Chavín de Huántar und Akklimatisierung beim Antacocha-See


Publiziert von schimi , 14. Februar 2016 um 11:43.

Region: Welt » Peru
Tour Datum:25 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: PE 
Zeitbedarf: 2 Tage

25.8.2015
Heute fahren wir mit dem Bus nach Chavín de Huántar, eine der bedeutenden Ausgrabungen im zentralen Peru. Da die Fahrt durch den 4500 Meter hoch gelegenen Cahuis-Tunnel führt, wird gleichzeitig unsere Höhenanpassung vorangetrieben.

Wir verlassen Huaraz nach Süden auf der 3N, der einzigen Straße weit und breit, auf der man nennenswert vorankommt. Stetig bergauf aber nie steil steigt die Straße an, bis wir den Ort Recuay erreichen. Hier wird das Teil sehr weit und flach, so dass auch der Rio Santa, Raum hat sich etwas auszubreiten. Einige Kilometer weiter bei Catac wechseln wir auf die Ostseite des Flusses und verlassen auf der Straße 110 die Talsohle.

Langsam erklimmen wir eine erste Höhenstufe und ohne es zu merken sind wir schon über 3600 Meter hoch. Eine weite Ebene, die kaum Richtung Berge ansteigt breitet sich vor uns aus. Vor den vergletscherten Bergen erheben sich mit Gras bestandene flachere Berge, ja optisch eigentlich fast Hügel, sie sind zwischen 4000 und 4500 Meter hoch. Unsere Straße wendet sich direkt in Richtung Berge, und man hat keine Ahnung, an welcher Stelle der Pass liegen soll, über den wir hinüber fahren werden.



Weites Land



Kurz nachdem wir in ein Tal eingefahren sind, kommen wir zur Laguna Querococha, einem fast 4000 Meter hoch gelegenen See. Hier machen wir eine kurze Pause und genießen die kühle Frische der Bergluft und die ursprüngliche wilde Landschaft. Eine Schafherde weidet in der Nähe des Sees und sogleich sind ein paar Kinder in unserer Nähe und versuchen ein Geschäft mit uns zu machen. Sie tragen die Lämmer spazieren und hoffen auf ein paar Soles als Fotomodell zu verdienen.


Unser Fotomodell mit seinem Lieblingslamm



Noch fahren wir zwischen hohen Grasbergen bergauf, aber hier und da hat das raue Klima das zerstörerische Werk der Erosion begonnen und spült die Erde fort und hinterlässt nackten Fels, an dem kaum mehr wieder etwas wachsen wird. Kaum hinter dem See, kennt die Straße nur noch eine Richtung. Wir kommen dem Ende des Tales entgegen und immer mehr Kehren sind notwendig, um den Höhenunterschied zu bewältigen. Die letzten Höhenmeter haben sich die Ingenieure gespart und einen Tunnel von vielleicht 300 Metern Länge gesprengt.

Auf fast 4500 Metern Höhe fahren wir durch den Berg und werden auf der anderen Seite von einer Statue mit Kreuz und einer katastrophalen Straße empfangen. Den größten Teil der Strecke haben wir zwar hinter uns, zeitlich liegen wir aber nur ungefähr in der Mitte unserer Reisezeit. Ab nun geht es in vielen Kehren bergab und kaum einmal wir unser Bus schneller als ein Radfahrer auf ebener Strecke. Es zieht sich endlos und es ist alles andere als komfortabel. Aber so ist das halt in Südamerika.

(Auszug aus Wikipedia:) Was Chavín de Huántar tatsächlich war, ist bis heute unbekannt. Annahmen gehen dahin, dass es während seiner Blütezeit zwischen 400 und 200 v. Chr. ein Orakel- und Kultzentrum bedeutenderen Ausmaßes war, dessen kulturelle Betätigung der Textil- und Keramikfertigung sowie der Metallbearbeitung galt. Die Anlage Chavín gilt als das älteste Ensemble an Steinbauwerken in Peru. Die Steinklötze aus Granit stammen vom Cahuish-Pass und wurden zur Regenzeit herangeflößt. Die Anlage umfasst mehrere Gebäude mit diversen Plattformen und Innenhöfen, die zum Teil durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind. Die Hauptbauwerke sind ein „Alter Tempel“ und ein „Neuer Tempel“ sowie ein von den Spaniern irrtümlicherweise „Castillo“ genanntes Gebäude, eine dreistöckige, quadratische Pyramide, mit einer Seitenlänge von 70 m und einer Höhe von etwa 15 m. Zum Schutz vor Erdbeben sind die Seitenwände um 7 Grad geneigt. Im Inneren befindet sich ein Labyrinth von kleinen Kammern, Treppen und Rampen, die durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind und waagrechte Ventilationskanäle aufweisen. Die Mauern waren mit steinernen Köpfen verziert, die teilweise gut erhalten bzw. restauriert sind. Archäologen sind der Auffassung, dass es sich um Darstellungen von Opfern oder gefangener Feinde handelt. Die Steinreliefs zeigen Raubkatzen (evtl. Jaguare) in Verbindung mit Schlangen und Kondoren.


