Krönender Abschluss der Alpinwanderferien: Schneebiger Nock (3358 m)


Publiziert von Uli_CH , 8. September 2016 um 19:00.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:19 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1860 m
Abstieg: 1860 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Sand in Taufers durch das Reintal nach Rein in Taufers. Beim Ortsbeginn gleich im Talboden schräg rechts abbiegen und nicht der Hauptstrasse hangaufwärts folgen. Die Strasse biegt nach rechts ab. Hier findet sich ein kostenpflichtiger Parkplatz. Zwei Kilometer weiterfahren durch das Bachertal zum Parkplatz bei der Jausenstation "Säge" (kostenfrei).
Kartennummer:Tabacco 035, Ahrntal - Rieserferner Gruppe (1:25'000)

Zum Abschluss der Wanderferien gab es noch eine alpinistische Herausforderung "für trittsichere und schwindelfreie Berggeher mit Hochgebirgserfahrung" und "etwas luftigem Gipfelgrat". Trittsicher bin ich, frei von Höhenangst nur noch eingeschränkt. Daher habe ich mich mental analog den Sportlern an den Olympischen Spielen in Rio auf die Herausforderung vorbereitet und sie schlussendlich gemeistert - obwohl das Wetter sich nicht an die gute Vorhersage hielt.

Ich gehe von der Jausenstation Säge bei strahlendem Sonnenschein ein Stück die Strasse aufwärts und dann rechts über eine Brücke und durch ein Gatter. Teilweise halten sich noch Nebelfetzen. Ich folge dem Weg Nr. 8 steil aufwärts, erst über Almwiesen, dann durch lichten Bergwald, der teilweise dicht mit Farn bewachsen ist.

Nach einer Stunde erreiche ich die Eppacher Alm und nach weiteren fünf Minuten mündet mein Weg in den Arthur-Hardegen-Weg, der als Weg Nr. 1 direkt von Rein hochkommt. Der Weg ist jetzt breiter und führt nicht mehr so steil am Hang entlang. Nach einer Weile kommt die Kasseler Hütte ins Blickfeld und man sieht auch schon den vergletscherten Nordgrat des Schneebigen Nocks. Es ist selten, dass ich schon so früh das Ziel fast vor Augen habe. Immerhin trennen mich aber noch 900 Höhenmeter vom Grat.

Ich erreiche nach 40 Minuten die Kasseler Hütte und nehme den Weg 1A Richtung Malersee. Der Weg führt am Hang entlang etwas abwärts, um über eine Brücke die beeindrucke Schlucht des Bachs zu überqueren, der den westlichen Rieserferner entwässert. Auf der anderen Seite geht es oberhalb des Bachlaufs aufwärts. Anschliessende quert der Weg unterhalb eines markanten Ausläufers des Schneebigen Nocks nach rechts.

Im nächsten Tal quere ich ein trockenes Bachbett und erklimme eine Seitenmoräne. Hier steht ein Wegweiser, der nach rechts abwärts zum Malersee weist. Der Weg zum Schneebigen Nock geht links auf der Moräne aufwärts und ist markiert, aber nicht ausgeschildert.

Der Weg steigt über Blockwerk immer weiter an, bis er schliesslich auf dem Grat landet. Hier gibt es teilweise grosse Brocken. Eine Stelle ist mit einem Stahlseil gesichert, aber nicht ausgesetzt. Anschliessend wird der Grat erstaunlich breit und weitläufig.

2:40 nach Verlassen der Kasseler Hütte erreiche ich den vergletscherten Teil des Nordgrats, den ich mir viel steiler vorgestellt habe. Es zieht sich zu und fängt an zu nieseln. Ausserdem erhalte ich eine SMS "Welcome to Österreich" (sic!).

Die Gletscherquerung ist unschwierig, Steigeisen und Pickel bleiben eingepackt. Die Markierung endet hier; jetzt weisen nur noch Steinmännchen den Weg. Ich muss den Einstieg zum Aufbau des Vorgipfels etwas suchen (halblinks) und danach eine erste Stufe rechts haltend umgehen, bevor sich der Anstieg wieder weiter links hält. Irgendwann zwischendrin geht ein Graupelschauer nieder.

Der Grat vom Vorgipfel zum Hauptgipfel ist luftig, aber für meine Verhältnisse ausreichend breit. Ich erreiche den Gipfel nach insgesamt 5¼ Stunden. Das Wetter ist so lala. Mich erstaunt, dass vom Fernerköpfl ein markierter Weg hochkommt. Meines Wissens ist dieser Weg einiges schwieriger, als der von mir gewählte.

Da sich das Wetter nicht bessert, mache ich mich nach 20 Minuten wieder an den Abstieg. 40 Minuten benötige ich bis zur Gletscherquerung und eine gute weitere Stunde bis zum Abzweig zum Malersee. Nach einer halben Stunde quere ich die oben erwähnte Brücke. Auf der anderen Seite führen Wegspuren talwärts. Ich folge ihnen in der Hoffnung, mir so den Anstieg zur Kasseler Hütte ersparen zu können. Nach zehn Minuten habe ich den Abstieg querfeldein gemeistert und erreiche den Hüttenweg in einer Kurve unterhalb des Schlussanstiegs.

Nach einer Viertelstunde erreiche ich die Abzweigung des Wegs Nr. 8, den ich heute morgen hochgekommen bin. Damit ich ausschreiten kann, gehe ich den Weg 1 weiter Richtung Rein. Ich benötige eine knappe Stunde ins Tal bis zur Brücke über den Reinbach. Keck wähle ich den Fahrweg auf der orografisch linken Seite des Bachs. Dieser wird allerdings immer unausgeprägter und ich muss einige Zäune queren. Bei der ersten Gelegenheit quere ich den Bach und gehe den Wanderweg auf dem Damm weiter zum Parkplatz, den ich nach 25 Minuten erreiche. Zeitlich hat sich der Umweg nicht gelohnt, aber meine Beine werden es mir vermutlich danken. 4 Stunden habe ich für den Abstieg benötigt. Die Tour ist zu Ende und mit ihr leider auch der - erlebnisreiche - Urlaub.

Orientierung: Bis zum Abzweig Malersee ausgeschildert und markiert. Von dort bis zum Gletscher markiert und mit Steinmanndln versehen. Am Gipfelaufbau nach dem Gletscher keine Markierung mehr, sondern nur noch Steinmännchen. Orientierung beim Einstieg etwas schwieriger.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten Sohlen, Teleskopstöcke, Handschuhe, ev. Kletterhandschuhe. Steigeisen und Eispickel hatte ich dabei, aber nicht benötigt.

Führer:
  • Hanspaul Menara, Die schönsten 3000er in Südtirol, 3. Auflage 2014, Tour 59
  • Richard Goedeke, 3000er in den Nordalpen, 3. Auflage 2011, Tour 112

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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