Hoher Ifen Extended - Part II: Herbstblues im Nebel


Publiziert von Grimbart , 8. Oktober 2015 um 19:27.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:27 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1040 m
Abstieg: 1670 m
Strecke:ca. 17,8 km
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von der A14 bei der Ausfahrt Dornbirn-Nord auf die L 200 und über Egg nach Bezau. Vor Reuthe links ab auf die L 28 nach Bizau und auf der Mautstraße nach Schönenbach-Vorsäß.
Unterkunftmöglichkeiten:Neuhornbachhaus (privat), Schwarzwasserhütte (DAV), Gasthaus Egender (privat)
Kartennummer:Kompass WK-Nr 03 (Oberstdorf, Kleinwalsertal); F&B WK 5364 (Hinterer Bregenzerwald, Kleinwalsertal, Damüls)

Frühmorgens schien die Welt rund um das Neuhornbachhaus noch in Ordnung zu sein. Kein Wölkchen am Himmel, keine Nebel im Tal und die ersten Sonnenstrahlen an Hochkünzel und Zitterklapfen. Das hob gleich die Stimmung zum Frühstück und steigerte die Vorfreude auf den Hohen Ifen. In Vertrauen auf den sich abzeichnenden Traumtag und der Gewissheit, dass Zeit an diesem Tag keine Rolle spielen würde, genossen wir das frühmorgendliche Hüttenflair noch in vollen Zügen. Der späte Aufbruch sollte sich an diesem Tag aber noch als Eigentor erweisen.

 

Als kleine Aufwärmrunde wartete zu Beginn der Anstieg zum Neuhornbachjoch. Der Weg führt dabei direkt hinter der Hütte gleich einmal steil hinauf ins herbstliche Kar. Danach geht’s in angenehmer Steigung über Alpweiden zum bereits sichtbaren Joch. Dort oben angelangt, zeigte sich das Objekt der Begierde – einsam und nebelfrei – in seiner ganzen Herrlichkeit.

Bis dorthin stand aber noch einiges an Auf und Ab am Programm. Im Abstieg hinunter in die Ebene der Halden-Hochalpe präsentierte sich der Steig hartgefroren und teilweise vereist. Hat man die Steilstufe hinter sich, geht’s entlang der N-Flanke des Kreuzmandls angenehm bergab bis zu einer ersten Wegverzweigung. Hier gerade aus und an den nordöstlichen Rand der Ebene. Nun auf dem vom Vortag bekannten Weg hoch zum Gerachsattel.

So wie gestern, war auch heute der Gerachsattel für eine Überraschung gut. Das Kleinwalsertal war fest in Händen eines Nebelmeers, das sich heute für Höheres bestimmt fühlte und – zu unserem späteren Leidwesen – nach himmlischer Freiheit strebte. Seine ersten Fühler streckte es bereits gegen den Gerachsattel aus und auch der Widderstein wurde bereits zart umworben.

Nach links an einem Kreuz vorbei steigt man über einen zu Beginn ausgewaschenen Hang schräg nach rechts hoch zur „Luggo“, einer Geländeschulter. Nach der „Luggo“ folgt ein kurzes Flachstück mit fabelhaften Ausblicken zum Hohen Ifen. An einem kleinen Seelein vorbei zieht der Steig bald darauf hinunter zur Ifersguntalpe. Diese wurde bereits vom Nebel umgarnt. Keine guten Vorzeichen für den bevorstehenden Eugen-Köhler-Weg.

Ein Aufstieg im Nebel bei schmierigen und rutschigen Verhältnissen entsprach höflich ausgedrückt nicht meinen Wunschvorstellungen. Stets die fahle Sonnenscheibe sehend, bestand aber am Weiterweg, für jeden Meter den wir höher stiegen, die Hoffnung, der Nebelobergrenze und dem Azur des Himmels näher zu kommen und das Grau hinter uns zu lassen. Doch dem wahr nicht so, vielmehr überkam mich das Gefühl, dass der Nebel im Gleichklang mit uns nach oben stieg.

Zum Wegverlauf ab der Ifersguntalpe verweise ich gerne auf andere *Tourenberichte. Nur soviel sei gesagt, der plattige und drahtseilgesicherte Durchstieg hoch zur Abdachung ist bei Nässe und schlechter Sicht äußerst unangenehm (T4) und heikel. Die Eisenstifte und -klammern vermitteln ein trügerisches Sicherheitsgefühl und über die großteils völlig nutzlosen Drahtseilsicherungen – weil bodennah montiert – breite ich jetzt lieber einmal den Mantel des Schweigens aus. Es bestünde kein Unterschied zu ihrem Nichtvorhandensein.