Früher Erdbebenschutz: Die Neigung der Mauern beträgt 7 Grad.



Monolith „El Lanzón“
Im Zentrum des Bauwerks befindet sich der 4,5 m hohe Monolith „El Lanzón“, ein menschlich gestaltetes Gottesbild, mit Krallen an Händen und Füßen, das sich im Schnittpunkt kreuzförmiger Galerien befindet. Die Figur in der Form eines Messers mit dem Griff nach oben, zeigt ein Raubtiergesicht mit zahlreichen Schlangen zwischen den Zähnen. An den Haarenden und sogar vom Gürtel hängen Schlangen herab. Der Monolith ist die älteste Figur, die in dieser Gegend gefunden wurde. Weit jünger ist die Raimondi-Stele und der Tello-Obelisk, die sich heute im Archäologischen Museum in Lima befinden. Die darauf dargestellten Motive ähneln sich aber. Julio Tello, ein peruanische Archäologe, kam zur Ansicht, dass Chavín verschiedene Kulturen bis zu den Inkas in einer religiösen Ideologie vereinte.



Die Hauptattraktion „El Lanzón“ ist bunt beleuchtet: Typisch Peru!



Die Rückfahrt von Chavín de Huántar nach Huaraz erfolgt auf eben dieser Straße über die wir gekommen sind. Der Unterschied ist nur der, dass uns die Auffahrt auf der schlechten Straße bis hinauf zum Tunnel noch lästiger und langwieriger erscheint. So lange wir keine bedeutenden Aktivitäten in 4500 Meter Höhe unternehmen, merken wir von der Akklimatisierung nichts, jedoch glaube ich, dass diese auch in relativer körperlicher Ruhe ein klein wenig vorankommt.




26.8.2015
Am nächsten Morgen starten wir von Huaraz wieder nach Süden um bei einer kleinen Wanderung auch einmal aktiv in die Höhenanpassung einzugreifen. Wir fahren mit dem Bus bis kurz vor Recuay und biegen dann rechts von der asphaltierten Straße ab. Auf einer Schotterpiste erklimmen wir die Höhe der Cordilliera Negra und wir sind erstaunt, die weit nach oben die kultivierten Böden reichen. Erst wenige Höhenmeter vor dem Antacocha-See gibt es keine Felder mehr und dieser liegt immerhin in einer Höhe von 3920 Metern. Am See steigen wir aus und genießen nach langer Inaktivität die ersten Schritte in der warmen Sonne.



Ein sensationeller Zeltplatz in (fast) garantierter Einsamkeit



Nach wenigen Metern beginnt der Weg langsam anzusteigen, und alle merken wir sofort, dass es mit der Höhenanpassung noch nicht so weit her ist. Wir spazieren langsam in die Höhe. Auf einfachen Wegen und später ist fast weglosem Gelände ersteigen wir Hügel um Hügel und erreichen zuletzt eine namenlose Anhöhe direkt über dem See in etwa 4230 Metern Höhe. Die meisten aus der Gruppe geben zu, dass sie die Höhe ordentlich spüren und schnell trennen sich die Ehrgeizigen und Ambitionierten von den Genießern und Fotografen.


Blick hinüber über das weite Tal Callejón de Huaylas in die Cordilliera Blanca



Am Ende sitzen wir alle gemütlich auf dem kleinen Gipfel, blicken hinüber auf die sicher mindestens 30 Kilometer entfernte Cordilliera Blanca mit ihren Eisriesen. Wir genießen das angenehme Höhenklima ausgiebig. Es ist warm aber nicht heiß. Die Sonne scheint mit seltener Intensität auf uns und erwärmt Körper und Seele.
Nach einer Weile gehen wir weiter und erreichen fast immer noch in Gipfelhöhe eine schöne Grotte die zwar nicht besonders weit in den Fels reicht, jedoch mit einem schönen Eingangsportal und einer tollen Aussicht aufwartet. Hier bleiben wir noch ein wenig und steigen dann über einen sehr steilen Erdpfad wieder zum See ab.


 


Tourengänger: schimi


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