Nagelfluh-Gipfelrunde ab dem Schwägalp-Pass


Publiziert von Kauk0r , 18. Dezember 2015 um 13:43.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:17 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   CH-AR   Alpstein 
Aufstieg: 1350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis zur Schwägalp-Passhöhe, dort kostenlose Parkplätze.

Gemäß dem Motto Für jede Situation gibt es eine passende Tour fand ich mit den Gipfeln westlich der Schwägalp-Passstraße für das gestrige Zwischenhoch in Kombination mit einem freien Tag das richtige Betätigungsfeld. Nachdem es am Vortag hochreichend geregnet hatte, wollte ich nicht zuviel nun aufgeweichten Schnee als Unterlage. Blieben als nur die etwas tieferen Gipfelziele, in der Hoffnung dort einigermaßen energiesparend voranzukommen. Trotzdem rechnete ich mit viel Nässe auf den Wegen und wurde nicht enttäuscht. Insgesamt gilt es auf dieser Runde die rechtsverbindliche Wildruhezone Südliches Appenzeller Hinterland (01. Dezember - 30. April) (vgl. Karten der Schweiz-online) zu beachten, es sollten nur die ausgewiesenen Winterwege benutzt werden. Ausdrücklich erlaubt ist darüberhinaus auch die Nutzung aller markierten Wanderwege, außer sie sollten vor Ort explizit gesperrt sein. Außerdem verläuft die Tour im Waldreservat Kreisalpen.

Der Start am Parkplatz der Schwägalp-Passhöhe ist noch trocken, gegenüber beginnt am Beieregg der ausgeschilderte Wanderweg zum Chräzerenpass. Schon die ersten freien Flächen danach sind schneebedeckt, die ehemals gute, harte Spur trägt durch den Regen nicht mehr und man sinkt nochmals 10-20cm ein. Im Wald dann eine ausapernde Mischung aus Matsch, Eis und Schnee. Am Chräzerenpass bessert sich dies mit erreichen der Forststraße, sie führt auf längeren Strecken schneefrei zum P.1297 unterhalb von Horn. Nachdem die direkte Flanke zum Pfingstboden-Gipfel noch schneebedeckt ist, wähle ich die Alptrasse zum Pfingstboden. Sie ist zwar aper, jedoch gleicht sie einem kleinen Back, da aus den oberen Flanken viel Wasser fließt. Hinter den Alpgebäuden dann über die ausapernde Flanke zum Pfingstboden-Gipfel. Im Anschluss wühlt man sich etwas mehr durch die Westflanke und teil knietiefen Schnee hinab nach Ellbogen. Erst das unterste Stück des Weges ist aper. Jetzt meist trocken auf dem Alpstraße nach Hinterfallen und auf der Trasse weiter hinauf zum Waldrand. Auch der Wanderweg ist anfangs noch schneefrei, die oberen freien Flächen unter dem Gipfel sind noch geschlossen bedeckt, so dass ich zum Ostrücken hin ausweiche und dort weniger Schnee antreffe, bevor ich zum Gipfelbänkchen auf dem Hinterfallenchopf komme.

Zurück nach Ellbogen und auf der Forststraße zurück in Richtung Horn. Bei P.1259 zweigt der Wanderweg ins Ofenloch und nach Neuwald ab. Dieses Stück bildet die Schlüssel-Passage der Tour. Der Wanderweg führt auf einer schmalen Trasse zwischen steilsten Nagelfluh-Wänden in den Grand Canyon der Ostschweiz. Aus dem Allgäu sind mir Nagelfluhformationen ja nicht unbekannt, eine solche Dimension war jedoch neu und sehr beeindruckend. Bei sommerlichen Bedingungen ist die Trasse vermutlich recht sicher zu begehen, jetzt im Winter ist für eine Begehung absolute Trittsicherheit erforderlich. Man muss mit Lawinenschnee, Eis und Eisschlag rechnen, zudem sind die nassen Blätter eine glatte Unterlage. Aktuell war der Weg im ersten Abschnitt weitgehend schneefrei, weiter unten im zweiten Abschnitt liegt oft Schnee auf dem Weg, der bislang nur wenige Begehungen hatte, die Spuren waren kaum noch auszumachen. Meist ist es gutmütiger Trittschnee, teilweise aber von Blättern bedeckt, was eine rutschige Kombination ergibt. An wenigen Stellen wurde die Oberfläche von herabgebrochenem Eis ziemlich verhärtet. Wem das zu heikel ist, der umgeht das Ofenloch oberhalb auf der Forststraße und dem vor Horn abzweigenden Weg nach Neuwald. Bevor bei P.1147 die Schlucht gequert wird, genießt man einen tollen Blick auf die Ofenloch-Höhle und hinterläuft noch einen Wasserfall. In der gegenüberliegenden Waldflanke steigt man auf einem schönen Waldpfad zu den freien, schneefreien Weideflächen. Hier verläuft sich der Pfad etwas, Orientierungspunkt bleiben gelegentliche Markierungsbalken und die Alpgebäude von Neuwald. Hinter der Alp geht es auf der Wegtrasse auf den Südwestrücken, der mit spärlichen Spuren und Markierungen problemlos hinauf zum Spicher führt. In der schattigen Nordseite und auf dem Weg zum weitläufigen Gipfel gibts nochmal Schnee. Über die teilweise apere Nordwestflanke bin ich dann direkt zum schneebedeckten Wanderweg abgestiegen und zu P.1397 gelangt.

Hier beginnt die lange Querung vom Älpli nach Ober Chenner. Da der Weg oft sonnseitig exponiert ist, ist er meist Schnee frei. Hinter den Alpgebäuden von Ober Chenner ist der Alpweg noch dick von Schnee bepackt, deshalb eine kurze Umgehung der ersten Kehren. Danach kann man am Rand der Trasse fast ohne Schneekontakt auf die breite Hochalp gelangen. Nach eine kurzen Besuch des Hauptgipfels machte ich meine Pause auf dem Ostgipfel, der eine Rundumsicht auch nach Norden ohne Einschränkungen durch Bäume erlaubt. Danach gings auf selbem Weg zurück nach P.1469 beim Spicher und dem Wegweiser nach in Richtung Schwägalp. Bei P.1479 beginnt nach rechts eine Alpwegtrasse die zum P.1404 führt, dort zweigt der Wandweg ab, der zum schneereichen P.1336 bei Rietfaltig leitet. Auf einer schneebedeckten Forststraße geht es schnell zurück zur Chräzerenpass-Straße und von da auf bekanntem Weg zurück zum Auto am Schwägalp-Pass.

Fazit: Eine lange Wanderung (T2) mit einem alpinen Highlight (T3) am Steig zum Ofenloch, deren Höhenmeter sich trotz der geringen Differenz zwischen Ausgangspunkt und Gipfel deutlich summieren. Selten im Jahr wird man hier ungestört die schönen Blicke auf den nahen Säntis genießen, ich bin jedoch nur einer Person begegnet. Wer sich an der Nässe in diesem milden Dezember nicht stört, der kann hier am Wochenende eine Tour zu Fuß machen, ohne zusätzliches Material mitschleppen zu müssen.

Tourengänger: Kauk0r


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 18. Dezember 2015 um 16:11
Schöne Tour. Das Ofenloch fehlt mir noch. Sieht beeindruckend aus!

Gruß in den Hegau
Hanspeter

Kauk0r hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Januar 2016 um 21:11
Danke für dein positives Feedback! Ofenloch und Wanderweg dort in den Tobel hinab sind in der Tat beeindruckend und lohnend.

Gruß an den Bodensee!
Kauk


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