Schneebiger Nock 3358m - Todesberg?


Publiziert von georgb , 13. März 2016 um 22:09.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:27 März 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sand in Taufers-Rein-Parkplatz Säge
Kartennummer:tabacco Rieserferner

Das schreckliche Ereignis vom Samstag hat mich nachdenklich gemacht, so habe ich in meinem guten alten Tourentagebuch geblättert und mangels Bildern ein paar Fotos neueren Datums angefügt.
Seit dem dramatischen Lawinenunglück wird niemand mehr so unbeschwert auf den Schneebigen Nock steigen wie wir vor vier Jahren. Als "Todesberg" hat er inzwischen traurige Berühmtheit erlangt.
Als Manuela die Tour vorschlägt, klopft mir das Herz vor Aufregung, die Skitour zum "Schneabigen" ist ein Traum für jeden Skibergsteiger. Ich zögere keine Sekunde und schließe mich den drei Damen an, alles erfahrene, topfitte Alpinisten, ich fühle mich gut aufgehoben. Zunächst gilt es den vereisten Steig zur Kassler Hütte zu bewältigen, bald legen wir die Harscheisen an und kommen nur mühsam voran. Noch vor der Hütte zieht die vielbegangene Spur unter dem Nordostkamm hinauf. Sie ist heuer perfekt angelegt, in angenehmer Steigung erreichen wir die erste Schulter. Eine Stärkung ist fällig, denn es zieht sich endlos, wie in Trance, jeder im eigenen Rhythmus, kommen wir dennoch gut voran. Nach der zweiten Schulter könnte man direkt auf den Gipfelgrat wechseln und dort zu Fuß weitersteigen. Doch bequemer ist die Querung über den Nordwesthang, hier kann man noch ein gutes Stück mit den Skiern weitersteigen zum Depot. Von da sind es nur noch wenige Minuten zum Gipfel, diese Aufstiegsvariante hat sich in den letzten Jahren durchgesetzt!?
Der Grat ist heute ohne Steigeisen begehbar, der Schnee trittfest und die wenigen leichten Kletterstellen aper. Trotzdem begnügen sich zwei der Damen mit dem Erreichten, nur Gertraud folgt mir auf die letzten Meter zum Gipfel. Der Wind bläst zwar gewaltig, doch die Wolken lassen sich von ihm dennoch nicht vertreiben. Ein wenig verweilen wir in der Hoffnung auf bessere Fernsicht, vergebens, Gertraud drängt zum Aufbruch, schließlich wartet noch eine lange Abfahrt auf uns.
Wir wählen dafür die Variante über den Nordhang Richtung Terner Schafalm, unsere Kolleginnen sind schon vorgefahren. Unter den damaligen Verhältnissen ein relativ unbeschwerter Genuss, heute ein riesiger Lawinenkegel von 300 Metern Breite und 700 Höhenmetern Länge! An dem ersten Malersee könnte man mit Gegenanstieg unter die Kassler Hütte queren, doch wir versuchen unser Glück direkt Richtung Sommerweg. Durch enge Waldschneisen kämpfen wir uns abwärts und treffen auch wieder auf unsere Mitstreiterinnen. Gemeinsam suchen wir, teils fluchend, die beste Abfahrtsmöglichkeit. Gefunden haben wir sie wohl nicht, aber irgendwie stehen wir plötzlich am Forstweg zur Säge, müde und erleichtert. 
Jetzt vier Jahre später, wage ich nicht zu beurteilen, wie weit wir von einer ähnlichen Katastrophe entfernt waren. Die objektiven Fakten waren damals sicher günstiger als zur Zeit. Es ist müßig, darüber zu diskutieren, heute gebietet sich nichts anderes als Mitgefühl für die Opfer und ihre Angehörigen, sowie Respekt vor der Natur und den Bergen.

Tourengänger: georgb


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Kommentare (2)


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Uli_CH hat gesagt: Dein Gebiet
Gesendet am 30. März 2016 um 20:49
Hallo Georg, ich war schon froh, dass ich deinen Namen in der Online-Meldung nicht unter den Verunglückten gefunden habe, da die Rieserferner doch "dein" Gebiet sind.
Gruss aus Zürich
Uli

georgb hat gesagt: Nett von dir
Gesendet am 1. April 2016 um 09:13
Inzwischen treibe ich mich auch viel in den Dolomiten herum, die Rieserferner rufen mich heuer noch nicht!!! Freut mich, dass du an mich denkst :-)
Saluti Georg


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