Vilan von der "anderen" Seite
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Aller guten Dinge sind drei. Verdammt, es muss doch möglich sein, auch mit Schneeschuhen mal einen Gipfel zu erreichen! Diesmal überliess ich nichts dem Zufall, insbesondere das Zeitmanagement wurde stark optimiert.;-)
Der Vilan sollte es sein, von Norden - eine lange und einsame Variante. Der Vilan (2.376 m) ist ein sogenannter Eckpfeiler mit hervorragender Aussicht - genau das Richtige für einen Tag wie heute, an dem die Fernsicht sicher mehr als 100 km betragen sollte!
Eigentlich beginnt die Route in Jenins, leider ist dieses Dörfchen sehr schlecht an den öV angebunden. Es fährt zwar ein Postbus, dieser bringt aber keine Zeitersparnis, da man gut 20 min. Aufenthalt in Landquart hat. Daher startete ich meine Tour bereits in Maienfeld und erreichte bei grimmiger Kälte nach 20 min im Stechschritt Jenins (mit dem Postbus wär ich 15 min später dort angekommen...). Die Alpstraße, welche zur Jeninser Alp Untersäss und dann weiter zur Fläscher Alp führt, war von einem tüchtigen Menschen bis auf eine Höhe von ca. 1.300 m geräumt worden, so dass ich erst dort meine Schneeschuhe anlegen musste. Witzigerweise traf ich diesen "tüchtigen Menschen" beim Abstieg, als dieser noch am Nachmittag mit Tourenski gen Vilan emporstieg: Ein Weinbauer, der Tage zuvor die Straße mit dem Traktor geräumt hatte, um mit dem Geländewagen zu den Hütten der Alp Untersäss zu gelangen. Ich bedankte mich jedenfalls artig, hat es mir doch den Auf- und Abstieg erheblich erleichtert...
Einer Skiaufstiegsspur folgend, passierte ich die schön gelegene Alp Mittelsäss (1.773 m) und lief dann etwas südlich (rechts im Aufstiegssinn) des Sommerwanderwegs durch die "Jeninser Alp". Etwa auf Höhe der Alp Obersäss (2.001 m) biegt man dort, wo der Hang die geringste Steilheit aufweist in die Nordflanke des Vilans ein. Die Hangneigung beträgt ca. 30 Grad, daher sollte die Route nur bei sicheren Verhältnissen gegangen werden. Nach ca. 3 1/2 h erreichte ich den Nordostgrat des Vilan und gelangte über diesen in einigen Minuten zum höchsten Punkt (mit Gipfelwegweiser und Skiständer). Am Gipfel dann grosse Aufregung unter den anwesenden Tourengängern: Ein Ski hatte sich selbständig gemacht und war die steile Nordwestflanke hinuntergesaust und nicht mehr auffindbar! Vermutlich hat er sich irgendwo in den Tiefschnee eingegraben und kommt erst im Frühjahr mit der Schneeschmelze wieder zum Vorschein...
Am Gipfel die erwartete phänomenale Aussicht auf unzählige Gipfel und Tiefblick ins Churer Rheintal. Es blies jedoch ein eiskalter Südostwind, so dass ich mich nicht lange dort aufhielt und den Rückweg antrat. Ursprünglich hatte ich geplant, nach Seewis abzusteigen, die Jeninser Seite schien aber mehr Windschutz und Nachmittagssonne zu bieten. So ging ich halt den gleichen Weg wieder runter. Konnte ich mich schon nicht verlaufen.. ;-)
Ein Wort noch zu den Verhältnissen: Oberhalb von 2.000 m, insbesondere in der schattigen Nordflanke des Vilans war der Schnee pulvrig, nur im Bereich des Gipfels hatte es ein paar verharschte Stellen. Darunter war der Schnee mit einem Harschdeckel versehen und wurde am Nachmittag sehr schwer.
Der Abstieg über die Alpstrasse ist ein ziemlicher Hatsch und selbst hier musste ich noch aufpassen, da einige Stellen spiegelglatt waren (und ich meine Schneeschuhe natürlich längst wieder ausgezogen hatte). Ziemlich müde und durchgefroren kam ich in Maienfeld an und freute mich auf einen heissen Kaffi!
Tour im Alleingang.
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