Rundtour durchs westliche Halltal - Lafatscher Joch, Stempeljoch, Pfeiser Spitze und Lattenspitze


Publiziert von Sn87 , 21. August 2016 um 20:09.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:19 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit MTB zum Ende der asphaltierten Halltalstraße kurz vor den Herrenhäusern.
Unterkunftmöglichkeiten:im Inntal zahlreich vorhanden
Kartennummer:AVK 5/2 Karwendel Mitte

Das Halltal ist bestimmt nicht die einsamste Karwendelregion, aber es hat sich trotz der recht bequemen Zugänglichkeit aus dem Inntal und des Innsbrucker Höhenwegs eine gewisse Art von Abgeschiedenheit und Ursprünglichkeit erhalten können. Die verlassenen Bergwerksgebäude sind diesem Eindruck bestimmt zuträglich und sind schon für sich genommen einen Besuch wert. Ebenso finden sich hier in beeindruckender Landschaft auch zahlreiche lohnende Gipfelziele; Roßkopf, die Lafatscher, das Bettelwurfmassiv, um nur die Prominenz zu nennen.

Bei einer Runde durch die östliche Halltalregion und auf die Speckkarspitze war natürlich der kleine Lafatscher nicht zu übersehen... und so war schnell der Plan zusammengezimmert, diesen Gipfel mit einer Runde um das westliche Halltal zu kombinieren. Drei Tage später sollte sich dann ein möglicherweise brauchbares Schönwetterfenster auftun.

Noch in Finsternis starte ich gegen 5 in Innsbruck mit dem Rostbike los in Richtung Halltal. In Thaur etwas aufwärts und durch den Wald ohne Höhenverlust nach Absam zum Parkplatz am Halltaleingang (ca. 1 h).

Die Asphaltstraße ins Tal ist für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Bei gutem Wetter kann ein Taxishuttle benutzt werden, aber es ist an sich gut mit dem Radl zu fahren. Auf über 30% Steigung sollte man halt gefasst sein, aber am Ende des Tages wird es sich gelohnt haben. Nach einer weiteren Stunde und bisher 700 hm endet die Teerstraße kurz vor den Herrenhäusern: Raddepot

Wie so oft in diesem Sommer wollten sich die Meteorologen nicht festlegen, ob nach der klaren Nacht auch der Sonnenschein bis zum Nachmittag halten wird: vielleicht ja, aber lokale Gewitter sollten keine Überraschung sein... naja, jedenfalls schüttet es nochmal kräftig, sodass bei den Herrenhäusern eine halbe Stunde Zwangspause ansteht.

Das Wetter bessert sich aber rasch. Dann weiter auf dem breiten Wanderhighway erst durch Wald, dann durch die Latschenzone zum Lafatscher Joch (ca. 1h45 ab Herrenhäuser).

Der Aufstieg zum kleinen Lafatscher beginnt über schuttige und rasendurchsetzte Schrofen. Der Weg ist durch Steinmandln und den einen oder anderen roten Punkt markiert, aber solange man sich im Bereich der Nordwand hält, passt es.
Schöne Aussicht auf die Hinterautaler-/Vomper Kette und den Roßlochkamm wird hier geboten.
Das Gelände wird zusehends felsiger und der Rücken schnürt sich zusammen; es folgen leichtere Kraxelstellen. Ich lasse dabei trotzdem viel Zeit liegen und die Steigmoral kommt mir zusehends abhanden. Nach gut anderthalb Std. ist noch nichtmal die Vereinigung mit dem S-Rücken erreicht. Eine leicht ausgesetzte IIer Stelle bringt mich dann zum Umdrehen: vielleicht einen schlechten Tag erwischt, aber ich komme bestimmt wieder hier vorbei (bis hier vielleicht T4+, stellenweise I-II).

Im Abstieg zum Lafatscher Joch hat man immer sehr schöne Ausblicke Richtung Speckkarspitze, welche ich drei Tage zuvor überschritten habe. Die trichterförmige Westseite und der "Durchschlag" sind aus dieser Perspektive ordentlich photogen.

Am Joch angekommen steige ich kurz Richtung Kohlstatt ab und wechsele auf den Wilde-Bande-Steig. Dieser führt fast eben an der Südseite der Lafatscher und des Roßkopfs und quert dabei einige Rinnen. Tolle Aussicht auf die südliche Halltal-Begrenzung
Die Stahlseile sind oft nicht nötig; Trittstifte erleichtern den speckigen Ausstieg aus einer tieferen Spalte am Beginn des Steigs. Man merkt, dass dies eine Hauptroute ist.
Nach einer knappen Stunde verlässt man die Felsregion und betritt die Stempelreise. Diese ist überraschend bequem zu ersteigen, der Weg ist tip-top präpariert. Flugs steht man in der sehenswerten Pfeis und wechselt auf den Südkamm zur Pfeiser Spitze.

Der Steig zu Pfeiser Spitze und Lattenspitze ist ab Beginn der Fixseile fast durchgehend versichert. Das ist auch gut so, denn es wird abwechselnd ausgesetzt und recht brüchig. Das Lostreten von gröberen Brocken ist trotz vorsichtigen Gehens fast nicht zu vermeiden - einen Steinschlaghelm würde ich wärmstens empfehlen.
Kurz und steil geht es durch düstere Spalten- und Turmgebilde hoch zum Grat und schnell ist das GB der Pfeiser Spitze (2342 m, vielleicht T4+/T4-, Stelle zum GK I-II) erreicht. Der Übergang zum Gipfelkreuz ist ausgesetzt, aber dank Fixseil recht einfach zu bewältigen. Interessant: auf älteren Bildern ist das GK am höchsten Punkt zu sehen, jetzt steht es auf der nächsten Platte Richtung Osten.

Nächstes Ziel im Südkamm ist die Lattenspitze und der Übergang fordert vollste Konzentration ein. Zuerst geht es fast senkrecht in eine ca. 10-15 m tiefe Scharte. Dabei muss man kurz über den Grund der Scharte hinaus in die Nordseite rausqueren, bevor das Fixseil wieder nach Süden zum tiefsten Punkt des Übergangs leitet.
Jenseits geht es dann ca. 5-7 m aufwärts, bevor fast eben auf schmalem, etwas brösligem Band nach Süden aus der Schlucht rausgequert wird. Ab hier hat man es noch kurz mit steilem Schrofengelände zu tun, bevor man die Lattenspitze erreicht (2336 m, die Schlucht etwa T5-, I-II).

Ab jetzt gehts via Wildanger zum Sattel "Törl" (1780 m), welches den Abstieg zurück zu den Herrenhäusern vermittelt, nur noch abwärts. Dabei hat man einen kräftigen Konstrast zwischen den grünen Wiesen Richtung Inntal rechts, und grauen, bizarren Felsgebilden links.
Kurzweilig gehts durchs Bergwiesen und auf gutem Steig durch die Latschenzone, bevor man wieder in den breiten Schotterweg kurz nach den Herrenhäusern einfädelt.

Das mühsame frühmorgendliche Gekurbel hat sich wie immer doch gelohnt, aus dem Halltal rauszurollen ist ein Genuß und das schöne Wetter hat auch durchgehalten!


Großen Respekt vor den alpinen Konditionswundern gbh und Chiemgauer, von denen ich mich natürlich etwas inspirieren ließ.

PS: Die Schwierigkeitseinstufungen sind sehr grob, hier tue ich mir noch hart.

Tourengänger: Sn87


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