Der Wanderweg zwischen Füssener Jöchle und Schartschrofen gehört zu den am stärksten frequentierten Bereichen der Tannheimer Berge. Dementsprechend meiden ernsthafte Bergsteiger diese Gegend in der Regel.
Man kann den Trubel allerdings auch dadurch etwas meiden, dass man außerhalb der Öffnungszeiten der Bergbahn unterwegs ist und die Gipfel am Wegesrand mitnimmt. Auf denen ist nämlich, mal abgesehen vom Schartschrofen, bei weitem nicht so viel los wie unten auf der Wanderautobahn. Auch wenn die Aufstiege recht kurz sind, so sind sie doch für Nur-Wanderer viel zu anspruchsvoll.
Das sehen auf dieser Seite allerdings nicht alle so. Bestes Beispiel hierfür ist die Überschreitung der Läuferspitze vom Füssener Jöchle zum Hallerschrofen. In der Regel wird die Tour mit T 3 bis T 4 und maximal I bewertet. Dann geht es so wie uns: Man wundert sich, warum man plötzlich eine griff- und trittarme Steilstufe hinabklettern muss. An der hängt zwar eine lose Kette, aber die vermittelt nicht gerade das Gefühl hoher Sicherheit. Also...das ist doch bestimmt der falsche Weg...unten steht auf dem Wegweiser etwas von "Klettergarten Läuferspitze". Verirrt?
Im AVF wird die Variante über die Wandstufe nicht erwähnt. Stattdessen soll man für die Überschreitung wieder ein Stück zurück Richtung Füssener Jöchle gehen und dann nach Osten absteigen, um so das Geröllplateau unterhalb der Steilstufe zu erreichen. Dies ist zurzeit ein eher ungebräuchlicher Weg.
Wir haben die Läuferspitze mehrfach in diesem Jahr begangen und überschritten. Bei Benutzung der Kette liegt die Schwierigkeit bei II (zutreffende Bewertung
hier). Wird die Stelle frei geklettert, bewegt man sich im III.Grad. Somit ist die Überschreitung der Läuferspitze trotz der Kürze nur für wirklich erfahrene Bergsteiger geeignet.
Zur Schwierigkeit:
Läuferspitze vom Füssener Jöchle: T 4- und I
Überschreitung: III (knapp 10 Meter; bei Benutzung der Kette II), unten in der Latschenrinne I+
Hallerschrofen Westflanke: T 5-
Weiterweg zum Schartschrofen: leichte Wanderung bis T 3
Zum Zeitbedarf:
Haller-Gessenwangalpe: 45 min
Gessenwangalpe-Füssener Jöchle: 30 min
Füssener Jöchle-Läuferspitze: 15-20 min
Läuferspitze-Hallerschrofen: 30 min
Hallerschrofen-Schartschrofen: 20-25 min
Schartschrofen-Hallergernjoch-Haller: 55 min
Vom Parkplatz am östlichen Ortsende von Haller (1135m) geht es auf guten Wegen ohne Orientierungsprobleme zunächst zum Gasthaus Adlerhorst (1330m) und dann, die Forststraße oft abkürzend, hinauf zur unbewirtschafteten Gessenwangalpe (1581m). Auf dem Weg Nr. 413 geht es weiter gemütlich aufwärts ins Füssener Jöchle (1818m).
Schnell verlassen wir diesen Touristenmagneten und steigen direkt aufwärts Richtung Läuferspitze (1956m). Teilweise helfen Seilversicherungen. Manchmal muss man sich bereits kletternd fortbewegen. Also kein Gelände, in dem man nebenbei SMSen lesen kann.
Während der Öffnungszeiten der Seilbahn muss man mit zahlreichen Gaffern rechnen.
Auf der anderen Seite des Gipfels geht es mit Seilsicherungen über den ausgesetzten Gipfelgrat an die Wandstufe (Schlüsselstelle der Tour) und dann senkrecht hinunter auf ein Geröllfeld. Dieses wird nach Süden überquert, bis man eine steile Latschenrinne erreicht. Durch diese hinunter und bald auf den Wanderweg.
Wir steigen in der Flanke des Hallerschrofens höher. Am einfachsten besteigt man den Hallerschrofen, wenn man auf dem Wanderweg bis auf den Rücken steigt und den Gipfel dann leicht von Süden her gewinnt. Wir verabschieden uns schon etwas vorher vom Wanderweg und bewältigen die steile Geröll- und Schrofenflanke. Die ist direkter, aber deutlich anspruchsvoller als der Normalweg und vor allem ziemlich steinschlägig.
Der höchste Punkt des Hallerschrofens (1934m) ist komplett mit Latschen zugewuchert. Da lässt sich nicht gut rasten. Also verlassen wir den Gipfel bald und kehren über den bequemen Rücken auf den Wanderweg zurück.
Am Hallergehrenjoch (1851m) biegt unser Rückweg zur Gessenwangalpe ab. Dort gelangen wir später auf ca. 1700m wieder zurück auf den Aufstiegsweg.
Zuvor besteigen wir allerdings noch den unschwierigen Schartschrofen (1968m), der beeindruckende Nahblicke auf die Tannheimer Hauptgipfel bietet.
Eine logische Fortsetzung der Tour wäre nun der Friedberger Klettersteig zur Roten Flüh. Dafür fehlt uns heute leider die Zeit.
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