füllen. Es weht ein scharfer Wind. Die riesenhaften Windmühlen, die sich sonst nur ganz gemächlich drehen wollen, jetzt machen sie Tempo. Der Regen peitscht einem ins Gesicht. Der Abstand zwischen den beiden M ist auch etwas länger als erwartet, wie schon das erste Schild zeigt. Man geht schliesslich auch fast halb um das Massiv der Dents du Midi herum,  15km werden es schon sein. Noch vor Vernayaz ist die Sache klar, die 14:00 sind nie zu schaffen zu Fuss.

 

Was nun? - Mit der Bahn zurück nach Martigny, und dann in Windeseile nach Martigny mit dem Zug? - Oder, da man schon einmal hier ist, sich hier umgeshaut? rojosuiza schaut ein wenig den Bahnhof an, die Gegend um den Bahnhof, späht nach Cappuccino-Quellen. Was er dann hoch in der Luft über sich sieht, das entscheidet schliesslich über die Richtung: hinauf will rojosuiza.

 

An der Flanke des Rhonetales geht es steil hinauf, zuweilen ausgesetzt. Schon beim Eintreten in diese Rille ist übrigens der fürchterliche Wind geschwunden, er wird von der Flanke davor abgegfangen. rojosuiza steigt in seinen Halbschuhen im feuchten Stein und Laub auf. Er ist nicht allein. Ein anderer Man steigt immer hinter ihm her; bleibt mal zurück und holt dann wieder auf. rojosuiza hat nur mässig Lust zu Gesellschaft jetzt. Schliesslich steht er oben, bei dem Artikel, der ihn hier herauf geführt hat. Er staunt nicht schlecht, wie er sich hat betrügen lassen vom Schein, obwohl mit eingeschaltetem Verstand gleich alles sonnenklar hätte sein sollen. So modern ist der ältere von den zwei Artikeln, die nebeneinander stehen oder schweben, das er in glatt für den jüngeren gehalten hat...

 

Schliesslich kommt es zu einem Gespräch zwischen den zwei zusammengeworfenen Weggefährten, Schulfranzösich hier und Schulfranzösisch da. Mein derzeitiger Wanderpartner ist Fernfahrer, Nicolai aus Rumänien, für längere Perioden basiert in Bozen - und jetzt ist Sonntag, und Wandern kostet kein Geld. Er wollte vielleicht die Schlucht von Le Trient besuchen, aber sie ist geschlossen. Die Saison ist für 'gorges' ist vorbei. Hier oben kommt man gratis und franco in Genuss von der 'gorge'; nur statt hinauf blickt man hinab! Kommt er noch weiter den Berg hinauf, oder geht er zurück? Bald zotteln zwei auf der Strasse hinann nach Salvan. In Salvan ist alles leer; es ist Mittagspause. Aber zwei Lokale finden sich,  die eine offene Tür haben, und dort kann man Kaffee trinken. Nicolai wird im Dezember Vater. Er arbeitet eine lange Periode in 'Europa' und kehrt danach immer für eine Woche frei zurück nach Rumänien, zu seiner Frau. Er ist froh, das die Europäische Union ihm dieses Leben ermöglicht hat. Er liebt Berge, und an Tagen, wo er frei hat, findet er im Wandern eine Beschäftigung, die wenig kostet. Seinen Lastwagen hat er unten in Vernayaz stehen. Nach dem Kaffee kehrt er allein dorthin zurück, über den Weg, den wir auf der anderen Seite des Trients ausgemacht haben.

 

Ich steige weiter hinan, erst auf der Strasse, dann auf einem Stücklein wunderschönen Weges nach Le Trétien. Es geht über und unter der Bahnlinie entlang, und schliesslich auf der Fahrstrasse durch die Schlucht des Triège. In Le Trétien besuche ich die Kirche und freue mich an den Fenstern. Danach steige ich hinauf zum Bahnhof, der ganz oben am Ort am Hang klebt und über tausend Treppenstufen erreicht wird.

 

Auf der Rückfahrt sieht man man Bekanntes, aber auch Unbekanntes, für die nächste Tour sozusagen. Bevor die neue Strasse hinauf eröffnet wurde, über die erste der Wahnsinns-Brücken über die Schlucht des Trients, wo verlief die Strasse denn da wohl? - Ich habe sie gesehen, und wer auf der Karte der Landestopografie unter 46.08 / 7.02  schaut, sieht sie auch. Was für einen unglaubliche Zugangsstrasse zum oberen Tal!

 

Ist rojosuiza zufrieden mit seinem Tag, der so ganz anders verlaufen ist, als geplant? - Er ist es sehr. Er ist froh und frei gewandert, hat viel gesehen. Der Zug hat ihn zum Abschluss ohne jegliche Anstrengung leicht und locker ins Tal hinuntergefahren. Purer Genuss!


Tourengänger: rojosuiza


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2
T2
T2
T4 II
14 Okt 14
Le Luisin · Rhabarber
T2
25 Mai 23
Von Trétien nach Vernayaz · BaumannEdu
T3
15 Jun 21
Gorges du Trièges · Mo6451
T1
8 Aug 23
Les Gorges Du Trient · Giaco
T3 II
13 Jun 14
Vallée du Trient: Dent de Fenestral · Schneeluchs

Kommentar hinzufügen»