Oben an der Abdachung präsentierte sich der Steig als Schlamm- und Matschspur, sodass wir es vorzogen abseits davon durch das Gras hochzusteigen. Dies galt auch für den Abstieg Richtung Ifenhütte. Ein nicht zu übersehendes Schild weist einem schließlich den Weg nach links hinunter. Über felsiges drahtseilgesichertes Terrain ging's mit der nötigen Vorsicht von der Ifenplatte wieder herunter.

Bei der folgenden Wegverzweigung nach links und über ein ausgedehntes Geröllfeld bis unter das nur schemenhaft zu erkennende Gasthaus Bergadler. Hier gabelte sich der Steig und führte in einer Art Hohlweg hoch Richtung Hahnenköpfle. Weiter oben hielten wir dann auf das Gipfelkreuz zu.

Hier war eine Rast angesagt. Die Sicht für den bevorstehenden Abschnitt (den Gottesacker) war mir einfach zu schlecht. Nach einer Viertelstunde hatte der Nebel mit uns ein einsehen und wurde wieder lichter. Jetzt war immerhin die Karmulde im NW des Hahnenköpfles zu sehen. In diese führt nämlich der Steig in einem Bogen hinunter. Aus der Karmulde geht’s dann aber gleich wieder auf eine Anhöhe hinauf. Danach ging's auf bescheidenem Pfad stets etwas unterhalb des Kammes über mehrere „Grathöhen“ hinweg bis vor uns plötzlich ein markanter überhängender Schrofen aus dem Nichts auftauchte.

Wir glaubten es kaum, der Nebel hatte uns freigegeben, die Untergrenze war erreicht! Der Steig hielt nun auf besagten Schrofen zu, welcher dann rechts umgangen wird. Bei einem kurzen Felskamin war aber noch einmal Vorsicht geboten. Danach unterhalb von Schrofen weiter bis zu einer Grasschulter mit Wegweiser.

Hier nun – eine heikle Steilgrasflanke traversierend – nach links hinüber zu einem grasigen Rücken. Auf diesem nun steil abwärts bis kurz vor die ersten Bäume und einem Weidezaun folgend nach rechts. Mangels Markierungen peilt man bald darauf ein weithin sichtbares Kreuz mit Bänklein an. Von diesem weiterhin weglos, allerdings stets links des Baches über die Alpweiden hinunter bis zur verfallenen Alphütte der Kälbelegüntlealpe.

Was nun folgte war ein Spießrutenlauf. Auf einem verwahrlosten alten Ziehweg ging's talaus an den Waldrand. Ein Riese schien hier seine Kieselsteine verloren zu haben. Hat man den Wald erreicht geht’s in geröllreichen Kehren durch diesen bergab bis zum Abzweig zur Schneckenlochhöhle. Ab hier besserten sich die Wegverhältnisse rapide und bald darauf war dann auch endlich der Fahrweg erreicht. Diesem folgend ging's vorbei an der Iferwiesalpe wieder zurück in die Zivilisation. Die Füße dankten es einem nach dieser Rumpelkiste.

 

Gehzeiten:

Neuhornbachhaus – Neuhornbachjoch (ca. 35'') – Halden-Hochalpe – Gerachsattel (ca. 40'') – Ifersguntenalpe (ca. 35'') – Eugen-Köhler-Weg – Hoher Ifen (ca. 1' 25'') – Hahnenköpfle (ca. 1' 00'') – Kälbelegüntlealpe (ca. 1'' 25'') – Iferwiesalpe (ca. 1' 05'') – Schönenbach-Vorsäß (ca. 20'') – Schönenbach, Parkplatz (ca. 10'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (2)


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dulac hat gesagt:
Gesendet am 9. Oktober 2015 um 00:04
Hallo Erwin,

Schade,
daß Euch auf dem Ifen keine Aussicht vergönnt war :-(

aber Gratulation
zu den schönen und auch den durch den Nebel sehr stimmungsvollen Fotos, die eher den Eindruck einer gelungenen Tour vermitteln :-)

und Danke dafür,
daß Du ausgerechnet einen link zu meinem Bericht gesetzt hast. Um „Nachgeher“ vor einem ähnlichen „Abenteuer“ auf dem Gottesacker zu bewahren wie es mir damals passiert ist, habe ich ihn um einen entsprechenden Nachtrag ergänzt.

LG Wolfgang

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Oktober 2015 um 18:27
Hallo Wolfgang,

Dein Bericht fand ich unter den vielen als den informativsten. Insbesonders die Bilder von den Drahtseilsicherungen am Eugen-Köhler-Weg.

Und ja, die Tour würde ich jedenfalls als gelungen bezeichnen. Mein Wiener Studienfreund war jedenfalls begeistert und mutiert langsam vom "Städter" zum "Bergler".

Lg
Erwin


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