Riesernock 2937m - Dr. med Arthur Hartdegen


Publiziert von georgb , 21. Juli 2019 um 08:49.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:20 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sand in Taufers-Rein-Säge
Kartennummer:tabacco Rieserfernergruppe

Mir fehlt noch das zentrale Teilstück des Arthur-Hartdegen-Wegs und natürlich intressiert mich, wer dieser Herr Hartdegen eigentlich war. Alle reden und schreiben vom Arthur-Hartdegen-Weg, aber niemand weiß irgendetwas von dem Namensgeber, kann das sein? Also recherchiere ich im Netz, doch außer einer alten Fotografie finde ich nicht viel von ihm. Immerhin war er praktischer Arzt in Kassel und Begründer der gleichnamigen Sektion. Von seinem Weg, den seine Nachfolger ihm zu Ehren 1910 errichtet haben, hat er nie erfahren, denn er starb schon 1897. Nebenbei ist der Hartdegenweg ursprünglich als Verbindung zwischen Kassler und Barmerhütte angelegt worden, auch das ist in Vergessenheit geraten!?
Ich steige heute gewissermaßen Dr. Hartdegen zu Ehren von Rein durchs Ursprungtal bis zur Einmündung des Wegs Richtung Kassler Hütte. Ich folge der Markierung durch herrliches Gelände, über riesige Gletscherschliffe und künstlich angelegte Stufen, der Hartdegenweg ist mit das Schönste, was man in den Rieserfernern unternehmen kann, ich bin begeistert.
Doch bevor ich an der Kassler Hütte meine Sachertorte einverleiben werde, zweige ich auf halber Strecke ab zu einem weiteren Vergessenen, dem Riesernock. Sucht man nach ihm im Internet, findet man einen alten Hikr-Eintrag ;-)  sowie die Meldung von einem schweren Bergunfall im letzten Jahr, mehr nicht!?
Dabei haben die Herren von der Sektion Kassel in der Gründerzeit sogar eine Weganlage zu ihm gebaut. Ich quere weglos hinauf zu einem beachtlichen Gletschersee unter der Hochgallnordwand und folge einigen Steinmännern durch das Felsengewirr. Das Ziel ist eine Schulter am Südsporn des Riesernocks und tatsächlich treffe ich kurz auf Reste des uralten Plattenwegs. Mehr als ein paar Stufen sind nicht mehr übrig und so wähle ich meine eigene Linie bis unter die Nordwestflanke. Es empfiehlt sich, diese komplett zu queren. Ich steige viel zu früh an, stehe plötzlich am südlichen Vorgipfel (Stellen II-) und muss heikel zurückqueren auf den Normalweg. Ein bequemes Band führt bis an die Nordschulter des Riesernocks und von dort kann man sich über leichte Felsen und lose Schieferhalden bis zum höchsten Punkt hochquälen ;-)
Am Gipfel fällt mein Blick auf die eindrucksvolle Nordwand des Hochgalls und auf die ersten Quellwolken, also halte ich mich nicht lange auf und rutsche über den Schotter und Wackelsteine zurück auf das erwähnte Band.
Am Südsporn wartet die angebliche Schlüsselstelle, eine kurze abschüssige Platte. Sie ist aber bei trockenen Verhältnissen einfach und mit Vertrauen auf das Schuhprofil gut auf Reibung zu begehen. An der Schulter auf ca. 2800m lasse ich mich nieder, die Wolken bleiben harmlos und ich genieße das herrlich wilde Rieserfernerambiente.
Der Rest ist fast reinstes Vergnügen, ein steiler Wiesenhang, eine Blockhalde und ein Steiglein führen mich wieder auf den Hartdegenweg und Richtung Kassler Hütte. Dieses Teilstück gefällt mir besonders gut, über mir strahlen Hoch- und Wildgall, im Westen baut sich die Durreckgruppe auf, unter mir liegen herrliche Gletscherschliffe und riesige Platten, ein Paradies!
Kurz vor der Hütte treffe ich heute auf die ersten menschlichen Lebewesen und lasse mich an der Sonnenterrasse nieder. Schon steht die Torte auf dem Tisch und ich lausche den Erzählungen der Bergsteiger um mich herum. Vom Riesernock und von Dr. Hartdegen höre ich allerdings nichts, so verabschiede ich mich von der wunderschönen Hütte und nehme die Erinnerung an beide mit nach Hause.

Tourengänger: georgb


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